Du hast gesagt, dass Du mich liebst

Deutschland 2006 · 118 min. · FSK: -
Regie: Rudolf Thome
Drehbuch:
Kamera: Ute Freund
Darsteller: Hannelore Elsner, Johannes Herrschmann, Anna de Carlo u.a.
Johannes Herrschmann & Hannelore Elsner

Wo bleibt der Sommer?

Ein seltsames Gefühl bezüglich der Jahres­zeiten beschleicht einen beim Sehen des neuen Films von Rudolf Thome Du hast gesagt, dass Du mich liebst. Fehlt da nicht etwas? Natürlich! Der von uns allen schon so sehnlich herbei gewünschte Sommer scheint in dem Film irgendwie vergessen worden zu sein. Und da auch Johanna Perl (Hannelore Elsner in ihrem dritten gemein­samen Film mit Rudolf Thome) als frisch­ge­ba­ckene Ruhe­ständ­lerin den Sommer zu vermissen scheint, ist ihre Berliner Wohnung in so schönes, warmes Licht getaucht, dass man den Winter vor der Tür fast vergisst, in den sie sich, einge­packt in schwarzen Daunen­mantel und roten Schal, immer wieder begeben muss um das Grab ihrer Mutter oder das Schwimmbad zu besuchen.

Doch obwohl sie sich mit Beleuch­tung und südlän­di­schem Essen den Sommer nach Hause zu holen versucht fehlt ihr noch etwas.

Die ehemalige mehrfache deutsche Meisterin im Brust­schwimmen kann ihre Rente so ganz alleine nicht genießen. Ihr fehlt nach der Scheidung von ihrem Mann, die schon einige Jahre zurück­liegt, jemand an ihrer Seite. Und so entschließt sie sich kurzer­hand, das erste Mal in ihrem Leben auf eine Kontakt­an­zeige in der Zeitung, die zudem noch recht eigen­willig formu­liert wurde, zu antworten.

Der andere Liebes­su­chende entpuppt sich als der erfolg­lose, 20 Jahre jüngere Schrift­steller Johannes Kreuz­berger (Johannes Herr­sch­mann), und was sich nun zwischen den beiden zögerlich entwi­ckelt, ist eine schöne, ruhig erzählte Liebes­ge­schichte, die aller­dings nicht ohne die obli­ga­to­ri­schen Schwie­rig­keiten auskommt. Und so findet die Liaison, nachdem Johannes eine Affäre mit einer fran­zö­si­schen Jour­na­listin einging, ein jähes Ende.

Doch auch bis hierhin scheint etwas zu fehlen. So wie dem Zuschauer nach dem Frühling der Sommer abgeht, so gibt es auch in der Liebes­ge­schichte keinen Mittel­teil, keinen zusammen gelebten Alttag. Man hat das Gefühl, dass nach den geschil­derten amourösen Früh­lings­ge­fühlen das Ende viel zu schnell kommt.

Erst gegen Ende gibt es Hoffnung auf ein wirklich gemeinsam geführtes Leben, in dem auch die etwas unpassend wirkende Eigenheit des Sich-Siezens abgelegt werden kann. Und auch der Sommer taucht nun endlich am Horizont in einer langen Einstel­lung auf.

Rudolf Thome versucht erst gar nicht diese altbe­kannte Geschichte neu zu erfinden. Vielmehr besticht der Film gerade durch seine unauf­dring­liche und zurück­hal­tende Erzähl­weise. Und erzählt werden eigent­lich drei Liebes­ge­schichten: Die von Johanna, die von ihrer Tochter Sophia und die von ihrer Mutter Elisabeth, die aller­dings nicht leiblich auftritt. Von ihr erfahren wir nur durch Johannas Selbst­ge­spräche. Zum Schluss erst bekommt die Mutter eine geis­ter­hafte Stimme. Die Szene ähnelt dabei derje­nigen, in der ein Baum im winter­li­chen Wald auf Johannas Flehen antwortet.

Alle drei Liebes- und Lebens­ge­schichten scheinen sich zu wieder­holen, so dass Johanna schon von einem Fluch spricht, der sich von Gene­ra­tion zu Gene­ra­tion überträgt. Nur die Bezie­hungen zwischen den Gene­ra­tionen haben sich verbes­sert. Die Männer wirken hierbei vor allem als das die Geschichte voran­trei­bende Moment. Aber die Geschichte, die man mitver­folgen darf, ist die Geschichte der Frauen.

Das die Dialoge dabei etwas sehr holprig und verkrampft wirken, kann einem dennoch nicht das Vergnügen nehmen zu beob­achten, wie die Liebe sich ihren Platz zurück­er­obert. Und endlich wieder einen positiv stim­menden Liebes­film gedreht zu haben, der zudem noch völlig ohne Kitsch auskommt, kann dem Regisseur gar nicht hoch genug ange­rechnet werden. So kann der Sommer kommen.