Film ist. besteht fast zur Gänze aus Ausschnitten existierender wissenschaftlicher Filme. Es sind Filme über den Flug der Rollertauben und über Intelligenzprüfungen an Affen, über „Verkehrte Welten“ und das stereoskopische Sehen, über Hurricanes und „Stoßwellen in Luft“. Über das Glas, wie es bricht, das Kleinkind beim Gehen und das Daimler-Benz-Auto, wie es in Zeitlupe gegen eine Steinmauer prallt.
Die Verachtung, die wissenschaftlichen Filmen
oftmals entgegenschlägt, meint nicht so sehr den Inhalt, sondern ihr biederes, einfallsloses, lächerliches, vom Kommentar verseuchtes Erscheinungsbild; ebenso verdankt sich auch die Faszination für manche Lehrfilme meist allein der Kraft ihrer Bilder: Bilder, die man – selbst im Kino – noch nie gesehen hat.
Film ist. versammelt solche Bilder in Hülle und Fülle. Man spürt hier nicht nur die Politik, sondern auch die besondere Poetik der Gattung wissenschaftlicher
Film, die sich häufig „experimenteller“ Gestaltungsmittel bedient: extreme Zeitlupe, extremer Zeitraffer, Lochung des Materials, teleskopische oder mikroskopische Kameraarbeit, Solarisierung, Belichtung durch Röntgenstrahlen.
Film ist. ist selbst ein poetischer Film. Wie die verschiedenen Teilstücke hier eine Reihenfolge und einen Rhythmus finden, erinnert an moderne Dichtkunst oder an die Fotoreihen des amerikanischen Künstlers Baldessari:
Bilder, die (was ihre Herkunft betrifft) nichts miteinander zu tun haben, „nicht zusammengehören“, werden verglichen, verknotet, zusammengeschaltet.
Film ist. consist almost exclusively, of sequences from existing scientific films. These films are about the acrobatic flights of pigeons, the intelligence testing of apes; about „reversed worlds“ and stereoscopic vision; hurricanes and impact waves in the air. How a Mercedes crashes into a stone wall in slow motion.
The contempt with which scientific films are received is not directed against the content, but rather against their conventional, unimaginative,
ridiculous and commentary-contaminated appearance. Similarly, the fascination with some of the teaching films can be attributed almost exclusively to the power of their images – images which one has never seen even in the cinema.
BIO-FILMOGRAPHIE
Gustav Deutsch
Geboren 1952 in Wien. Zeichnungen seit 1962, Musik seit 1964, Fotografie seit 1967, Architektur seit 1970, Video seit 1977, Filme seit 1981, Töne seit 1981, Aktionen seit 1983 in Österreich, Deutschland, England, Luxemburg, Frankreich, Marokko, Griechenland, Türkei
Filme/Videos (Auswahl):
1983 ASUMA
1984 WOSSEA MTOTOM
1990 ADRIA
1990 WELT/ZEIT 25812 MIN
1992 INTERNATIONALES SENDESCHLUSS
1993 AUGENZEUGEN DER FREMDE
1994 55/95
1995 FILM/SPRICHT/VIELE/SPRACHEN
1995 TASCHENKINO
1996 FILM IST MEHR ALS FILM
1996 MARIAGE BLANC
1996 NO COMMENT – MINIMUNDUS AUSTRIA
1998 FILM IST.