Stellas Versuchung

Asylum

Großbritannien/Irland 2005 · 99 min. · FSK: ab 16
Regie: David Mackenzie
Drehbuchvorlage: Patrick McGrath
Drehbuch: ,
Kamera: Giles Nuttgens
Darsteller: Natasha Richardson, Hugh Bonneville, Gus Lewis, Ian McKellen u.a.
Amour Fou

Teufel in Weiß

Von der Sehnsucht nach der Düsternis

Die ausge­zeich­neten Darsteller Natasha Richardson und Ian McKellen sind die größte Stärke des briti­schen Films Stellas Versu­chung. Zugrunde liegt diesem Melodram der Roman Stella von Patrick McGrath, der im England der 50er Jahre spielt. Vieles in diesem Werk erinnert auch an das Kino jener Zeit und an dessen Wieder­auf­er­ste­hung in Filmen der letzten Jahre, die – wie etwa Todd Haynes' Far from Heaven – in der Maske der Vergan­gen­heit, von der Gegenwart zu erzählen versuchen.

Stella (Richardson) führt eine äußerlich viel­leicht etwas lang­wei­lige und gutbür­ger­liche Ehe. Ihr Mann Max ist Psych­iater und das Ehepaar lebt mit dem kleinen Sohn in einer Dienst­woh­nung innerhalb der Nerven­klinik, in der ihr Mann arbeitet. Das Ehepaar entfremdet sich, und Stella verliebt sich in einen von Peters psychisch gestörten Patienten, einen Künstler, der im Wahn seine Frau tötete. Ihre unter­drückte Leiden­schaft lebt Stella in dieser Affäre radikal aus.

Manches an diesem Film mag etwas »Lady Chat­terley«-artig und anti­quiert wirken. Weder das Portrait einer »frus­trierten Ehefrau«, noch das der bürger­li­chen »Ehehölle«, noch die sexuelle Unter­drü­ckung und Prüderie, noch das Bild einer repres­siven Gesell­schaft, die durch Klas­sen­be­wusst­sein und eine stickige Atmo­s­phäre geprägt ist, wirken wirklich zeitgemäß – und gleiches gilt für den weiteren Verlauf des Gesche­hens, seine vorher­seh­bare Lösung, in der Amour Fou, Aufbruch und indi­vi­du­elle Sehnsucht bestraft werden. Am ehesten mögen sich Zeit­ge­nossen noch in diesem letzten Aspekt wieder finden.

Grandios hingegen sind die so sparsamen wie klugen Dialoge, eine großar­tige, intensive Kamera und die dichte, in vorwie­gend in grau­grünen Farben gehaltene Ausstat­tung, die die Leiden­schaft ihrer Haupt­figur, ihre Sehnsucht nach der Düsternis unter­streicht. Das Aller­beste in diesem nicht perfekten, aber inter­es­santen Film aber ist Ian McKellen, der hier mit sicht­barem Genuss einen Psych­iater als Teufel in Weiß spielt.