Phantoms

USA 1998 · 94 min. · FSK: ab 16
Regie: Joe Chappelle
Drehbuch:
Kamera: Richard Clabaugh
Darsteller: Peter O'Toole, Rose McGowan, Joanna Going, Ben Affleck u.a.

Neben Stephen King und dem Briten Clive Barker gehört der ameri­ka­ni­sche Best­sel­ler­autor Dean R. Koontz mit etwa 60 Veröf­fent­li­chungen zu den bekann­testen Schrift­stel­lern zeit­genös­si­scher Horror- und Thriller-Literatur. Und genau wie bei seine Kollegen wird ein Buch Koontz´ nach dem anderen auf die Leinwand gebracht, mit tatkräf­tiger Unter­s­tüt­zung vom Autor. Koontz schrieb hierfür für das Drehbuch und fungierte zudem noch als ausfüh­render Produzent, um sich vom anfal­lenden Gewinn ein Maximum heraus­zu­holen.

Da die letzte Verfil­mung von Brett Leonard, der über­na­tür­liche Psycho­thriller Hideaway (1995) nicht besonders überzeugt hat, folgt nun Joe Chappelle, der mit Halloween VI noch in schlechter Erin­ne­rung steht, mit der üppig besetzten Verfil­mung des 1983 erschie­nenen, gleich­na­migen Romans Phantoms. Um allzu großen Ärger mit Hollywood-Produ­zenten zu vermeiden, wandte sich Koontz an das mitt­ler­weile schwer­be­kannte Dimension-Team, die durch Erfolge wie Scream, From Dusk till Dawn, oder The Prophecy eine Renais­sance des Horror­genres – zumindest im Main­stream-Bereich – einge­leitet hatten.

Zur Story: zwei Schwes­tern (Jo Going und Rose McGowan – Scream) finden einen Winter­sportort in Colorado verlassen vor und entdecken dort einige übel zuge­rich­tete Leichen, denen sämt­li­ches Blut ausge­saugt wurde. Auf der Suche nach Hilfe stoßen sie auf den Sheriff, darge­stellt von Ben Affleck (Good Will Hunting) und seine Assis­tenten (u.a. Liev Schreiber, Scream Teil 1 und Teil 2). Aber auch die herbei­ge­ru­fene Sonder­ein­heit der Regierung, unter­s­tützt von einem skurrilen Professor (Peter O´Toole – The Last Emperor) kann aber gegen die über­na­tür­liche Macht, die sich den Ort beherrscht, vorerst nichts ausrichten.

Zwar bietet eine Story wie diese nichts Neues, aber viele Szenen sind auf wirkungs­volle Schock­mo­mente konstru­iert und sorgen so für etwas Nerven­kitzel, auch wenn der Aufbau unlogisch und selbst­zweck­haft erscheint. Nach der schnör­kel­losen Einfüh­rung bleibt die Handlung schnell stecken und wird zum unwich­tigen Neben­be­stand­teil. Die bedrü­ckende Stimmung hingegen tröstet optimal darüber hinweg.

Den üblichen Genre­mus­tern folgend, werden die unbe­deu­ten­deren und vor allem unsym­pa­ti­scheren Darsteller als erstes brutal abge­murkst, aber die Szenen sind wie gewohnt zu flink montiert, um wirklich zu scho­ckieren – was bei den hervor­ra­genden Effekten von KNB EFX, diesmal von Greg Nicotero überwacht, nur zu bedauern ist. Die rest­li­chen Negerlein stolpern von einer Falle in die nächste und auch die zu Hilfe gerufene Regie­rungs­truppe, die vom Auftreten stark an Outbreak erinnert, wird gnadenlos als Kano­nen­futter verheizt. Alle bishe­rigen Plus­punkte egali­siert der enttäu­schende Showdown rück­sichtslos und macht den Film damit höchstens für Neuein­steiger inter­es­sant.

Besonders kraftvoll kommen die Schau­spieler (extrem unter­for­dert: Peter O´Toole) nicht gegen die stereo­type Rollen­ver­tei­lung an, die sich komplett um die para­nor­male Kreatur, »Ancient Enemy« genannt, kümmert, aber den Akteuren kein Platz zur Entfal­tung einräumt. Als echten Höhepunkt hingegen darf man sich über Liev Schrei­bers ultra-sleazige Drecks­rolle freuen, es entsteht der Eindruck, daß er der einzige plas­ti­sche Charakter des Drehbuchs ist. Der beträcht­liche Rest läßt sich kaum als ernst­zu­neh­mender Film bezeichnen, den Wert der klaus­tro­pho­bi­schen Atmo­s­phäre kann man aber auf jeden Fall schätzen.