30.01.2020
21 films

Deutsch­spra­chige Filme

Martin Scorses Irishman
»Schlafkrankheit«
(Foto: Farbfilm)

Ein Kommentar

Von Dominik Graf

Von Dominik Graf (Regisseur, München)

- Ulrich Köhler: »Schlaf­kran­keit«, 2011
Schlicht und einfach toll. Alles. Der Wechsel der Haupt­figur bei der Hälfte des Films. Toll die gedank­liche Afrika-Vision des Films, diese moder­ni­sierte Joseph Conrad'sche nihi­lis­tisch geprägte Sinn­lo­sig­keit alles phil­an­thro­pi­schen Tuns in ehema­ligen Kolo­ni­al­ge­bieten. Der Film kam nicht mal in die engere Nomi­nie­rungs­aus­wahl des Bundes­film­preises, ein blei­bender Makel, der diese lächer­liche Selbst­be­ju­be­lungs-Veran­stal­tung seitdem in meinen Augen per se desavou­iert und über­flüssig gemacht hat.

- Bastian Günther: »Houston«, 2013
Schwebend, glühend, kinetisch, Mario­netten an Fäden, Figures hanging in a sunny Cityscape. Ein deutscher Head­hunter soll in Houston/Texas einen großen Fang tätigen. Tukur at his best.

- Jan Bonny: »Über Barba­ros­sa­platz«, 2016
Kaum eine/r hat die deutsche Film-Branche so durch­ein­an­der­ge­wir­belt im letzten Jahrzehnt wie Bonny, auch wenn er fast nur TV-Filme gemacht hat. Sein clever modi­fi­zierter Dogma-Stil scheint die Schau­spieler zu beflügeln (hier die schön maso­chis­tisch sich psychisch quälende BB – Bibiane Beglau –, den starken Joachim Krol, die sensa­tio­nelle Franziska Hartmann als bera­tungs­re­sis­tente Patientin und Shenja Lacher als Jung­psych­iater). Und er verwan­delt die Filme in komple­xeste Schicht­er­zäh­lungen. »Über Barba­ros­sa­platz« ist Emoti­ons­krimi im Psych­iater-Paradies Köln. Stadt und Verlo­ren­heit. Einsam­keit und Orgie. Trauer und Versu­chung. Schönster Auftritt: Shenja Lacher kommt ange­trunken in ein fast leeres chine­si­sches Lokal und zitiert den anwe­senden Kellnern R.D. Brinkmann.
Das Ganze hätte eine Serie werden sollen, aber die Henker der öffent­lich recht­li­chen Programme haben wegen geringer Quoten des Pilot­films letal zuge­schlagen. Uns bleibt nun wenigs­tens dieses eine dunkel strah­lende Kleinod.

- Joachim Schröder & Tobias Streck: »Kill me today- tomorrow I`m sick«, 2019
Und noch eine begeis­ternde Geschichte über desori­en­tierte deutsche Helfer in Krisen­ge­bieten, die dort sowohl auf einhei­mi­sche Irre wie auch auf wohl­tu­ende Realisten treffen. Gran­dioser koso­va­ri­scher Wirrwarr mit Auftritt der OSZE-Funk­ti­onäre 1999. Carlo Ljubek wäre mein Film­preis­träger für 2019 gewesen und für 2020 gleich auch noch mit.