Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück

Bridget Jones's Diary

GB/USA/F 2001 · 97 min. · FSK: ab 12
Regie: Sharon Maguire
Drehbuch: , ,
Kamera: Stuart Dryburgh
Darsteller: Renée Zellweger, Colin Firth, Hugh Grant, Jim Broadbent, Gemma Jones u.a.
Bridget Jones

Mit gutem Gewissen

All by myself heißt das Lied, das Bridget Jones gleich zu Beginn so wunderbar falsch intoniert, rotwei­ner­mu­tigt, ganz traurig und ganz selbst­be­wusst entschlossen. Ein Single­leben wird beschrieben, und wer wie die junge Mitar­bei­terin eines Verlags, um die sich hier alles dreht, zu den unver­hei­ra­teten »Thir­ty­so­me­things« gehört, den Leuten um die 30, die jung genug sind, um das Leben noch vor sich zu haben, aber alt genug, um im einen oder anderen Fall doch schon von gele­gent­li­cher Torschluss­panik gepackt zu werden, wird vieles nach­emp­finden. Den vielen Rotwein zum Beispiel, die Abende die man zu faul zum Ausgehen vor dem Fernseher und am Telefon verbringt, die Sehnsucht mal jemanden »nur fürs Bett« zu haben, und dann wieder gerade nicht nur dafür, die Eltern, die allmäh­lich gaga werden, und sich um so mehr ins eigene Leben einmi­schen, die Selbst­ge­fäl­lig­keit der jungen Ehepaare, die eigenen ständigen kleinen Figur- und Gesund­heits­pro­bleme, und das viele Nach­denken über sich selbst – all das wird hier scho­nungslos und sehr sehr witzig erzählt. Denn Bridget Jones, die von Helen Fielding erfundene Figur zweier sehr erfolg­rei­cher Romane hat eines nicht: ein schlechtes Gewissen. Bei aller Selbst­kritik ist sie mit sich grund­sätz­lich im Reinen. Und genau dieses gute Gewissen unter­scheidet sie von all den übrigen, quen­geli­geren, trau­ri­geren Heldinnen anderer Romane.

Sharon Maguires Verfil­mung von Bridget Jones´s Diary ist eine überaus lustige, virtuos und einfalls­reich erzählte Komödie geworden. Alles in allem handelt es sich um einen der besten Filme des Jahres. Bemer­kens­wert ist alleine schon, wie klug das insze­niert ist: Das ständige Nach­denken über sich selbst, das Abwägen verschie­dener Möglich­keiten, kleidet Maguire in fast surreale Traum­bilder, comich­afte, über­drehte alberne Sequenzen.
Eine Haupt­rolle in diesem Hin und Her zwischen Traum und Wirk­lich­keit spielt die Musik: Klug ausge­wählte 80er Jahre-Songs, Lieder einer Gene­ra­tion also, kommen genau im richtigen Moment, um allem einen kleinen Dreh ins Ironische zu geben. Dabei unter­s­tützt eine sehr gute Kamera, die immer wieder gesell­schaft­li­chen Schein entlarvt. Denn die junge Frau steht zwischen zwei Männern, die beide nicht perfekt sind. Hugh Grant und Colin Firth spielen sie mit großem komö­di­an­ti­schen Talent. Mit Abstand am meisten überzeugt aber Renée Zellweger. Mit ihrer Mischung aus Komik und Ernst, Sturheit und Schwäche, ihrem Mut, sich bloßzu­stellen und hässlich zu sein (und viel­leicht auch noch mit der Tatsache, dass sie für diese Rolle 20 Kilo zunahm) kata­pul­tiert sie sich unter die heißen Oscar­kan­di­da­tinnen des kommenden Jahres – der bisher beste Auftritt dieser ausge­zeich­neten Darstel­lerin.

Mit ihr kann man eintau­chen in eine Jane-Austen-Welt unserer Tage: Mit ihren eigenen Gesetzen, die aber viel kompli­zierter sind als vor 200 Jahren. Wo die Fragen nicht nur lauten: heiraten oder nicht? Sondern Wodka oder Chac­cakhan, wie redet man mit Salman Rushdie, wie bekommt man den Grace-Kelly-Look, und wo Frauen darüber reden, was sie für ein Höschen anhaben. Viel­leicht haben sie das früher auch schon getan, aber jeden­falls nicht in Tage­büchern.