Godzilla

USA 1998 · 138 min. · FSK: ab 12
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: , ,
Kamera: Ueli Steiger
Darsteller: Matthew Broderick, Jean Reno, Maria Pitilla, Hank Azaria u.a.

Das bekann­teste Monster aus Japan hat seinen Weg nach Hollywood gefunden – mit Hilfe des Exil-Deutschen (und neben Wolfgang Petersen Amerikas größtem Patrioten) Roland Emmerich. Schon 22 mal erschien die durch Atomtest mutierte Echse auf der Leinwand und vernich­tete im Laufe der Jahr­zehnte unzählige Lego­ku­lissen.
Diesmal wurde, den Erwar­tungen entspre­chend, auf unge­bremsten Gigan­tismus gesetzt, um Godzilla die größt­mög­lichste und realis­tischste Zers­tö­rungs­schneise zu gewähr­leisten. Die dadurch entstan­dene Destruk­ti­ons­orgie stellt mit lässiger Beiläu­fig­keit sämtliche voran­ge­gan­genen Verfil­mungen in puncto Krawall­geil­heit in den Schatten.

Nach der thea­tra­lisch-apoka­lyp­ti­schen Expo­si­tion baut Godzilla stan­dard­mäßig Spannung bis zur ersten Total­auf­nahme der Echse auf und treibt seine akri­bi­sche Schlacht mit unglaub­li­cher Detail­ver­liebt­heit in zusam­men­s­tür­zende Trümmer und großzügigem Gebrauch schwerka­lib­riger Artel­lerie auf die Spitze. Seit Inde­pen­dence Day scheint Emmerichs Radi­kal­pa­trio­tismus offen­sicht­lich etwas erschöpft worden zu sein, wenigs­tens beschränkt er sich hier nur auf die über­trie­bene Schau möglichst vieler militä­ri­scher Aktionen, die vom Sound­track wertend-bombas­tisch zur funk­tio­nalen und somit attrak­tiven Darstel­lung unterlegt werden. Auch bleibt ihm lange nicht so viel Zeit, seine Haupt­dar­steller vor laufender Kamera poli­ti­sche Sprüche klopfen zu lassen, steht doch die Riesen­echse viel zu stark im Vorder­grund (Gott sei Dank).
Technisch und kreativ auf absolutem Höchst­stand, beginnt ein fantas­ti­scher Amoklauf durch das – aus welchen Gründen auch immer – unter Dauer­regen stehende Manhattan. Unter­s­tützt wird das Spektakel zudem von aktiver, bewe­gungs­su­chender Kame­ra­ar­beit, die die ange­strebte Größen­wahn­sin­nig­keit plastisch hervor­hebt. Da auf einen Subplot neben der Haupt­at­trak­tion doch nicht verzichtet werden konnte, dürfen sich Forscher Nick (Matthew Broderick) und Repor­terin Audrey (Maria Pitillo) mit ihren privaten Altlasten beschäf­tigen, die sich aber nicht über eine verkorkste Romanze hinaus­ent­wi­ckeln. Zwar wird Nick später seiner Funktion in der Army entbunden, kann aber mit Hilfe des fran­zö­si­schen 007-Verschnitts Philippe (Jean Reno) und seinen Schergen zum Finale entschei­dend auftrumpfen. Und dieses zieht eine ganze lange Zeit in bester Inde­pen­dence Day-Manier riesige Trüm­mer­schneisen durch New York.

Neu ist, daß das Auftau­chen Godzillas biolo­gisch erklärt wird, den es aufgrund eigener Repro­duk­tion in »the city that never sleeps« verschlägt und er so für regen Nachwuchs sorgt. Anders gesagt: nach dem ersten Showdown kommt eine Jurassic Park -inspi­rierte Hatz, bei der viele kleine Godzilla-Babies unterwegs sind.
Gerade wegen des o.g. erblinden lassenden Effekt­bom­bar­de­ments ist der Film aber von sehr kurz­le­bigem Unter­hal­tungs­wert und nützt sich, nach kurzen Spit­zen­er­geb­nissen an den Kino­kassen, relativ schnell ab; für mehr Dauer­haf­tig­keit wäre eine etwas lockere, witzigere Insze­nie­rung, die den Akteuren mehr Entfal­tungs­mög­lich­keiten gegeben hätte, nötig gewesen. Dennoch ist und bleibt Godzilla wesent­lich attrak­tiver als ähnlich gelagerte Hollywood-Kata­stro­phen-Ergüsse, wie zum Beispiel der lächer­liche Arma­geddon, und bietet entspre­chende Leistung für sein Geld.