Cowboys & Aliens

USA 2011 · 119 min. · FSK: ab 12
Regie: Jon Favreau
Drehbuch: , , , ,
Kamera: Matthew Libatique
Darsteller: Daniel Craig, Harrison Ford, Olivia Wilde, Sam Rockwell, Clancy Brown u.a.
Hurra, Cowboys!

Cowboys & Aliens – Ein Glossarium

1. Die Cowboys

Der Cowboy der Cowboys in diesem Film heißt Jake Lonergan – aber erst später, denn am Anfang des Films ist er namenlos und ohne Erin­ne­rung, als er zerschunden in der Wüste zu sich kommt. Schnell wird klar: er ist zwar kaputt, aber auch sehr cool. Er hat alles drauf was man als Held im Wilden West so braucht – und noch mehr: auch einiges was man im Kampf gegen Aliens so braucht. Daniel Craig als lonesome cowboy Lonergan bein­druckt. Zwar ist die Figur klischee­haft, eine typische, ganz und gar nicht post­mo­derne Western­figur, aber hervor­ra­gend gespielt: Lonergan vereint gekonnt diese spezielle Mischung aus Härte, Orien­tie­rungs­lo­sig­keit und viel Potenz. Die zahl­rei­chen Anklänge an Aben­teuerer wie Indiana Jones sind sicher­lich nicht nur in der Helden­figur begründet, sondern auch in der Figur des Lonergan Wider­sa­chers, dem Viehbaron Woodrow Dolarhyde, der gespielt wird von Ex-Indiana-Jones Harrison Ford. Schön, ironisch und komisch wie dieser die coolen Aktionen von Lonergan mit den Augen des geal­terten Böse­wichts betrachtet, schon deshalb ist er eine gute Besetzung. Dass auch er nicht nur böse ist und sich im Laufe des Films seiner Verant­wor­tung für Sohn und Gesell­schaft bewusst wird, musste wohl sein, schließ­lich sehen wir doch mehr einen Western und Spielberg-Film als einen Inde­pen­dent Science Fiction.
Auch sonst wurde schon ziemlich tief in Klischees gebadet bei den Cowboys, Siedlern und Schurken. Das erzeugt ein Wieder­er­kennen, ein gewisses Wohl­ge­fühl, man fühlt sich erinnert an Winnetou & Old Shat­ter­hand in der Kindheit oder eben an Indiana Jones. Das ein Indianer als Cowboy und Assistent des mächtigen Vieh­ba­rons fungiert, wäre eine inter­es­sante Idee gewesen, hätte die Figur mehr Tiefe und weniger Schmalz und Tragik bekommen. Der komische Teil des Films ist reduziert, umso besser sind die leisen Szenen gelungen, die eher ein Lächeln hervor­rufen als ein Grölen – ein ange­nehmer Kontrast zu den rauh­bei­nigen Schieße­reien und dem viel dumpfen 'wumm' 'buff' 'dong' Sound, der für den akus­ti­schen Western-Wohl­fühl­t­epich sorgt.

2. Die Aliens

Nein, Aliens sind nicht immer eklig, aber hier sind sie es. Sie wurden Western-kompa­tibel gemacht, indem sie aussehen wie fliegende Stahl­rösser – nur orga­ni­scher. Eine Mischung aus Alien, verros­teter Schlan­gen­kette und Concorde gewis­ser­maßen. Sie sind fies, brutal, greifen im Wilden Westen des Jahres 1873 immerhin gleich­be­rech­tigt sowohl die Siedler als auch die Indianer an, klauen sie und machen schlimme, wirklich eklige Sachen mit ihnen. Besser bewaffnet als Stahl­rösser und schneller sind sie allemal, die sind nämlich in der kleinen Stadt namens Abso­lu­tion noch gar nicht ange­kommen. Über die tollen Waffen und das schlei­mige Innen­leben hinaus erfährt man nicht wirklich viel über die Aliens. Nur eines von den Stahl­bies­tern hat einen indi­vi­du­ellen Part und der besteht haupt­säch­lich darin, dass er Jake Lonergan gerne besonders brutal das Licht auspusten möchte. Jetzt müsste natürlich hintenan gestellt werden: Klar, es gibt immer auch andere, nette Aliens, aber nein, dieses Mal nicht, das wäre ja auch gemein.

3. Die Indianer

Sie haben es nicht in den Titel geschafft. Die Guten, die Schönen, die Edlen. Die den Cowboys helfen, die Aliens anzu­greifen, weil es ja schließ­lich keinen Sinn macht, alles allein zu machen. Seltsam blass, ohne wirk­li­ches Profil und wirklich nur Neben­fi­guren.Wären sie im Titel gelandet („Cowboys, Indianer & Aliens“) hätte sie wieder jeder nur mit Indiana verwech­selt...

4. Die holde Maid

Die gibt es natürlich auch! Ella, die Geheim­nis­volle (Olivia Wilde). Hübsches Blüm­chen­kleid, wind­zer­zaustes Haar, rote Lippen und und Cowboyhut, zumindest, bis er weg fliegt beim Ritt zu den Aliens. Sie wird Jake Lonergan nicht bekommen, schließ­lich ist er ja der lonesome cowboy. Ella sorgt für die einzige wirkliche Über­ra­schung im Film, und auch wenn die etwas an den Haaren herbei gezogen wirkt, durch­bricht sie zumindest ein Klischee damit.

5. Gandhi

Cowboys & Aliens unterhält gut, besser viel­leicht als erwartet. Daniel Craig faszi­niert, auch wenn er wohl leider nicht der Indiana Jones Nach­folger werden wird. Aber egal, mehr Non-Action Parts für ihn auch im Kino und nicht nur im Theater wären ein Segen.. Und irgend­wann wird er dann Gandhi spielen... oder auch nicht.