Eins und eins macht vier

It Takes Two

USA 1995 · 101 min. · FSK: ab 0
Regie: Andy Tennant
Drehbuch:
Kamera: Kenneth D. Zunder
Darsteller: Kirstie Alley, Steve Guttenberg, Mary-Kate Olsen, Ashley Olsen u.a.
Doppeltes Lottchen aus Hollywood

Das doppelte Lottchen in Hollywood

Amanda und Alyssa heißen die beiden ameri­ka­ni­schen Lottchen und sind, im Unter­schiede zum deutschen Kinder­buch-Original, keine Zwillinge, sondern schlichte Doppel­gän­ge­rinnen.

Amanda ist das arme Waisen­kind, das sich nichts sehn­li­cher wünscht, als adoptiert zu werden, und außerdem der persön­liche Liebling von Erzie­herin Diane (Kristie Alley). Alyssa ist das brave Kind aus gutem Hause, die verwöhnte, kleine Prin­zessin, von ihrem Vater Roger (Steve Gutten­berg) glei­cher­maßen geliebt wie vernach­läs­sigt.

Als sich die beiden schließ­lich begegnen, werden, wie allegemin üblich, die Rollen getauscht, die Böse­wichter vertrieben und die Erzie­hungs­be­rech­tigten verkup­pelt. Solche Kinder­filme müssen wohl ab und zu immer mal wieder gedreht werden, zumal die aktuelle Horde der fünf- bis zehn­jäh­rigen auch diesmal wieder lauthals lachen dürfte über die gängigen Spektakel, wie die Nudel­schlacht oder das Trak­tieren des Konzert­flü­gels durch die Prologöre Amanda bei v ersam­melter Cocktail-Party.

Es gibt auch ein böses Ehepaar, das Kinder adoptiert, um sie für sich arbeiten zu lassen; über diesen Teil des Filmes wollen wir lieber nicht so genau nach­denken, denn Amanda und Alyssa werden gespielt von Ashley und Mary-Kate Olsen, einem in Amerika sehr erfolg­rei­chen Fern­seh­z­wil­lings­pär­chen, neun Jahre alt, dessen Eltern derzeit bestimmt auch nicht schlecht verdienen.

Erich Kästner, Autor von »Das doppelte Lottchen«, wäre bestimmt nicht beleidigt, wüßte er, daß er im Abspann nicht mal erwähnt wird. Der Sozi­al­kitsch, das Hohelied auf die Familie und besonders die Darsteller mit ihren Gummi­ge­sich­tern, speziell Jane Sibbett mit ihrer Version der Medusa aus Bernard und Bianca, zeigen, daß sich der ameri­ka­ni­sche Realfilm im Zuge von Kevin und Mrs. Doubtfire immer mehr dem Disney-Zeichen­trick­film annähert. Die Komik dient allerd ings nurmehr versatz­stück­weise der Anarchie, während der ri-ra-rosa Zuckerguß alle Bedenk­lich­keiten erbar­mungslos zu Boden schmiert. Kein Wunder folglich, wenn’s für Erwach­sene nichts mehr zu lachen bleibt, wie einst bei Kästner und den besseren Disney-Cartoons.

Eher unfrei­willig zeigt der Film dann aber doch noch eine mensch­liche Schwäche: Die Haupt­dar­stel­lerin Kristie Alley ist, nach den üblichen Sehge­wohn­heiten zu urteilen, eindeutig zu über­ge­wichtig und abge­ta­kelt für eine Haupt­rolle als roman­ti­sche Lieb­ha­berin. Dieser kleine Makel, der die Produ­zenten wahr­schein­lich die Haare raufen ließ, zeigt, daß eventuell doch noch nicht alles aus Plastik ist in der ameri­ka­ni­schen Unter­hal­tung­in­dus­trie.