The Dish

Australien 2000 · 101 min. · FSK: ab 6
Regie: Rob Sitch
Drehbuch: ,
Kamera: Graeme Wood
Darsteller: Sam Neill, Kevin Harrington, Tom Long, Patrick Warburton u.a.
Tom Long guckt in die Schüssel

Parkes, wir haben kein Problem

Wenn man den Film The Dish in einem Wort beschreiben wollte, dann bliebe wohl nur die Bezeich­nung als unauf­ge­regt. Das ist um so erstaun­li­cher, da es sich hier um eine Komödie handelt und sich gerade dieses Genre meist schnell, laut und hyper­aktiv gibt.

Dabei hätten die Geschichte von The Dish so manche Möglich­keiten für spek­ta­ku­läre Szenen geboten. Schließ­lich geht es um die kleine austra­li­sche Stadt Parkes, die 1969 wie der Rest der Welt der ersten Mond­lan­dung entge­gen­fie­bert.
Da zudem das riesige Teleskop der Stadt am Funk- und Fern­seh­ver­kehr der Welt­raum­mis­sion beteiligt ist, werden aus den gemäch­li­chen Einwoh­nern bald besessene »moonatics«, denen die plötz­liche Berühmt­heit obendrein den Besuch des Premier­mi­nis­ters und des ameri­ka­ni­schen Botschaf­ters beschert.

Doch die Menschen nehmen es weit­ge­hend gelassen, hören Musik von Herb Alpert, essen Lamm­braten und suchen Gründe für ein gesel­liges Zusam­men­treffen (was in diesen Zeiten natürlich kein Problem ist).
Am ruhigsten jedoch wirken die vier Mitar­beiter der Antenne (die jedermann nur »The Dish« nennt), die ganz nebenbei einen inter­kul­tu­rellen Konflikt zwischen den einhei­mi­schen Kollegen und dem ameri­ka­ni­schen NASA-Beauf­tragten beilegen, die Folgen eines Strom­aus­falls geschickt über­spielen, dem jüngsten Mitar­beiter zu einem Date verhelfen und die sich nach unge­zählten Tassen Tee und Sand­wi­ches auch von einem Orkan nicht von ihrer gewich­tigen Aufgabe abbringen lassen.

Denn selbst wenn die vier ihr Leben riskieren, indem sie die riesige Schüssel gegen den immer mächtiger werdenden Wind richten, bleiben sie doch relativ entspannt und als dann die Bilder vom Mond über ihre Monitore flimmern, ist der Sturm vollends vergessen.
Diese lako­ni­sche Stimmung zeichnet The Dish aus. Nicht Pathos wird hier in der großen Not ausge­spielt, sondern Ironie. Dass der Film dabei nicht zu einer allzu gemäch­li­chen und letzt­end­lich belang­losen Ange­le­gen­heit verkommt, dafür sorgt ein perfektes Timing und eine bissige aber keines­wegs diffa­mie­rende Figu­ren­zeich­nung.
Der Wachmann ist nun mal ein Tölpel, die Stadt­schön­heit hat Probleme mit dem Auto­fahren, der Assistent des Bürger­meis­ters ist ein vorlauter Schleimer, der Premier­mi­nister ist ein ordinärer Trinker. Wenn kümmert das schon? scheinen die Leute in Parkes zu denken und akzep­tieren die Schwächen der anderen wie auch die eigenen und bald schließt man sich als Zuschauer bereit­willig dieser Haltung an.

Dieses gekonnte Timing und die lebhafte wenn nicht sogar liebens­werte Skiz­zie­rung der Menschen kann natürlich nur mit entspre­chend guten Schau­spie­lern gelingen. Da es sich hierbei über­wie­gend um austra­li­schen Darsteller handelt, sticht eigent­lich nur Sam Neill als Chef der Antenne und ruhender Pol im ohnehin ruhigen Kreis als bekanntes Gesicht hervor. Sein Kunst­stück, einige unglaub­lich spießige Strick­weste mit Eleganz und Würde zu tragen, zählt zu den vielen kleinen aber feinen Details von The Dish.

In Szene gesetzt wird das alles in ruhigen (wie sonst) Kame­ra­fahrten, mit zum Teil atem­be­rau­benden Bildern und ohne über­flüs­sige tech­ni­sche Spie­le­reien. Gemäch­lich eben.
Dazu kommt nost­al­gi­sche Musik mit den Songs der damaligen Zeit und eine ordent­li­chen Portion austra­li­scher Lokal­ko­lorit, wobei der sicher hörens­werte Dialekt in der deutsche Über­set­zung leider verloren geht.
Heraus kommt dabei eine Komödie die beweist, dass Austra­lien auf diesem Gebiet keines­wegs das Ende der Welt ist, was man nach Crocodile Dundee und Young Einstein glauben konnte.