Per Anhalter durch die Galaxis

The Hitchhiker's Guide to the Galaxy

USA/GB 2005 · 109 min. · FSK: ab 6
Regie: Garth Jennings
Drehbuch: ,
Kamera: Igor Jadue-Lillo
Schnitt: Niven Howie
Darsteller: Sam Rockwell, Mos Def, Martin Freeman, Zooey Deschanel, Warwick Davis u.a.
Habe ich auch ein Handtuch dabei?

Thumbs up!

Wer wünscht sich nicht von Zeit zu Zeit einen allwis­senden hitch­hiker’s guide to the galaxy, um endlich mit kurzen und tref­fenden Worten kompli­zierte Sach­ver­halte erklärt zu bekommen.

So könnte man diesen guide zum Beispiel fragen, warum Erden-Film­kri­tiker im Jahr 2005 immer noch nicht davon abzu­bringen sind, Lite­ra­tur­ver­fil­mungen mit ihren Buch­vor­lagen zu verglei­chen.

Der guide würde dann wohl darauf hinweisen, dass besagte Kritiker den Vergleich mit dem Buch eigent­lich immer nur dann vorbringen, wenn sie mit dem Film nicht zufrieden sind, dass erstaun­li­cher­weise die tausendste Shake­speare­ver­fil­mung ohne ständigen Hinweis, dass das Buch besser sei als der Film, hinge­nommen wird und dass der quali­ta­tive Vergleich eines Films mit einem Buch (selbst wenn er auf selbigem basiert) ohnehin voll­kom­mener Unsinn ist, da es sich schließ­lich um zwei total verschie­dene Dinge handelt und man ja auch nicht Apfel­schnaps mit frischen Äpfeln vergleicht, obwohl der erste auf der Grundlage des zweiten entstanden ist. Der guide würde wohl mit der Warnung schließen: »Avoid this critics if possible«

Doch leider ist das alles Fiktion und so müssen wir uns auch bei Per Anhalter durch die Galaxis wieder von gewis­sen­haften Kritikern vorrechnen lassen, dass der Film nicht gelungen sei, da der Witz XY im Buch viel besser war und die Anspie­lung YZ im Film total fehlt und die Figur des ZX sei im Buch ganz anders und, und, und, worauf man eigent­lich nur mit den Worten der (laut Film) intel­li­gen­testen Erden­be­woh­nern antworten kann: Bollocks!!

Denn wenn man sich nicht darauf versteift, das eigene, hoch subjek­tive, natur­gemäß kaum zu über­tref­fende Lese­ver­gnügen mit der massen­kom­pa­ti­blen Umsetzung in einen zweis­tün­digen Kommerz­film zu verglei­chen, kann man erfreut fest­stellen, dass Per Anhalter durch die Galaxis ein außer­or­dent­lich lustiger, immer noch über­durch­schnitt­lich geist­rei­cher und erfreu­lich eigen­wil­liger Film geworden ist. Nicht zu vergessen, dass er very british geraten ist.

Typisch britisch ist dabei schon die Ausgangs­si­tua­tion des Films, in der wieder einmal ein Durch­schnitts­bürger (hier heißt er Arthur Dent und wird gespielt von Martin Freeman) aus seinem grauen Alltag gerissen wird, um sich gänzlich unfrei­willig in einer ziemlich unge­wohnten Situation wieder zu finden (im Fall Dents ist dies eine Reise durch das Weltall, nachdem die Erde zerstört wurde). Doch selbst in der ausweg­lo­sesten Situation gilt: Don’t panic! Schließ­lich ist die Galaxie dem guten alten England in vielen Punkten gar nicht so unähnlich, weshalb man sich auch auf fremden Planeten mit Büro­kraten und endlosen Warte­schlangen abmühen muss.

Sich weiter­füh­rende Gedanken über die Handlung von Per Anhalter durch die Galaxis zu machen, ist kaum von Nöten. Man kann nur zufrieden fest­stellen, dass eine durch­ge­hende Handlung vorhanden ist und man keine best-of-Douglas-Adams-Revue präsen­tiert bekommt.
Wichtiger ist ohnehin, sich auf diese aber­wit­zige Reise mitnehmen zu lassen und sie in all ihren schil­lernden Facetten zu genießen.

Die größten Pfunde, mit denen der Film wuchern kann, sind natur­gemäß die Vorlagen von Douglas Adams (sowohl seine Romane, als auch ein Dreh­buch­ent­wurf), die eine schier uner­schöpfliche Quelle für Witze, verrückte Ideen und skurrile Situa­tionen darstellen.
Doch was hilft die beste Grundlage, wenn man es nicht schafft, sie adäquat auf die Leinwand zu bringen?
Dem Regie-Neuling Garth Jennings gelingt das erstaun­lich gut, wobei einmal dahin gestellt sei, wie stark die Produ­zenten (z.B. Jay »Austin Powers« Roach) hier mit Rat und Tat zur Seite standen.

Das Ender­gebnis ist so oder so voll und ganz der briti­schen Komö­dien­tra­di­tion verhaftet und wer sich wundert, unter den Schau­spie­lern keinen (ansonsten fast unver­meid­li­chen) ehema­ligen Monty Python zu finden, der muss sich nur einige der wunder­baren bzw. wunder­samen Dekors anschauen, um darin den Geist von Terry Gilliam als Inspi­ra­tion zu entdecken.

Durch die Verwen­dung der unter­schied­lichsten Techniken schafft es Jennings dabei, seinem Film einen wahrlich zeitlosen Touch zu geben. Moderne Compu­ter­tricks stehen neben technisch anspruchs­vollem »Puppen­theater«, aufwen­dige Bauten stehen neben bewusst einfach gehal­tenen Effekten, die graphi­sche Umsetzung des hitch­hiker’s guide ist eine kleines Anima­ti­ons­juwel und selbst die gute alte Stop Motion Technik kommt mit einigen Häkel­puppen kurz zum Einsatz (was dahin­ge­hend very british ist, dass England mit Aardman Animation eine der letzten Bastion dieser Technik besitzt).

Drehbuch gut, Regie gut, wen wundert es da, dass auch die Darsteller über­zeugen. Martin Freeman als Arthur Dent und Zooey Deschanel als seine ange­be­tete Trillian spielen äußerst treffend die unspek­ta­ku­lären Britten, die auch ein Welt­raum­trip nicht wirklich aus der Fassung bringt. Mos Def als Ford und vor allem der einmal mehr großar­tige Sam Rockwell als Welt­raum­prä­si­dent Zaphod Beeb­le­brox dagegen nutzen ihre Rollen als Außer­ir­di­sche für eine unter­haltsam aufge­drehte Perfor­mance.
Äußerst gelungen auch die Kurz­auf­tritte bekannter Filmstars, die zum Teil nur Ihre Stimme beige­tragen haben, etwa Alan Rickman als depres­siver Roboter Marvin. Das hört man natürlich nur in der engli­schen Origi­nal­ver­sion, die in diesem Fall ohnehin ein absolutes Muss ist, da man sonst die Stimme von Stephen Fry als Erzähler verpasst, was grob fahr­lässig wäre.

Für alle die, die Douglas Adams Bücher kennen und schätzen, mag es tatsäch­lich schwierig(er) sein, diesen Film derart unbe­schwert zu genießen. Das macht den Film als solchen aber noch nicht schlechter.
Für alle anderen aber, die unvor­ein­ge­nommen ins Kino gehen, gilt die Devise:
Two thumbs up! Der Film wird einen dann sicher »mitreißen«.