Fickende Fische

Deutschland 2002 · 103 min. · FSK: ab 12
Regie: Almut Getto
Drehbuch:
Kamera: Andreas Höfer
Darsteller: Sophie Rogall, Tino Mewes, Annette Uhler, Hans-Martin Stier u.a.
Sophie Rogall und Tino Mewes

Der Charme der frühen Jahre

Es tut sich was im deutschen Kino. Nicht bei den großen Namen, im Gegenteil, deren Arbeit tritt eher auf der Stelle. Aber bei den jungen und ganz jungen Regis­seuren. Schon Filme wie Esther Gronen­borns alaska.de oder Mein Stern von Valeska Grie­se­bach über­zeugten, weil sie einen neuen Ton anschlugen, der im deutschen Kino ganz in Verges­sen­heit geraten schien: Ein erwach­sener Blick auf jugend­li­ches Lebens­ge­fühl, der seine Charak­tere ernst nimmt, sie nicht verrät an Klischees und billige Effekt­ha­scherei.

Jetzt also Fickende Fische. Viel­leicht ist es kein Zufall, dass es auch hier wieder eine junge Frau ist, die Regie führt, viel­leicht gibt es ihn ja tatsäch­lich, den »weib­li­chen Blick«. Wieder geht es um sehr junge Menschen. Noch zur Schule gehen Jan (Tino Mewes) und Nina (Sophie Rogall). 15 und 16 sind sie, und die Liebe, die sich zwischen ihnen entwi­ckelt, ist noch geprägt von Unsi­cher­heit und Sprung­haf­tig­keit, von der Konzen­tra­tion auf sich selber, denn sich selbst ist man bekannt­lich der Fremdeste in diesen frühen Jahren. Die beiden haben es nicht einfach mitein­ander. Das liegt weniger daran, wie verschieden sie sind: Nina wirkt recht kess, mit sich selbst weit­ge­hend im Reinen, und auch von der neuen Freundin ihres Vaters, von den desin­ter­es­sierten Geschwis­tern lässt sie sich nicht irri­tieren. Sie geht ihre eigenen Wege, während Jan, das wird schnell klar, von seinen Eltern allzu wohl behütet wird, und auch sonst eher unsicher ist. Nur sein Opa versteht ihn, und seine Fische. Tatsache ist aller­dings, dass diese Unsi­cher­heit ihren guten Grund hat, denn Jan hat AIDS. Wie die Regis­seurin Almut Getto in ihrem Debüt mit diesem Thema umgeht, verdient Bewun­de­rung. Denn nie wird es peinlich, belehrend oder über­kor­rekt, immer ordnet sich dieses Thema der Gesamt­ge­schichte unter.

So ist aus Fickende Fische eine zart-poetische Liebes­ge­schichte geworden, die sich ganz zögerlich entwi­ckelt, unauf­dring­lich erzählt ist. Man begleitet die beiden – von ihren jungen Darstel­lern sehr über­zeu­gend und treffend gespielten – Haupt­fi­guren durch ein Stück ihres Lebens, schaut ihnen beim Picknick zu, beim Streit mit ihren Eltern, beob­achtet, wie sie sich finden und wieder verlieren – und wieder finden, wie sie sich irgend­wann blau anmalen.
Doch selbst das ist kein Moment, in dem dieser Film allzu dick aufge­tragen auf »herrlich verrückt« macht, sich »Kino­mo­mente« anschminkt. Sondern alles hat tatsäch­lich seinen Grund. Trotz kleinerer Dreh­buch­mängel und dem einen oder anderen etwas falschen Ton besitzt Fickende Fische, daher das, was im Kino am wich­tigsten ist: Authen­ti­zität. Es tut sich wirklich was.