Im Schatten des Mondes

In the Shadow of the Moon

Großbritannien/USA 2007 · 99 min. · FSK: ab 0
Regie: David Sington
Kamera: Clive North
Schnitt: David Fairhead
Staub auf dem Mond

Pompöse Propaganda

Wieder ein Jahrestag. Und wieder 40 Jahre. So wie vor zwei Jahren, als es den Summer of Love zu erinnern gab und dann letztes Jahr gleich wieder, als die Liebes­fähig­keit der 67er mit dem Wider­stand der 68er verquirlt wurde. Aber anders als im letzten und vorletzten Jahr, als es auch aus der kleinsten gesell­schaft­li­chen Nische noch eine große Anekdote zu erzählen gab, verhält es sich mit der ersten Mond­lan­dung im Sommer 1969 voll­kommen anders, verstummten mit der schon drei Jahre später erfolgten letzten Landung auf dem Mond nicht nur die Medien, auch die Astro­nauten mutierten zu Abzieh­bil­dern, die keiner mehr in sein Album kleben wollte. Zwar gab es noch ein letztes Aufbäumen mit der Entwick­lung des Space Shuttles, aber dessen fanta­sie­lose Routi­ne­flüge wurden nur mehr dann wirklich wahr­ge­nommen, wenn es eine Kata­strophe gab. Und mit der nun endgültig termi­nierten Verschrot­tung des Space Shuttles und fehlenden Geldern an allen Ecken und Enden, sieht zumindest die ameri­ka­ni­sche Raumfahrt düsteren Zeiten entgegen; zwar dachte man zwischen­zeit­lich sogar daran, die alten Saturn­ra­keten des Apol­lo­pro­gramms wieder zu beleben, aber das schei­terte unter anderem daran, dass es niemanden mehr gibt, der die damalige Software bedienen könnte. Im Grunde ein verlo­rener Krieg.

Dement­spre­chend propa­gan­dis­tisch fällt das Geschenk aus, das nun zum Jahrestag der Apollo 11 Mission in die Kinos gekommen ist. Unter pompöser Orches­trie­rung und der Regie von David Sington wird dort eine Naivität gefeiert, die ihres­glei­chen sucht und damals nur sank­tio­niert werden konnte, weil es das einzige probate Mittel schien, die Russen in einem irren Wettlauf um den ersten Mann auf dem Mond dann doch zu besiegen. Zwar wird ange­deutet, dass die Todes­opfer tech­no­lo­gi­scher Leicht­sin­nig­keit zu verdanken waren, aber das Land nun auch einmal Helden brauchte, die sich zu opfern bereit waren.

Was dann jedoch die über­le­benden Helden von damals zu erzählen haben, ist leider nicht viel mehr, als was uns die stillen Geschichten der Toten hätten erzählen können, ungreifbar wie Ster­nen­staub verlieren sich ihre Worte in den Weiten des Weltraums: graue Männer, die an die gealterte Crew der ersten Enter­prise-Staffel erinnern, murmeln, faseln und sinnieren über ihre bril­li­ante Test­pi­lo­ten­ver­gan­gen­heit in den goldenen 1950er und 1960er Jahren, ihre Berufung zum Astro­nau­ten­da­sein und die Weisheit der Worte dessen, der die ersten Schritt auf den Mond setzte. Und natürlich darf eins bei diesem ur-ameri­ka­ni­schen Treffen eines altehr­wür­digen Schul­jahr­gangs nicht fehlen: die Einigkeit darüber, dass sich nach der Betrach­tung der fragilen Erde aus dem All ein jeder sicher sein könne, dass so etwas kein Zufall ist, dass es einen Schöpfer geben muss.

Die Simple­xität der Betei­ligten im Kontrast zu einem derartig multi­plexen Ereignis ist viel­leicht das Denk­wür­digste an dieser Doku­men­ta­tion und wirft ein bezeich­nendes Licht auch auf die Ignoranz der Entscheider, Test­pi­loten im Top Gun-Format, die ohne die Mond­mis­sion in Vietnam Bomben abge­worfen hätten, auf eine Mission zu schicken, die ein großer Schritt für die Mensch­heit hätte sein können. Dass sie es nicht war, zeigt dieser Film.