K-19 – Showdown in der Tiefe

K-19: The Widowmaker

USA/GB/D 2002 · 138 min. · FSK: ab 12
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: ,
Kamera: Jeff Cronenweth
Darsteller: Harrison Ford, Liam Neeson, Peter Sarsgaard, Sam Spruell u.a.

»Pling!«, »Plong!«

Anfang der sechziger Jahre, mitten im Kalten Krieg: Ein russi­sches Atom-U-Boot neuester Bauart befindet sich auf seiner ersten großen Fahrt. Noch vor der Abfahrt wurden mehrere Männer bei Unfällen getötet, und mit Alexej Vostrikow (Harrison Ford) leitet ein neuer Komman­dant das einge­spielte Team des Schiffs. Sein Gegen­spieler scheint der Erste Offizier Polenin (Liam Neeson) zu sein, den Vostrikow als Kapitän abgelöst hat, nachdem verschie­dene Tests – ohne Polenins Verschulden, aber unter seiner Verant­wor­tung – schief­ge­laufen waren.

Unter Wasser steigt die Spannung. Mitten im Eismeer kommt es zu einem schwer­wie­genden Unfall, als der Reaktor zu schmelzen droht, und das Schiff zu einer atomaren Zeitbombe wird. Ein Atomkrieg droht, das Schicksal der Welt liegt in der Hand zweier Feinde.

K-19 – Showdown in der Tiefe ist in zumindest einer Hinsicht ein unge­wöhn­li­cher Film: Denn tatsäch­lich erlebt man hier Holly­wood­stars als russische U-Boot-Offiziere – was sie bisher nur sein durften, wenn sie die Böse­wichter in der neuesten James-Bond-Folge spielten. Erstmals sind hier Russen die positiven Helden eines Action­films, und inter­na­tional versucht man das Projekt auch vor allem als Beitrag zur Völker­ver­s­tän­di­gung zu verkaufen.

Doch wären da nicht die wusche­ligen Pelz­mützen, rot leuch­tende Sowjet­sterne und gele­gent­lich das von lautem Schreien beglei­tete Klirren der Wodkagläser würde man diese Tatsache schnell vergessen. Denn – Russen hin oder her – man hat es hier mit typisch ameri­ka­ni­schen Action­helden zu tun, die sich im richtigen Moment wieder zum Männer­bund zusam­men­raufen und die Welt retten. Das russische Element liegt allen­falls darin, dass Ford und Neeson noch ein wenig öfter von Ehre schwatzen und ein wenig »melan­cho­li­scher« wirken, als sonst (was natürlich auch an der dünnen Story liegen könnte). Im Übrigen ist K-19 – Showdown in der Tiefe ein mehr als konven­tio­neller Beitrag zum Genre des U-Boot-Films, der keines der üblichen Stereo­typen auslässt: Wie vor 20 Jahren in Petersens Klassiker Das Boot schlägt das ständige »Pling!« des Echolots des Takt des Films, bricht einmal Wasser ein, einmal Feuer aus, fällt der Strom weg und das Essen in der Kombüse herunter. Auch begegnet man dem »verrückten Maat« und dem »Offizier aus gutem Hause«, ohne die kein solcher Film auskommt. Und einmal wird besonders tief getaucht, dann ist es im Kino ganz still, man hört nur, wie sich die Stahl­wände – »Plong!« – unter der Wasser­druck biegen – um dann doch zu halten und den Film nicht schon nach einer halben Stunde zu ersäufen.

In schönen Bildern feiert der Film das Selbstopfer der Einzelnen für die Sache des Ganzen; Held sein, erfährt man, heißt sterben lernen. Besonders enttäu­schend ist K-19 – Showdown in der Tiefe weil Kathryn Bigelow Regie führte. Von ihr ist man weitaus bessere, unkon­ven­tio­nel­lere Filme gewohnt – doch offenbar musste die Regis­seurin nach mehreren geschei­terten Projekten und 7 Jahre nach ihrem Erfolg mit Strange Days erst einmal überhaupt einen Film machen, um sich in Erin­ne­rung zu bringen.

Unsäglich wird es dann freilich, wenn ein Teil der Crew den Reaktor repariert, und das ohne anstän­digen Strah­len­schutz außer Mut und Wodka, und binnen Minuten sehen die Monteure aus wie Bodys­nat­cher. Einmal mehr erhalten wir Zuschauer die Bestä­ti­gung, dass der Russe, siehe Tscher­nobyl, dem Westen ja einfach technisch unter­legen war. An Mut und Heldentum gemessen freilich, dies gehört auch zu den impli­ziten Lektionen des Films, hätte der Kapi­ta­lismus das Duell um die Welt­herr­schaft haushoch verlieren müssen. Oder sollten am Ende Technik und Handwerk doch wichtiger sein, als gute Absichten?
Für die Arbeit von Filme­ma­chern, nicht nur in diesem Beispiel, gilt das auf jeden Fall.