Hotel Transsilvanien 2

Hotel Transylvania 2

USA 2015 · 90 min. · FSK: ab 6
Regie: Genndy Tartakovsky
Drehbuch: ,
Musik: Mark Mothersbaugh
Schnitt: Catherine Apple
Entscheide Dich!

Migrant oder Vampir?

Gut, wenns auch mal wieder anders geht! Nicht so wie bei Fack ju Göhte 2, wo nach einem guten ersten Teil, der zweite in den Dreck gefahren wird. Dann schon lieber so: Ein mieser, fanta­sie­loser, viel zu hektisch geschnit­tener erster Teil und dann tatsäch­lich eine richtige Über­ra­schung in Teil 2.

Dabei war nach dem Drehbuch zum ersten Teil von Hotel Trans­sil­va­nien tatsäch­lich nicht absehbar, dass nach einer dämlich-belang­losen Handlung noch irgend­etwas raus­holbar sein könnte, nachdem Dracula mit seiner Gutmonst­mons­ter­schar letztlich dem Willen seiner Tochter nach­ge­geben und sie einen Menschen hatte heiraten lassen müssen.

Mit eben dieser Eherea­lität setzt Hotel Trans­sil­va­nien 2 ein und wie es sich für eine animierte Komödie in Zeiten von Patch­work­deck­chen und inkon­sis­tenten Lebens­li­nien gehört, läuft auch in dieser Familie nicht alles so, wie es soll. Es ist aller­dings weniger der mensch­liche »Migrant« Johnny der zu stören ange­fangen hat, sondern das neuge­bo­rene Kind Dennis, dass nicht recht weiß, für welche Identität es sich entscheiden soll: Vampir oder Mensch. Dennis Eltern Johnny und Mavis sind ihm keine Hilfe – sie sind einfach zu sehr damit beschäf­tigt, nur das beste für ihn zu wollen, ihn wie gute Heli­ko­pter-Eltern das nun mal tun – zu verwöhnen. Nur Mavis Vater Graf Dracula will nicht locker­lassen, fordert nicht nur eine Entsch­schei­dung, sondern wünscht sie sich für seinen Enkel verzwei­felt herbei und schreckt – wie sollte es anders sein – vor nichts zurück, um einen weiteren Vampir in der Familie zu begrüßen.

Diese Grund­kon­stel­la­tion wird mehrfach variiert und gebrochen und in eine zweite Hand­lungs­ebene einge­bettet, in der Mavis und Johnny bei Johnnys Eltern in der Menschen­welt machen. Aber nicht nur mit dieser kleinen Binnen­rah­men­hand­lung, die Hotel Trans­sil­va­nien 2 endlich aus dem viel zu engma­schigen Mons­ter­kor­sett hinaus­führt, macht Genndy Tarta­kovsky diesmal alles richtig – vor allem die Dialoge und die immer wieder groteske und aber­wit­zige voran­ge­trie­bene Coming-of-Age-Kern­hand­lung um Dennis und seinen Großvater stimmt an allen Ecken und Enden, was wohl vor allem der Dreh­buch­be­tei­li­gung von Adam Sandler geschuldet sein dürfte, dessen Hand­schrift wohltuend sichtbar ist. Zwar an keiner Stelle so extrem wie in seinen eigenen Produk­tionen, etwa der in Passagen verwandten Coming-of-Age Geschichte von That’s My Boy, aber es reicht, um den ganzen Film auf ein leicht subver­sives Niveau zu hieven.

Denn an fast keiner Stelle ertrinkt die Handlung – wie noch im ersten Teil – in senti­men­talem Kitsch oder banalen Stereo­typen. Sogar die Monster dürfen endlich das sein, was sie im ersten Teil nicht durften – mal böse, mal gut, aber immer über­ra­schend. Vor allem der beißende Witz und die fein gestreuten politisch inkor­rekten Stiche­leien gegen gängige Erzie­hungs­me­thoden und die Über­füh­rung des Kern­themas in die gegen­wär­tige Migra­ti­ons­de­batte, machen Hotel Trans­sil­va­nien 2 auch für Erwach­sene zu einem Genuss, zeigt doch der Film auf fast schon perfide Weise, dass Akkul­tu­ra­tion bei allem Gewinn immer auch Verlust ist oder wie es Bob Dylan in Silvio einmal formu­lierte: You give something up for ever­y­thing you gain, so pay for your ticket and don’t complain.