Jalla! Jalla!

Schweden 2000 · 88 min. · FSK: ab 12
Regie: Josef Fares
Drehbuch:
Kamera: Aril Wetblad
Darsteller: Fares Fares, Torkel Petersson, Tuva Novotny, Laleh Pourkarim u.a.
Schwedenmotto: Probier mal was anderes

Måns (Torkel Petersson) und Roro (Fares Fares) sitzen ziemlich in der Scheiße. Zwar nicht wort­wört­lich (obwohl sie als Park­pfleger auch einige Hunde­haufen zu besei­tigen haben), aber dafür bis zum Hals. Måns plagen Erek­ti­ons­stö­rungen, denen weder mit Phantasie noch mit orien­ta­li­schen Haus­re­zepten beizu­kommen ist. Kumpel Roro hingegen, Spross einer liba­ne­si­schen Einwan­de­rer­fa­milie, soll endgültig unter die Haube. Doch Roro hat sein Herz längst an die blonde Lisa verloren – was er seiner Familie schnöde verheim­licht. Als sein Vater plötzlich eine Braut aus dem Hut zaubert, wird die Sache eng. Roro und die charmante Unbe­kannte beschließen, Heirats­wil­lig­keit vorzu­täu­schen, um vorerst Ruhe vor den Familien zu haben. Doch dabei haben sie die Tatkraft der lieben Verwandten, allen voran Roros ener­gi­sche Groß­mutter, gehörig unter­schätzt...

Die Nord­lichter kommen! Nicht nur im Krimi­sektor, wo die vereinte Kriti­ker­ge­meinde den kome­ten­haften Aufstieg von Mankell & Co feiert, auch in der Film­branche starten die Skan­di­na­vier durch. Die dänischen Dogmare­gis­seure haben in ihren über­wie­gend tragi­schen Geschichten neue Erzähl­wege gefunden. Jetzt sind die Komö­di­anten am Zuge: Lukas Moodysson hat mit Fucking Åmål und Zusammen den Weg für bitter­süße Geschichten aus dem Norden geebnet. Wie Lone Scherfig in Italie­nisch für Anfänger balan­ciert auch Moodysson leicht­füßig zwischen Momenten tiefer Tragik und herz­er­wär­mender Lebens­freude. Nun bringt er als Co-Produzent einen weiteren erfri­schenden Import aus dem Norden in unsere Kinos. Nach­wuchs­re­gis­seur Josef Fares hat für seinen ersten abend­fül­lenden Film ganz in orien­ta­li­scher Fami­li­en­tra­di­tion den halben Clan verpflichtet: Cousin Fares Fares spielt den Roro. Und Papa Jan macht in der Rolle des Patri­ar­chen eine gute Figur, insbe­son­dere wenn er seine eindrucks­volle Wanst­kampf­technik demons­triert. Wenn ein stoischer Pitbull und sein chole­ri­sches Herrchen für eine turbu­lente Verfol­gungs­jagd sorgen, zeigt Fares zwar durchaus Spaß am Klamauk. Dennoch verbindet ihn mit Moodysson und Scherfig ein scharfer Blick für die Absur­ditäten des Alltags sowie ein glück­li­ches Händchen für Situa­ti­ons­komik und liebens­wert lebens­echte Figuren.

Jalla! Jalla! – Auf geht’s! – so lauten Titel und Tenor des tempo­rei­chen Films. Und machen damit Mut, den Stier bei den Hörnern zu packen. Denn je länger Roro mit Familie und Freundin Versteck spielt, desto ärger verstrickt er sich in die eigenen Ausflüchte. Wer nichts riskiert, riskiert bekannt­lich, am Ende alles zu verlieren, in diesem Fall die große Liebe. Jalla! Jalla! heißt es also für Roro und seine Freunde: Mut für eigene Wege ist gefragt. – Und der skan­di­na­vi­sche Film beweist, dass das möglich ist.