Scream 2

USA 1997 · 120 min. · FSK: ab 18
Regie: Wes Craven
Drehbuch:
Kamera: Peter Deming
Darsteller: Neve Campbell, David Arquette, Courteney Cox, Jamie Kennedy, Elise Neal u.a.

WILLMANN: Na, Rechmann, jetzt fragen Sie mich sicher gleich, ob ich schon Scream 2 gesehen habe.

RECHMANN: Ganz genau, Willmann. Und dann sagen Sie: »Selbst­ver­s­tänd­lich, da waren wir doch zusammen in der Pres­se­vor­füh­rung.«

WILLMANN: Und mache einen Witz darüber, warum Sie das schon vergessen haben...

RECHMANN: Merken Sie was, Willmann?

WILLMANN: Etwa, daß wir gerade ganz toll selbst­re­flexiv sind?

RECHMANN: Ja. Ist es nicht fantas­tisch, wie dadurch unsere Routine plötzlich wieder so ungemein frisch und witzig wirkt?

WILLMANN: Und wie nicht minder ungemein billig dieser Trick ist?

RECHMANN: ...

WILLMANN: Aber wie kamen wir da nun gleich wieder drauf?

RECHMANN: Scream 2.

WILLMANN: Ach ja, richtig. Die unaus­weich­liche Fort­set­zung von Scream – der ja ein zwar vieler­orts als innovativ und intel­li­gent über­schätzter, aber doch weitest­ge­hend sehr ansehn­li­cher Film war. Die Formel war einfach: Man wärme alten Käse fast unver­än­dert wieder auf, weise aber stets »selbst­iro­nisch« darauf hin, daß es sich um aufge­wärmten, alten Käse handelt...

RECHMANN: Indem man das ganze mit als Gag verpackten Einsichten in die Regeln des Genres anrei­chert, die jedem, der in den achtziger Jahren mal ein paar Video­abende mitge­macht hat, problemlos hätten selbst einfallen können.

WILLMANN: Und genau da knüpft dann Scream 2 auch an. Wie beein­dru­ckend Mr. Craven und sein Dreh­buch­autor Kevin Williamson die Regeln durch­schaut haben und damit, wie man so oft liest, das Genre neu defi­nieren, zeigt Scream 2 ja gleich zu Anfang.

RECHMANN: Sie meinen, als das schwarze Pärchen in einen Slas­her­film gehen will und das Mädchen sich beschwert, daß alle Filme dieser Art ohnehin rassis­ti­scher Schmarrn wären, in dem schwarze Charak­tere nie eine wichtige Rolle haben?

WILLMANN: Ja; und die beiden dann die Ehre haben, als aller­erste nieder­ge­meu­chelt zu werden. Woraufhin im Rest des Films keine Schwarzen mehr tragende Rollen haben. Da hat’s Scream 2 den rassis­ti­schen Tendenzen aber gegeben.

RECHMANN: Und zwar ordent­lich!

WILLMANN: Und was haben wir gelacht, als die Charak­tere von Scream 2 in einem Film­se­minar darüber disku­tieren, daß Fort­set­zungen erfolg­rei­cher Filme immer so viel weniger gelungen sind als das Original.

RECHMANN: Und Scream 2 dann doch tatsäch­lich so viel weniger gelungen ist als das Original! Köstlich, einfach köstlich!

WILLMANN: Aber beschweren wir uns nicht zuviel: Nach der Halbzeit gibt der Film seine Selbst­ironie ja dann gänzlich auf und nimmt sich ernst.

RECHMANN: Und dann wird’s erst so richtig schlimm!

WILLMANN: Wie wahr!

RECHMANN: Aber das dürfte Ihnen gefallen, Willmann. Von Wes Craven liest man, er habe selbst seinen Schau­spie­lern nicht gesagt, wer der Killer sei, um die geniale Auflösung nicht zu verraten.

WILLMANN: ...und so spielen sie ja auch, als ob sie alle von nichts eine Ahnung hätten. – Aber ich tue Neve Campbell Unrecht, die doch wirklich eine gute Figur ha... äh, abgibt; und sie schreit auch ganz doll.

