SpongeBob Schwammkopf

The SpongeBob Movie: Sponge Out of Water

USA 2014 · 93 min. · FSK: ab 0
Regie: Paul Tibbitt
Drehbuch: ,
Kamera: Phil Meheux
Schnitt: David Ian Salter
Mal sehen, worauf die Kinder nach dem Film Appetit haben…

Retter der Krabbenburger

»Was ist schlimmer als Vögel, die sprechen? Vögel, die singen.« Sagt der Seeräuber Burger Beard (Antonio Banderas) zu den animierten Möwen, die auf seinem Schiff­lein herum­hüpfen und bespaßt werden wollen.

Was ist noch schlimmer als singende Möwen? Wenn in der Unter­was­ser­stadt Bikini Bottom keine Krab­ben­burger mehr produ­ziert werden können. Sie sind das Opium des Bikini-Bottom-Volkes. Keine Krab­ben­burger heißt kein Zusam­men­halt. Heißt: Apoka­lypse right now! Asozia­lität und Chaos brechen am Meeres­boden aus. Unmensch­lich­keit macht sich breit. Soli­da­rität ist Selbst­mord. Jeder gegen jeden. Wüste Gestalten mit der Optik aus den Punk-, Leder-, SM- und Rocker-Szenen, unter­füt­tert mit der Martia­lität von Lego­fi­guren, halten Bikini Bottom in schlechtem Atem. Harmonie war gestern. Heute bekriegen sich alle im Über­le­bens­kampf. SpongeBob hält das nicht aus. Er ist ein feiner Kerl. Er will die Idylle wieder­her­stellen und kämpft. Auf allen Kanälen. Mit allen Mitteln. In Zeichen­trick-, Realfilm- und compu­ter­ani­mierten Sequenzen.

Dem Hybrid­film SpongeBob Schwamm­kopf 3D gelingt es großartig, all diese verschie­denen Elemente mitein­ander in Einklang zu bringen. Er ist nicht so anar­chisch und verrotzt wie »South Park«, aber eine ebenso tolle und cross­me­diale Collage aus Fotos, Filmen und schlecht, aber hinge­bungs­voll gesun­genen Liedern. Und das alles auch noch in 3D. Doch die Geschichte leidet nicht unter den tech­ni­schen Heraus­for­de­rungen.

Antonio Banderas spielt seinen roman­tisch-zottligen Piraten mit Leib und Seele. Er lässt sich mit Haut und Haar auf seine Figur und den Slapstick ein. Der sanft-naive Wirbel­wind SpongeBob kämpft bis zur Erschöp­fung. Eine Welt ohne Krab­ben­burger kann nicht die seine sein. So zieht er mit Sheldon J. Plankton, dem Erzfeind und Besitzer vom Burger-Konkur­ren­z­re­stau­rant »Abfall­eimer«, los. Die Geschichte des Film ist Roadmovie, Super­hel­den­film, post­a­po­ka­lyp­ti­sches Abenteuer und Zeitreise. Sie ist witzig, kurz­weilig, hinreißend, voller Dynamik und popkul­tu­reller Refe­renzen.

Eine Art Cameo-Auftritt erfährt ein Tümmler. Dieser ist auf einer Raum­sta­tion seit Tausenden von Jahren mit der Aufgabe betraut, durch bloßes Dastehen und Hinstarren das Zusam­men­stoßen von Jupiter und Saturn zu verhin­dern. Als SpongeBob und Plankton auf ihrer Burger-Rettungs­tour bei ihm eintreffen, will der Tümmler die Gele­gen­heit nutzen, um endlich auf’s Tümm­lerklo gehen zu können. Als er entlastet zurück­kehrt, hängt ihm noch das Toilet­ten­pa­pier aus dem königs­haften rots­am­tenen Umhang. Die Planeten haben den günstigen Zeitpunkt auch für sich genutzt und sind inein­ander gekracht.

Im großen Finale wachsen die Figuren über sich hinaus. Die digital aufge­plus­terten Remi­nisz­enzen an Action­helden der Comic-Historie verlieren temporär ihre Nied­lich­keit. Im wohl­be­kannten Knuddel-Format werden sie alle in ihre Unter­was­ser­heimat Bikini Bottom zurück­kehren. Und sollte am Ende des Films alles so sein, wie es am Anfang war, wird SpongeBob, der gelbe Kämpfer und Burger-Sympa­thi­sant, sehr, sehr glücklich sein.