Spiel der Götter

Phörpa

AUS/Bhutan 1999 · 94 min. · FSK: ab 0
Regie: Khyentse Norbu
Drehbuch:
Kamera: Paul Warren
Darsteller: Orgyen Tobgya, Neten Chokling, Jamyang Lodro u.a.
Mönche im Fußballfieber

Im Schlumpfenland

Fußball + Buddhismus – Was haben wir gelacht!

Eine Komödie lebt ja vor allem vom Kontrast, und die Welten die in »Welt­meis­ter­schaft« aufein­an­der­prallen, könnten nicht weiter vonein­ander entfernt liegen. Ein tibe­ta­ni­sches Kloster assoziert man nicht unbedingt auto­ma­tisch mit den Freuden des Fußball­spiels, doch Spiel der Götter führt genau diese zwei Kompo­nenten zusammen. Zwei Jungen, die gerade aus Tibet geflohen sind, kommen da in einem Exil-Kloster in Indien an, um Mönche zu werden. Die hehren Rituale dort muten ihnen ehrfurcht­ge­bie­tend an, doch wird ihr heiliger Respekt gründlich unter­wan­dert durch die Umtriebe ihrer Mitschüler. Diese nämlich sind versessen darauf, neben ihrer Ausbil­dung möglichst viel von der gerade ausge­tra­genen Fußball­welt­meis­ter­schaft mitzu­be­kommen. Wir schreiben das Jahr ‘98 und alle Welt wartet auf das große Finale zwischen Frank­reich und Brasilien, nur die Ausbilder im Kloster scheinen nichts davon wissen zu wollen. Als sich der greise Abt höchst­per­sön­lich dazu überreden läßt, die gemein­same Betrach­tung des Spiels zu gestatten, muss schleu­nigst ein Fernseher orga­ni­siert werden.

Eigent­lich ist es nur ein einziger Gag, auf dem der Film beruht. Dazwi­schen bekommt man Gele­gen­heit, den Mönchen zuzusehen bei ihren seltsamen reli­giösen Verrich­tungen. Nun ist es zwar beru­hi­gend zu erfahren, daß während einer tibe­ti­schen Zeremonie auch mal einer einschläft oder die Jungs sich Zettel­chen zuwerfen. Doch im Grunde werden die Mönche darge­stellt, wie die Schlümpfe: Putzig, liebens­wert, einer ist grantig, einer verfressen, der nächste ständig müde. Die Auto­ritäten werden charak­te­ri­siert als nach­sichtig, dusselig und gütig. Papa Schlumpf läßt fünfe grade sein, der Bau des Staudamms, bzw. die depperten Buddhe­reien werden unter­bro­chen, um sich dem Profanen hinzu­geben. Daß dieser harmlose Film auf dem Münchner Filmfest auf so große Begeis­te­rung stieß, zeigt einmal mehr, wie unre­flek­tiert sich die Leute aus der Ethno-Fankurve für ein Tibet begeis­tern, von dem sie keine Ahnung haben. Sollen sie ruhig, dann ist mehr Platz im Fußball-Stadion.

P.S.
Herr Oehmann hat vergessen zu erwähnen, daß der Film durchaus etwas leistet: Er zeigt uns die Welt eines buddhis­ti­schen Klosters jenseits aller Hollywood-Erleuch­tungs­my­then in teilweise sehr profanen und dadurch amüsanten Bildern – allein deswegen lohnt es sich den Film zu sehen.

Thomas Willmann