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22.01.2003
 
 
         

"Reschpekt vor Ustinov!"
Der bayerische Filmpreis 2004

 
       
 
 
 
 

Freitag den 16. Januar um 19.00 wurde er wieder überreicht: der "bayerische Oscar". Und Sams und Sonders in Samt und Seide übervölkerten das überhitzte Cuvillétheater in München, um ihn zum 25. Mal euphorisch entgegenzunehmen. Von der Kategorie für die Kleinen ging´s weiter zu Filmen mit Kleinen für Große und großen Filmen für Kleine und Große.

Uli Limmers Wunschpunktrechnung mit "Das Sams" ging auf, er nahm die Porzellanstatuette für den besten Kinderfilm mit nach Hause. Auch die "Die wilden Kerle", in dem eine Heerschar munterer Kids die Hauptrolle spielt, ging mit dem VGF-Nachwuchspreis nicht leer aus. Vielleicht half die Besetzung des Prominachwuchses aus Familie Ochsenknecht und Beck, der bei den Dreharbeiten eine Menge Spaß hatte, wie Vater Rufus selbst bei der Überreichung des Preises verkündete. Bleibt ja alles in der Familie. Dass in Deutschland Talent hauptsächlich in den Genen liegt, ist ohnehin nicht neu. Kein Wunder, dass dann auch das "Wunder von Bern" nicht leer ausging, in dem ja der Sohn von Peter Lohmeyer auch mitspielt. Egal, die Sondervorführung des sehr erfolgreichen Pathoswerkes großer deutscher Fußballgeschichte für den Ministerpräsidenten im Herbst hatte sich gelohnt und ein wichtiger Fan war gewonnen. Aber in die Preisentscheidungen mischt sich ja der Gastgeber des Abends nicht ein. Jedenfalls hat Regisseur Sönke Wortmann vielleicht Recht, dass der Erfolg seines (Fußball-)Films dem deutschen Film an sich wieder ein wenig mehr internationale Beachtung verschaffen konnte. Und das zum zweiten Mal in so kurzer Zeit - nach "Good bye Lenin" - mit einem Stoff, der deutscher kaum sein könnte und dennoch international interessiert.

International hätte es auch durch den Besuch von Sir Peter Ustinov werden sollen, dessen Lebenswerk ebenfalls durch einen Porzellan-Pierrot geehrt wurde und dessen Besuch vielleicht eine frische Brise in die eingeschworene Filmfamilie hätte wehen lassen. "Reschpekt", wie Stoiber sagte, sollte man diesem in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Multitalent in der Tat zollen. Er ist nicht nur Unicef Botschafter, Autor, Regisseur und Schauspieler in weit über 100 Filmen, sondern auch ein unvergleichlicher Meister des feinen Humors. Beneidenswert, wie leicht ihm eine augenzwinkernde Dankesrede in der Videoübertragung aus einem Genfer Krankenhaus, von den verschmitzten Lippen ging. Das Highlight des in Tradition erstarrten Abends.

Überraschungen gab es leider überhaupt keine. Alle Preise waren erwartungsgemäß den Kassenerfolgen des Jahres angepasst. Hauptsache, jeder, der was für´s Land geleistet und was über´s Land erzählt hat, kriegt einen. Die Kategorie ist da schon egal. Sönke Wortmann für die "Wunder von Bern" Regieleistung, Christian Ulmen als Nachwuchsdarsteller für "Herr Lehmann" und den Publikumspreis holte sich - als könnte er nie genug kriegen - "Good bye Lenin!". Nach dem Förderpreis Deutscher Film im Sommer wäre auch ein Filmpreis für "Hierankl" von HFF Absolvent Hanns Steinbichler zu erwarten gewesen, der musste seine Freude nun aber nur mit Hauptdarstellerin Johanna Wokalek teilen, die den Nachwuchspreis durch ihre sensible Darstellung in dem ländlichen Familiendrama wirklich verdient hat. Ebenso konnte man sich für die Würdigung das wunderbar uneitlen Regie-Duos Byambasureen Dava und Luigi Farlorni freuen, die mit "Die Geschichte vom weinenden Kamel" den unbestritten schönsten Dokumentarfilm des Jahres hingelegt hatten.

So ging ein eher glanzloser Abend, dessen einzig geistreicher Geladener die Preisverleihung in einer Schweizer Klinik verbringen musste, gepflegt zu Ende. Auch die bemühte Moderation von Dauervamp Christine Neubauer und BR-Tatort Ermittler Michael Fitz konnte dem Abend nichts Glamouröses geben, im Gegenteil, ließ alles in einem nur noch provinzielleren Licht erscheinen.

Felicitas Darschin

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