Inside Deep Throat

USA 2005 · 92 min. · FSK: ab 16
Regie: Fenton Bailey, Randy Barbato
Drehbuch: ,
Kamera: David Kempner, Teodoro Maniaci
Darsteller: Dennis Hopper, Peter Bart, Carl Bernstein, Tony Bill, Ralph Blumenthal u.a.
Inside Deep Throat

Im Schlund der Geschichte

Deep Throat ist, so oder so, ein wichtiges Stück Kultur­ge­schichte. Der Film (Regie: Gerard Damiano) mit dem einem besten Bilanz­er­geb­nisse der Geschichte – 1972 für nur 25.000 Dollar produ­ziert, spielte er 600 Millionen ein – produ­zierte einen Kultur­kampf, der in den 70ern Jahren die ameri­ka­ni­sche Nation spaltete.

In der von Watergate, Viet­nam­krieg, sexueller Revo­lu­tion und kultu­reller Verun­si­che­rung aufge­heizten Land­schaft der 60er wurde aus dem weder origi­nellen, noch besonders inspi­rie­renden Pornofilm ein Phänomen. Durch ihn wurden Pornos mit einem Mal Tages­ge­spräch und damit gesell­schafts­fähig. Gerade das provo­zierte die prüden Konser­va­tiven, und die »christ­liche Rechte« blies zum Sturm gegen den Film. Vor allem die Haupt­dar­steller Linda Lovelace und Harry Reems wurden ein Opfer schein­hei­liger Entrüs­tung: Reems wurde zu fünf Jahren Haft verur­teilt, weil er in einem Film mitge­spielt hatte, der offiziell erlaubt in den Kinos gezeigt wurde. Bürger­rechtler liefen, unter­s­tützt von Holly­wood­stars wie Warren Beatty und Jack Nicholson erfolg­reich Sturm. Und all das machte aus dem banalen Sexstück ein Politikum. Rund eine Vier­tel­mil­lion Zuschauer (darunter viele Frauen) hatten den Film gesehen, bevor 1973 die Vorfüh­rungs­stätte per Gerichts­be­scheid geschlossen wurde. Den Gewinn strich dann vor allem die Mafia ein.

In ihrer faszi­nie­renden Doku­men­ta­tion Inside Deep Throat erzählen die beiden Regis­seure Randy Barbato und Fenton Bailey diese unglaub­liche Geschichte, die komplexen Bezüge des Films und sein Nach­wirken bis heute. Es ist nicht nur eine Geschichte über Kunst und Porno­gra­phie, sondern auch über Frau­en­be­we­gung, Politik, Verschwö­rung, Watergate, Mafia und Indus­tria­li­sie­rung. Das Resultat ist ein mit viel Archiv­bil­dern und Inter­viewaus­schnitten gespicktes, facet­ten­rei­ches Sitten­ge­mälde. Suggestiv und witzig, mitunter ein wenig ober­fläch­lich und unkon­zen­triert, und tenden­ziell etwas zu hip in der Machart, ist Inside Deep Throat so infor­mativ wie unter­haltsam, gerade auch für ein jüngeres Publikum anspre­chend und ein wichtiger Einblick ins poli­ti­sche Klima der 70er. In den Verbin­dungen von rechten Funda­men­ta­listen, poli­ti­schen Inter­essen in höchsten Regie­rungs­kreisen und allge­meiner gesell­schaft­li­cher Schein­hei­lig­keit ist der Film überdies auch über­ra­schend aktuell.