Freitag den 16. Januar um 19.00 wurde er wieder überreicht:
der "bayerische Oscar". Und Sams und Sonders in
Samt und Seide übervölkerten das überhitzte
Cuvillétheater in München, um ihn zum 25. Mal
euphorisch entgegenzunehmen. Von der Kategorie für die
Kleinen ging´s weiter zu Filmen mit Kleinen für
Große und großen Filmen für Kleine und Große.
Uli Limmers Wunschpunktrechnung mit "Das Sams"
ging auf, er nahm die Porzellanstatuette für den besten
Kinderfilm mit nach Hause. Auch die "Die wilden Kerle",
in dem eine Heerschar munterer Kids die Hauptrolle spielt,
ging mit dem VGF-Nachwuchspreis nicht leer aus. Vielleicht
half die Besetzung des Prominachwuchses aus Familie Ochsenknecht
und Beck, der bei den Dreharbeiten eine Menge Spaß hatte,
wie Vater Rufus selbst bei der Überreichung des Preises
verkündete. Bleibt ja alles in der Familie. Dass in Deutschland
Talent hauptsächlich in den Genen liegt, ist ohnehin
nicht neu. Kein Wunder, dass dann auch das "Wunder von
Bern" nicht leer ausging, in dem ja der Sohn von Peter
Lohmeyer auch mitspielt. Egal, die Sondervorführung des
sehr erfolgreichen Pathoswerkes großer deutscher Fußballgeschichte
für den Ministerpräsidenten im Herbst hatte sich
gelohnt und ein wichtiger Fan war gewonnen. Aber in die Preisentscheidungen
mischt sich ja der Gastgeber des Abends nicht ein. Jedenfalls
hat Regisseur Sönke Wortmann vielleicht Recht, dass der
Erfolg seines (Fußball-)Films dem deutschen Film an
sich wieder ein wenig mehr internationale Beachtung verschaffen
konnte. Und das zum zweiten Mal in so kurzer Zeit - nach "Good
bye Lenin" - mit einem Stoff, der deutscher kaum sein
könnte und dennoch international interessiert.
International hätte es auch durch den Besuch von Sir
Peter Ustinov werden sollen, dessen Lebenswerk ebenfalls durch
einen Porzellan-Pierrot geehrt wurde und dessen Besuch vielleicht
eine frische Brise in die eingeschworene Filmfamilie hätte
wehen lassen. "Reschpekt", wie Stoiber sagte, sollte
man diesem in jeder Hinsicht außergewöhnlichen
Multitalent in der Tat zollen. Er ist nicht nur Unicef Botschafter,
Autor, Regisseur und Schauspieler in weit über 100 Filmen,
sondern auch ein unvergleichlicher Meister des feinen Humors.
Beneidenswert, wie leicht ihm eine augenzwinkernde Dankesrede
in der Videoübertragung aus einem Genfer Krankenhaus,
von den verschmitzten Lippen ging. Das Highlight des in Tradition
erstarrten Abends.
Überraschungen gab es leider überhaupt keine. Alle
Preise waren erwartungsgemäß den Kassenerfolgen
des Jahres angepasst. Hauptsache, jeder, der was für´s
Land geleistet und was über´s Land erzählt
hat, kriegt einen. Die Kategorie ist da schon egal. Sönke
Wortmann für die "Wunder von Bern" Regieleistung,
Christian Ulmen als Nachwuchsdarsteller für "Herr
Lehmann" und den Publikumspreis holte sich - als könnte
er nie genug kriegen - "Good bye Lenin!". Nach dem
Förderpreis Deutscher Film im Sommer wäre auch ein
Filmpreis für "Hierankl" von HFF Absolvent
Hanns Steinbichler zu erwarten gewesen, der musste seine Freude
nun aber nur mit Hauptdarstellerin Johanna Wokalek teilen,
die den Nachwuchspreis durch ihre sensible Darstellung in
dem ländlichen Familiendrama wirklich verdient hat. Ebenso
konnte man sich für die Würdigung das wunderbar
uneitlen Regie-Duos Byambasureen Dava und Luigi Farlorni freuen,
die mit "Die Geschichte vom weinenden Kamel" den
unbestritten schönsten Dokumentarfilm des Jahres hingelegt
hatten.
So ging ein eher glanzloser Abend, dessen einzig geistreicher
Geladener die Preisverleihung in einer Schweizer Klinik verbringen
musste, gepflegt zu Ende. Auch die bemühte Moderation
von Dauervamp Christine Neubauer und BR-Tatort Ermittler Michael
Fitz konnte dem Abend nichts Glamouröses geben, im Gegenteil,
ließ alles in einem nur noch provinzielleren Licht erscheinen.
Felicitas Darschin
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