Aus dem Dschungel in den Dschungel

Jungle 2 Jungle

USA 1997 · 105 min. · FSK: ab 6
Regie: John Pasquin
Drehbuch: ,
Kamera: Tony Pierce-Roberts
Darsteller: Tim Allen, Sam Huntington, Martin Short u.a.
  1. Der Ameri­kaner als solcher sieht sich im Kino keine fremd­spra­chigen Filme an. Das ist traurig, aber letz­tei­gent­lich nur sein Problem und Verlust.
  2. Der ameri­ka­ni­sche Film­pro­du­zent als solcher hingegen sieht in so manch fremd­spra­chigem Film dennoch das Potential zum Kassen­schlager. Da aber (a.), muß der ganze Film mit einhei­mi­schem Talent (oder was sich dafür hält) noch einmal gedreht werden. Das ist dumm – zumal dabei meist alles auf der Strecke bleibt, was den ursprüng­li­chen Film originell und sehens­wert machte – aber nach wie vor eigent­lich immer noch des Ameri­ka­ners Problem.
  3. Der Deutsche als solcher wiederum wagt sich hin und wieder auch gerne in europäi­sche Filme, zumal in solche, die auch das Wohl­ge­fallen des ameri­ka­ni­schen Produ­zenten erregen. Da bleibt es nicht aus, daß er Filme wie Drei Männer und ein Baby, Nikita, The Vanishing, Night­watch oder, im vorlie­genden Fall, Un indien dans la ville, bereits gesehen und mehr oder minder genossen hat.
  4. Die Depen­dancen der ameri­ka­ni­schen Groß­ver­leiher bestehen jedoch darauf, auch die Hollywood-Remakes dieser Filme noch auf diese, unsere bundes­deut­schen Leinwände zu bringen. Und da wird dann das Problem des Ameri­ka­ners auch plötzlich zu dem des Deutschen.

Das Problem, von dem hier verhan­delt werden soll, nennt sich Aus dem Dschungel in den Dschungel, oder im Original griffiger Jungle 2 Jungle. Die Haupt­rolle spielt Tim Allen (wer Pech hat, kennt ihn aus der Sitcom »Home Impro­ve­ment«, zu dt. »Kuck mal, wer da hämmert« – Witzig­keit kennt eben hier­zu­lande wirklich kein Pardon). Das ist ungünstig – denn wenn die Unsym­pa­then dieser Welt parla­men­ta­risch orga­ni­siert wären, wäre Tim Allen bestimmt Kabi­netts­vor­sit­zender, zumindest aber Regie­rungs­spre­cher.

Tim Allen spielt den New Yorker Börsen­makler Michael Cromwell. Tim Allen rennt herum und schreit. Das ist, nehme ich an, lustig.
Der bedau­erns­werte Martin Short spielt Cromwells Freund Richard. Martin Short rennt herum und schreit. Das ist sehr lustig.
Allen und Short rennen zusammen herum und schreien. Das ist so lustig, daß man¹s gar nicht mehr beschreiben kann.

Cromwells Frau Patricia (Jobeth Williams) hat ihn vor Jahren verlassen und ist in den Dschungel von Venezuela geflohen. Das ist vers­tänd­lich. Jetzt will Cromwell die Mode­de­si­gnerin Charlotte (Lolita Davi­do­vich) heiraten. Die ist zickig und exaltiert, und das ist bekannt­lich... s.o.

Cromwell braucht die Unter­schrift seiner Frau unter die Schei­dungs­pa­piere, und deshalb fliegt er zu ihr in den Regenwald. Dort lebt sie bei Einge­bo­renen, und die kennen keine Laptop-Computer, sind klein und braun, und überhaupt irgendwie so ganz anders als wir. Das ist ja so, so LUSTIG.
Nachts furzen die Einge­bo­renen, und Cromwell fällt aus der Hänge­matte. Meine Güte, IST DAS LUSTIG!!!

Cromwell muß zu seiner Über­ra­schung fest­stellen, daß er einen drei­zehn­jäh­rigen Sohn hat, den Patricia alleine bei ihrem Urwald­stamm groß­ge­zogen hat.
Der Sohn heißt Mimi-Siku, was soviel heißt wie Katzen­pisse – na, wenn das nicht famos lustig ist. Mimi-Siku wird gespielt von Sam Huntington, und der ist so herz­er­wär­mend blond und laus­bu­ben­haft, daß Michael Jackson sich bestimmt schon nach seiner Tele­phon­nummer erkundigt hat.

Szenen im Dschungel: Cromwell rennt und schreit. Cromwell fällt ins Wasser. Lustig.

Cromwell muß Mimi-Siku mit nach New York nehmen, weil dieser dort zur Voll­endung seines Mann­bar­keits­ri­tuals Feuer von der Fackel der Frei­heits­statue holen soll. Mimi-Siku ißt Katzen­futter. Mimi-Siku hat ein Blasrohr mit Betäu­bungs­pfeilen. Mimi-Siku klettert an Wolken­krat­z­er­fas­saden herum. Das ist lustig und aufregend zugleich.

Mimi-Siku hat eine Vogel­spinne als Haustier. Viele Leute haben Angst vor der Vogel­spinne. Viele Leute rennen und schreien. Heissa, ist das lustig. Cromwell und Richard haben Probleme mit der Russen­mafia.
Mimi-Siku erledigt die Russen­mafia. Dabei wird gerannt, geschrien und hinge­fallen, z.T. auch wegen der Vogel­spinne. Bei Fugen heißt sowas Engfüh­rung. Auf jeden Fall ist es sehr, sehr lustig.

Richard hat eine zwölf­jäh­rige Tochter namens Karen (LeeLee Sobiesky). Die ist so herz­al­ler­liebst putzig, daß Michael Jackson bestimmt auch gerne ihre Nummer hätte, wenn sie denn nur ein Büblein wär. Mimi-Siku und Karen über­nachten zusammen in der Hänge­matte (fallen aber nicht raus – ergo nicht lustig). Mimi-Siku und Karen stehen am Ende im Fluß und küssen sich. Das ist Kinder­por­no­gra­phie.

Cromwell sieht ein, daß er doch gerne Papi wäre und mit Patricia zusam­men­leben möchte. Er zieht um nach Venezuela. Er nimmt Handy, Laptop und Satteli­ten­funk­an­lage mit; geändert hat er sich nicht. Das soll ein Happy End sein, ist aber nur gruselig.

Nach 105 Minuten hat man auch diesen Film über­standen. Und das ist gut.