Office Killer

USA 1997 · 83 min. · FSK: ab 18
Regie: Cindy Sherman
Drehbuch: ,
Kamera: Russel Fine
Darsteller: Carol Kane, Molly Ringwald, Jeanne Tripplehorn, Barbara Sukowa u.a.

Frauen, man(n) weiß das, haben es nicht leicht. Aber nicht jede hat es so schwer, wie Dorine (Carol Kane). Dorine ist die Zentral­figur von Office Killer. Als unschein­bare Tippse arbeitet sie seit Jahren im Büro des Verbrau­cher­ma­ga­zins »Constant Consumer«. Sie erlebt, wie manche Geschlechts­ge­nos­sinnen, nur weil sie hübscher und williger sind, an ihr vorbei­ziehen. Eines Tages drückt sie während eines Strom­aus­falls ausge­rechnet dann den Licht­schalter, als ihr Chef die Finger an der Sicherung hat; schwarz­ge­schmort haucht er seine Seele aus. Um nicht verant­wort­lich gemacht zu werden, lässt Dorine den Leichnam verschwinden – und merkt plötzlich, wie leicht es ist, sich unlieb­samer Mitar­beiter zu entle­digen. All ihre jahrelang aufge­staute Wut bricht sich Bahn – und Dorine wird zum Office Killer.

Das Bemer­kens­wer­teste an diesem US-Inde­pen­dent-Film ist seine Regis­seurin. Vor 15 Jahren wurde Cindy Sherman mit ihren »Film­stills« berühmt, mit Photo­gra­phien, die dem Stil der klas­si­schen Hollywood-Filme nach­emp­funden waren, und – scheinbar bekannt – an das kollek­tive Gedächtnis im Betrachter appel­lierten. Seitdem ist die New Yorkerin eine der wich­tigsten und inter­es­san­testen Gegen­warts­künst­le­rinnen, Verhül­lung, Entblößung und Defor­ma­tion des mensch­li­chen Körpers ist ihr Haupt­thema. In jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit, in Photo­gra­phie und neuen Medien geschult, mußte auch ein Kino-Film von ihr unter erhöhtem Erwar­tungs­druck stehen. Zumal sich Sherman mit dem Seri­en­killer-Genre und der Mode des »Slasher-Kinos« sehr aktuellen Themen zugewandt hat – man konnte gespannt sein.

Aber echte Sherman-Fans dürften das Kino nicht ohne Enttäu­schung verlassen. Über­ra­schend bieder und konven­tio­nell ist Office Killer geraten. Überhaupt nicht schlecht, aber ein wenig einfallslos, vor allem, was das Drehbuch und den Gebrauch der tech­ni­schen Mittel anbelangt. Es war bestimmt eine kluge Entschei­dung von Sherman, allen Versu­chungen, Avant­garde zu produ­zieren, zu wieder­stehen. Aber mit etwas mehr Über­ra­schung und Gewitzt­heit, etwas weniger nied­li­cher Naivität hätte man trotzdem gerechnet.

Wohl ist Office Killer besser, als viele andere Beispiele des Genres. Es gibt heraus­ra­gende, Sherman-typische Bild-Momente, inter­es­sante Kame­ra­au­gen­blicke, die jeder klas­si­schen Lehre wider­spre­chen, und sehr witzige Momente. Handelte es sich bei dieser Komödie um den Erstling eines Unbe­kannten, wäre man froh über das neue Talent. So aber überwiegt der Eindruck, nichts Neues erfahren zu haben.