D/Mongolei 2003 · 91 min. · FSK: ab 0 Regie: Baymbasuren Davaa, Luigi Falorni Drehbuch: Baymbasuren Davaa, Luigi Falorni Kamera: Luigi Falorni Darsteller: Janchiv Ayurzana, Chimed Ohin, Amgabazar, Zeveljamz Nyam u.a. |
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Lauscht den Geschichten |
In der Weite der Wüste Gobi findet sich eine kleine Zeltsiedlung, vier Generationen hausen in den bunten Jurten. Es ist Frühling, die Kamelherde der mongolischer Nomaden bekommt Zuwachs. Doch während die meisten der 20 trächtigen Kamelstuten keine Probleme haben, ihre Fohlen zu werfen, gestaltet sich eine Geburt besonders schwierig. Ingen Teme bringt ein weißes Fohlen zur Welt, will aber nichts von ihm wissen und stößt es von sich, wenn der kleine Botok auf wackeligen Beinchen zum Säugen kommt. Da erinnert sich der Großvater an einen Nomadenbrauch: verstößt eine Kamelmutter ihr Junges, kann sie durch Musik zum Weinen gebracht und so gerührt werden, dass sie das Fohlen doch noch annimmt. Da das Kleine zu verhungern droht, ist Eile geboten: die beiden kleinen Söhne, Dude und Ugna, werden in die Stadt geschickt, um von dort einen Musiker zu holen.
Die Geschichte von der durch Musik umgestimmten Kamelmutter gehört in der Mongolei zum traditionellen Legenden-Schatz, wenn die jüngeren Stadtbewohner sie auch eher aus einem Film kennen. Doch es kommt auch heute noch immer wieder vor, dass ein Kamel sein Fohlen verstößt, deshalb ist das musikalische Ritual unter den Nomaden nicht in Vergessenheit geraten. Die beiden Regisseure, der Italiener Falorni und die Mongolin Davaa, die sich in der Münchner Filmhochschule zu diesem Projekt zusammengeschlossen haben, hatten das Glück, mit ihren Darstellern eine kooperative Musterfamilie zu finden, bei deren Kamelherde tatsächlich das Musikritual benötigt wurdeim Film sind die dokumentierten Szenen von denen, die nachinszeniert werden mussten, nicht zu unterscheiden.
Wenn man sich auf das gemächliche Erzähltempo und die langen Einstellungen einlässt, lernt man in der Geschichte vom weinenden Kamel erst eine sehr traditionell lebende Großfamilie kennen, in der die anfallenden Arbeit nach Kräften gemeinsam verrichtet und die Freizeit durch die Erzählungen des Großvaters bereichert wird. Doch die Suche nach einem Musiker für das Ritual führt die beiden Jungen schrittweise in die Moderne, vom Farbfernseher in den Zelten der Verwandten bis zur Musikschule in der Stadt (die allerdings auf westliche Augen auch eher wie eine ländliche Siedlung wirkt). Bis zum Ende bleibt der Film märchenhaft und fast zu einheitlich, um wahr zu sein. Die an den Inszenierungen des Dokumentarfilmers Flaherty (Nanook of the North und Men of Aran) orientierte Erzählung stellt deutlich das Geschichtenerzählen in den Vordergrund der Dokumentation und lässt so die Grenze zum Spielfilm durchlässig werden. Da wird es unwichtig, ob die feuchten Augen der Kamelmutter nicht eher dem scharfen Wind als der anrührenden Musik zuzuschreiben sind die Hauptsache ist, dass das Wunder geschieht.