Stadt der Engel

City of Angels

USA 1998 · 114 min. · FSK: ab 12
Regie: Brad Silberling
Drehbuch:
Kamera: John Seale
Darsteller: Nicolas Cage, Meg Ryan, Dennis Franz, Andre Braugher u.a.

Engel haben kein Herz. Unberührt von Schmerz und Freude begleiten sie die Menschen auf ihren irdischen Wegen – führen sie ins Leben, stehen ihnen bei, geleiten sie im Tod. Sie sind faszi­niert von ihren Schütz­lingen, von deren kurzem, frucht­losem Treiben auf Erden und all ihren Gedanken, Wünschen, Hoff­nungen, Gefühlen. Es ist eine fremde Welt für sie; eine Welt, die sie notdürftig verstehen, aber nicht nach­fühlen können.
Wo immer viele Menschen leben, ist auch die Zahl der Engel groß. Das war schon in Berlin so, und ist in Los Angeles (der Name verrät’s bereits) nicht anders. Dort sind die Dächer höher, auf denen sie sich versam­meln, und die schwarzen Desi­gner­kla­motten schicker, in denen sie ihren Dienst versehen – aber sonst geht alles den gleichen Gang. Bis der Engel Seth (Nicolas Cage) der jungen Chirurgin Dr. Maggie Rice (die unter­schätzte Meg Ryan – wie so oft um Klassen besser als ihr Ruf) durch eine Lebens­krise hilft – und sich so sehr verliebt, daß er zum Sterb­li­chen werden möchte.

City of Angels an seiner Vorlage – Wim Wenders' Himmel über Berlin – zu messen, wäre ungerecht. Zu unter­schied­lich sind die Filme in ihren Zielen und in ihrer Vorge­hens­weise: Letzlich verbindet sie wenig mehr als die Grundidee und einzelne Details. City of Angels ist weniger ein Remake, als eine Variation über das selbe Thema.

Doch auch als eigen­s­tän­diges Werk betrachtet ist Brad Silber­lings Film (sein zweiter nach – ähem – Casper) nicht gänzlich gelungen. Die erste halbe Stunde vermag noch zu über­zeugen: in zahl­rei­chen Vignetten wird nicht nur das tägliche Erden-Geschäft der Engel atmo­s­phä­risch dicht einge­fangen, sondern auch viel von der Aura Los Angeles'. Und mit Dr. Maggie Rices Job werden wir auf scho­ckie­rend unsen­ti­men­tale Weise bekannt gemacht – Herz­mas­sage am offenen Organ gehört nicht gerade zum Stan­dard­re­per­toire von Film-Romanzen.

Aber was anfangs noch beein­druckt, wird immer mehr zum Problem des Films: Regisseur Silber­ling und sein Kame­ra­mann John Seale sind offenbar getrieben von einem Drang zum exqui­siten Bild, der zusehends zum Selbst­zweck verkommt. City of Angels leidet an einer Ästhetik der wunder­schönen Ober­fläche, die das emotio­nale Zentrum aus den Augen verliert.
Leider erweist sich da der sonst überaus schät­zens­werte Nicolas Cage nicht als sonder­lich hilfreich: Ihm fällt diesmal wenig mehr ein, als seine erprobte Dackel­blick- und Flüs­ter­stimmen-Masche ad nauseam totzu­reiten.
So wird der Film immer mehr zur leeren Hochglanz-Hülle. Und wenn dann schließ­lich das über­ra­schende Finale erreicht ist, wirkt es eher kalku­liert und mani­pu­lativ als wahrhaft rührend. Mir ging es da bereits wie den Engeln von City of Angels: Ich konnte inter­es­siert beob­achten, aber nicht mitfühlen. Nur daß es mir schien, daß nicht mir das Herz fehlt, sondern dem Film.