Bollywood Hollywood

Kanada 2002 · 103 min. · FSK: ab 0
Regie: Deepa Mehta
Drehbuch:
Kamera: Douglas Koch
Darsteller: Rahul Khanna, Lisa Ray, Rishma Malik, Jazz Mann u.a.
Rahul Khanna

Omas Glück und Enkels Hochzeit

Deepa Mehta gehört zu den Star-Regis­seuren des indischen Gegen­warts­kinos. Nach drei starken Sozi­al­dramen (1947: Earth), die ihr im Ausland viel Lob und daheim Todes­dro­hungen der Hindu-Funda­men­ta­listen einge­bracht haben, zeigt sie mit ihrem ersten außerhalb von Indien gedrehten Film Bollywood Hollywood nun die leichte, heitere Seite ihres Könnens.

Dabei bedient sie sich mit vollen Händen aus der Drama­turgie-Kiste der gerade bei uns modisch gewor­denen, indischen Popu­lär­kultur: Pathe­ti­sche Gesten gehören dabei ebenso dazu, wie die Rhythmen des Indi-Pop und die bunten Kleider und Musical-Gesänge des Bollywood-Kinos.

Rahul (Rahul Khanna) stammt zwar aus sehr reichen Verhält­nissen, und lebt seit Jahren in Toronto. Doch zuhause geht es zu wie im Bombay des vorletzten Jahr­hun­derts: Die greise Groß­mutter Mummy ji (Dina Pathak) führt ihr strenges Regiment, die frus­trierte Mutter (Moushumi Chat­terjee) hat ständigen Tränen­ein­satz zu ihrer Haupt­waffe gemacht. Wichtiges Anliegen des ständig strei­tenden Matri­ar­chats: Rahul soll gefäl­ligst heiraten und zwar natürlich eine Inderin aus selbst­ver­s­tänd­lich aller­besten, zudem hoch­mo­ra­li­schen Verhält­nissen. Mehrfach am Tag dankt Mummy ji der Weisheit des Gottes Krishna, der ihre klamm­heim­li­chen Gebete erhörte, und die ameri­ka­ni­sche Darstel­lerin Kimberly (Jessica Paré) bei einem Unfall ums Leben kommen ließ. Dass Krishna nun dem trau­ernden Raul auch noch ein »sauberes« indisches Mädchen zugeführt hat, scheint Omas Glück zu komplet­tieren...

Nicht verändert hat sich der kluge Blick der Regis­seurin auf die Dinge. Denn indem sie hier nun von der Liebe zwischen den Spröss­lingen zweier sehr unter­schied­li­cher indisch-kana­di­scher Familien erzählt, gelingt ihr in sehr lustiger Form auch ein Kommentar über das Aufein­an­der­prallen der Kulturen, zu dem auch die Einsicht gehört, das Indien selbst keines­wegs homogen ist. Man muss dazu viel­leicht daran erinnern, dass Kanada das westliche Land mit dem – prozen­tual – größten asia­ti­schen Bevöl­ke­rungs­an­teil ist; zehn Prozent aller Kanadier, bis zu ein Drittel der Bevöl­ke­rung von Vancouver und Toronto stammen aus China und Indien, Tendenz: stark wachsend!