15 Minuten Ruhm

15 Minutes

USA 2001 · 120 min. · FSK: ab 16
Regie: John Herzfeld
Drehbuch:
Kamera: Jean-Yves Escoffier
Darsteller: Robert De Niro, Edward Burns, Kelsey Grammer, Avery Brooks u.a.
Robert DeNiro in Aktion

Action und Reaktion

Andy Warhol kann nichts dafür. Seine Bemerkung, ein jeder würde im Leben »für 15 Minuten berühmt« werden, hat schon zur Recht­fer­ti­gung mancher Dummheit herhalten müssen. Diesmal gibt er einem Film den Titel, der eine Menge inter­es­santer Ideen, gute Schau­spieler und ästhe­ti­schen Anspruch besitzt, und trotzdem kläglich scheitert.
Die Handlung dreht sich um zwei Seri­en­killer, die ihre Taten auf Video fest­halten, und von zwei Poli­zisten gejagt werden. Doch am Entkommen sind sie gar nicht inter­es­siert, ihnen geht es um den Ruhm, den ihnen die Tat verschafft, und die Möglich­keit ihre Verbre­chen gewinn­brin­gend in den Medien zu vermarkten – den Frei­spruch wegen Unzu­rech­nungs­fähig­keit hat natürlich zuvor ein korrupter Anwalt besorgt.

Auch wenn man tatsäch­lich glaubt, all des sei realis­ti­scher­weise möglich, beginnen die ernsten Probleme dieses Films schon in den ersten Minuten. Allzu schlicht gestrickt ist die – gewiss kritisch gemeinte – Szene, in der die Gangster durch bloßes Fern­seh­gu­cken auf den Gedanken zu diesen Taten kommen. Höchst frag­würdig ist auch die grobe Zeichnung dieser beiden als osteu­ropäi­sche Einwan­derer – bis hin zu den schlechten Zähnen primitive Klischees, hart am Rande des rassis­ti­schen Stereo­typs. Damit auch letzte Zweifel zerstreut werden, hören wir aus ihrem Mund Sätze wie: »Glaubst Du, ich bin gekommen, um zu arbeiten? Niemals.« Als flotte Satire könnte man all das noch durch­gehen lassen, doch Regisseur und Dreh­buch­autor John Herzfeld meint es, so muss man fürchten, allzu ernst.

Dabei hatte Herfeld 1997 mit Two Days in the Valley eine wirklich nette Komödie gemacht, die zwar über­trieben, aber doch immer intel­li­gent und filmisch gekonnt unter­hielt. Diesmal aber gilt: Immer ist alles zu eindeutig, zu grell, zu dick aufge­tragen, wird einem die Botschaft immer wieder eingehäm­mert, obwohl sie längst verstanden ist. Gerade am Ende wirkt der hyper­mo­ra­li­sche Eifer, und die offen­sicht­liche Über­trei­bung, mit der erzählt wird, nur noch albern – aber lächelnde Gelas­sen­heit ist das Letzte, was der Film beim Zuschauer erreichen will. Stilis­tisch bedient die unnötig brutale Darstel­lung der Taten und Figuren genau den Voyeu­rismus, den der Film anpran­gert. Überdies erzählt Herzfeld nichts zuende, entscheidet sich nicht zwischen den Haupt­fi­guren, und mischt Thriller, persön­li­ches Drama, popu­lis­ti­sche Medi­en­kritik mit anderen Themen wie Selbst­justiz. So bleibt es nicht bei reak­ti­onären Botschaften, darüber hinaus herrscht drama­tur­gi­sches Chaos.

Was an 15 Minuten Ruhm trotzdem sehens­wert bleibt, sind aller­dings ein paar einzelne Szenen der ersten Hälfte, deren talen­tierte Insze­nie­rung jenseits aller anderen Einwände Respekt verdient. Und da ist Robert de Niro. Solange er auf der Leinwand ist, tröstet man sich auch diesmal gern über fast alles andere hinweg.