RECHMANN: Scream 2 hat ein Opfer, wie Sie es sich wünschen, Willmann?

WILLMANN: Und einen Killer, wie wir alle ihn uns nicht wünschen. ...

RECHMANN: ...nein Willmann, nein, Sie werden doch nicht vorhaben, den Ausgang des schnöden Plotts zu verraten?

WILLMANN: Wie könnte ich, wo der Verleih doch extra darum bittet, keine Hinweise zu verste­cken. Also ...

RECHMANN: Halt! Da muß ich Einspruch einlegen. Das ist unjour­na­lis­tisch, und ich bitte alle anspruchs­vollen Lese­rinnen und Leser, Ihre folgende Aussage zu über­springen!

WILLMANN: Ach Rechmann, der Film war so unin­ter­es­sant, daß ich mich sowieso nicht mehr an seinen Ausgang erinnere; die geballte Lange­weile, die diese überlange Schlacht­schüssel verbreitet, ist ja viel tödlicher als seine beiden... äh, als der Mörder. Ich kann mich nur noch erinnern, daß ich, bevor ich im Kino­sessel einge­schlafen bin, so verwun­dert war, warum Laurie Metcalf in einer uner­heb­li­chen Neben­rolle besetzt ist.

RECHMANN: Und wie kommen Sie jetzt grade da drauf?

WILLMANN: Ach, nur so.

RECHMANN: Gut Willmann, und haben Sie die jour­na­lis­ti­sche Lobes­hymne der von mir, wie Sie wissen, immer gern gelesenen Zeit­schrift »Cinema« verfolgt?

WILLMANN: Ich lese, Rechmann, ich blättere nicht Bild­chen­stre­cken, die mit einem Daumen enden.

RECHMANN: So muß ich sie kurz für Sie zitieren: Da war schon auf dem Titel »sexier, lustiger, blutiger« zu lesen, ...

WILLMANN: Was ja leider absolut nicht stimmt – vom einfachen Bodycount abgesehen war dieser erneute Schrei doch immer nur zweiter...

RECHMANN: ... obwohl Courtney Cox schon eine geile S.. – ein attrak­tives Mädchen ist; aber weiter, da las ich noch »Gut geschlitzt ist halb geronnen«, Har, Har, Har.

WILLMANN: Das, Rechmann, könnte aber auch von Ihnen sein.

RECHMANN: Willmann, solch Kompli­ment aus ihrem Munde..., ich hätte ein »schlecht gewitzt ist voll verkommen« vorge­schlagen.

WILLMANN: Was nicht wirklich spaßiger gewesen wäre, wie wärs mit »Blut gespritzt und doch zerronnen«, oder »Dummer Film ist schlecht bekommen« ?

RECHMANN: »Mut besitzt, wer hier beklommen«?

WILLMANN: »Gutes Thema schlecht genommen« !

RECHMANN: Ja, da haben Sie es ja mal wieder bewiesen, Willmann, aber lassen Sie mich fort­zi­tieren: »Der letzte Schrei in Sachen Horror«.

WILLMANN: Und nicht einmal das stimmt, wie man hört wird ja gerade fleißig am dritten Teil gebastelt ...

RECHMANN: ... uns bleibt auch nichts erspart ...

WILLMANN: ... und der heißt dann Schrei Drei...

RECHMANN: ...was zumindest einen vierten Teil unwahr­schein­lich werden läßt, denn dann reimt sich’s ja nicht mehr.

WILLMANN: Aber eines muß man den Verant­wort­li­chen denn aber doch lassen: Bei der Tag-Line, mit der sie den Film vermarkten, schlägt vermeint­liche Selbst­re­fle­xi­fität in blanke Ehrlich­keit um.

RECHMANN: »Someone’s taken their love of sequels too far.« ?

WILLMANN: Richtig, ein tref­fen­derer Spruch hätte sich wohl schwer­lich gefunden.

RECHMANN: Doch: »Ersparen wir uns diesen drögen Mist.«

WILLMANN: Touché, Rechmann, Touché.