Das Leben, ein Pfeifen

La vida es silbar

Kuba/Spanien 1998 · 106 min. · FSK: ab 6
Regie: Fernando Pérez
Drehbuch: , ,
Kamera: Raúl Pérez Ureta
Darsteller: Claudia Rojas, Luis Alberto García, Coralia Veloz, Bebé Pérez u.a.

Metaphern für ein ganzes Land

Fernando Pèrez: La vida es silbar

»Cuba!« stand auf einem Plakat, auf dem dieser Film beim vergan­genen Filmfest München ange­kün­digt wurde. Einer der vier Prot­ago­nisten, von deren Leben hier in episo­den­hafter Form erzählt wird, schreit den Namen seines Vater­landes heraus: Mitten im Regen, pathe­tisch, aber bewegend.

Am Anfang sieht man die 18jährige Bébé (Ana Victoria Pérez), eine gute Fee. Sie ist glücklich und versteht nicht, warum es anderen nicht ebenso geht. Sie erzählt uns Zuschauern die Geschichte von drei Alters­ge­nossen, die sich im Havanna am Ende des Jahr­hun­derts anders fühlen: Mariana (Claudia Rojas), eine junge Tänzern, muss zwischen ihrer Liebe zu Gott und der für einen bestimmten Menschen wählen. Auch Julia (Coralia Veloz) hat Liebes­kummer, schuld ist ein junger Psycho­ana­ly­tiker. Und Elpidio (Luis Alberto García) wurde von seiner Mutter verlassen. Sie heißt Cuba (!)...

Fernando Pérez konnte seinen Film nur unter äußerst schwie­rigen Bedin­gungen herstellen. Weniger poli­ti­sche Gründe, als wirt­schaft­liche Not verzö­gerten die Fertig­stel­lung des Films. Beim Festival in Havanna im Dezember 1998 konnte Pérez dann trium­phieren: er gewann den Preis, und wurde so mit dem einzigen kuba­ni­schen Spielfilm dieses Jahres zum Helden seiner Heimat.
Dabei erzählt La vida es silbar in seiner episo­den­haften Form, die mit surrealen Bildern und Einfällen ständig neue Wendungen erfährt, eine nicht übermäßig Regime-konforme Geschichte. Vielmehr steht jede Figur für ein Prinzip – Enthalt­sam­keit, Nicht-Erwach­sen­werden, Verlassen-werden –, das man durchaus auf die Beschrei­bung eines ganzen Landes über­tragen kann. So zeigt Pérez ein urbanes Märchen aus dem Havanna der Gegenwart, das filmisch vor allem durch berau­schende Bilder und ryth­mi­sche Musik überzeugt, aber auf Gedan­ken­ar­beit nicht ganz verzichtet (und Herrn Kniebe von der SZ zu regel­rechten Begeis­te­rungsssalven hinriß).