The Blackout

USA 1997 · 100 min. · FSK: ab 16
Regie: Abel Ferrara
Drehbuch: , ,
Kamera: Ken Kelsch
Darsteller: Matthew Modine, Dennis Hopper, Claudia Schiffer, Beatrice Dalle u.a.
Ohne rechten Sinn

Augen auf beim Drogenkauf!

Der Holly­wood­star Matty ist am Ende, alko­hol­ab­hängig und drogen­süchtig, nichts kriegt er mehr auf die Reihe, sogar das Rasieren hat er vergessen. Seine Freundin Annie, die er im Rausch zu einer Abtrei­bung genötigt hat, verläßt ihn, und Matty kommt einfach nicht darüber weg, obwohl er bald clean ist und auch eine neue, sehr liebe­volle Freundin hat. Als er sich wieder an seinen alten Freund, den Porno­filmer Micky, wendet, um durch ihn Annie wieder­zu­finden, erlebt er seinen schlimmsten, aller­letzten Absturz, wobei er vorher noch erfährt, daß er große Schuld auf sich geladen hat. Jaja.

Dennis Hopper ist wirklich zu beneiden. Seit Blue Velvet gibt er regel­mäßig den derben Popanz, aus dem obszöne, alberne Phrasen sprudeln, ein sexbe­ses­senes Rumpel­stilz­chen, dirty old man und ewiges Kind gleich­zeitig, also ein komplett bescheu­erter Film­cha­rakter. Auf diese Art sein Geld zu verdienen muß ziemlich lustig sein. Sein Kollege Matthew Modine, der brave Star aus vielen braven Filmen wie Birdy oder Die Pira­ten­braut, wirkt weniger vertraut in seiner Rolle als verkom­mener Junkie. Voll­s­tändig zerrüttet lümmelt er sich hier im schlimmsten Siff herum, als müßte er seine Viel­schich­tig­keit als Schau­spieler nun im Exzess-Crash-Kurs nach­träg­lich beweisen.

Darin liegt viel­leicht schon der ganze Sinn von Blackout, denn auch wenn Abel Ferraras Filme bisher gerne ausführ­lich tiefen­psy­cho­lo­gisch analy­siert wurden, so liegt doch der Verdacht nahe, daß ihre Haupt­funk­tion nur drin besteht, unter­for­derten Schau­spie­ler­stars eine Plattform für Abwe­gi­geres und Wilderes zu geben, als sie ansonsten in ihrer Karriere zu leisten haben. Die Geschichte vom Untergang eines Filmstars könnte nämlich durchaus beliebig anders verlaufen, der Film würde keinen Schaden erleiden. Entschei­dend bleibt, daß Modine Gele­gen­heit geboten wird, recht abgründig daher­zu­a­gieren. Mit Harvey Keitel als Bad Lieu­tenant, eines der viel­be­ach­teten Haupt­werke Ferraras, verhielt es sich schon ähnlich, und ob Modines Figur in Blackout am Ende wieder Junkie wird oder Selbst­mord begeht oder in’s Gefängnis kommt oder ganz bös zu weinen anfängt, bleibt uner­heb­lich. Haupt­sache, es geht schlecht aus. Atmo­s­phä­risch bleiben Ferraras Filme weiterhin spannend und sehens­wert, diesmal vor allem wegen dem inter­es­santen colla­gen­ar­tigen Einsatz von Video­ma­te­rial. Dem Sinn des Ganzen auf den Grund gehen zu wollen, ist Zeit­ver­schwen­dung.

Die viel­belächelte Claudia Schiffer war gut beraten, bei solchem für Hollywood extrem absei­tigem Kunstkram mitzu­ma­chen, um sich als Schau­spie­lerin zu etablieren. Sie macht ihre Sache ziemlich ordent­lich in ihrer Rolle als das brave, aber fade Gretel-Mädel. Mit einem Natur­kosten-Laden wird sie da passen­der­weise vergli­chen, was ihrer Kollegin Beatrice Dalle nicht wieder­fahren könnte. Diese bleibt undurch­sichtig, mondän und höchst faszi­nie­rend. Wer von Beatrice Dalle verlassen wird und anschließend mit Claudia Schiffer vorlieb nehmen muß, hat völlig Recht, wenn er zur Droge greift.