The Signal

USA 2014 · 97 min. · FSK: ab 16
Regie: William Eubank
Drehbuch: , ,
Kamera: David Lanzenberg
Darsteller: Brenton Thwaites, Olivia Cooke, Beau Knapp, Laurence Fishburne, Robert Longstreet u.a.
Hybrid von außergewöhnlicher Textur

Träumen Außerirdische von perfekten Menschen?

Etliche der in den letzten Jahren in der Inde­pen­dent-Szene entstan­denen Science Fiction-Filme haben Neuland beschritten: Duncan Jones Moon, Sebastián Corderos Europa Report, Mike Cahills Another Earth oder Zal Batman­glijs Sound of My Voice sind allesamt Grad­wan­de­rungen zwischen visi­onärer SF und einer ver-rückten Suche nach der Emotio­na­lität von morgen.

In diese Reihe von aufre­gen­denden, immer wieder expe­ri­men­tellen Werken, die zunehmend auf Festivals wie Sundance einge­laden werden, fügt sich auch William Eubanks The Signal ein. In eine mit erstaun­li­chem Low-Budget subtil trans­for­mierte Realität platziert Eubank drei Studi­en­freunde an der MIT- Jonah, Nick und Haley – die sich auf den Weg machen, um Haley, die Freundin von Nick, nach Kali­for­nien zu bringen. Auf dem Weg verfolgen die drei Freunde nicht nur intensiv die Arbeit an ihren Bezie­hungen, sondern virtuell auch einen Hacker, der u.a. die Rechner des MIT geknackt hat und beständig »Signale« in Richtung der Freunde aussendet. Sie folgen diesen Signalen über IP-Adressen-Such­vor­gänge bis zu ihrem realen Anker, um aber gerade dadurch in eine Realität überführt zu werden, die nichts mehr mit dem gemein hat, was sie im Vorfeld erwartet hatten.

Vor allem der Weg vom Roadmovie über desperate Zustände in einem unter­ir­di­schen Forschungs- und Sicher­heits­zen­trum bis zur Fort­set­zung des Road­mo­vies unter verkehrten Vorsätzen ist delikat und wohltuend verwir­rend insze­niert, nicht zuletzt durch eine wirklich inno­va­tive Wendung in der Geschichte, die nicht nur erstaunt, sondern in ihrer kris­tall­klaren Logik auch hervor­ra­gend funk­tio­niert. The Signal evoziert dabei fast zwangs­läufig Erin­ne­rungen an das Blair Witch Project, nur um sie im nächsten Moment wieder zu unter­laufen – auch dadurch, indem der Plot um die Kompo­nente »Außer­ir­di­sche« erweitert wird, gepaart mit einer bizarren, an die gegen­wär­tige (Sicher­heits­dis­kus­sions-) Realität anknüp­fende Paranoia, die The Signal schließ­lich zu einem Hybriden von ganz außer­ge­wöhn­li­cher Textur macht.

Doch fast als ob das Drehbuch diese unge­wöhn­liche Last nicht auf ganzer Länge zu tragen vermag, bricht der Film nach dem zweiten Drittel mehr und mehr ausein­ander. Plötzlich stimmt kaum mehr etwas. Die zunehmend domi­nie­renden Action-Elemente in diesem Hacker-Horror-Hard-SF-Road und Buddy-Film-Amalgam wirken nicht nur aufge­setzt, sondern sehen sich über­ra­schend lang­weilig an, das Auffüllen von bis dahin dezent liebevoll gesetzten Leer­stellen enttäuscht, selbst die bis dahin aufre­genden schau­spie­le­ri­schen Leis­tungen verlieren an Gewicht. Oder ist es die schiere Größe, an der sich The Signal in diesem Teil zu messen versucht oder zumindest stark davon beein­flusst ist? Denn die esote­ri­schen, philo­so­phi­schen, mit Hardware-Ästhetik gekop­pelten Intro­spek­tions-Sequenzen erinnern unver­mit­telt an ein ähnliches – aller­dings gelun­genes Unter­nehmen, in dem ebenfalls zum Ende des Films die äußeren Welten mit den inneren fusio­nierten, Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum.