Plunkett & Macleane

Großbritannien 1999 · 101 min. · FSK: ab 16
Regie: Jake Scott
Drehbuch: , ,
Kamera: John Mathieson
Darsteller: Jonny Lee Miller, Robert Carlyle, Liv Tylor, Ken Scott u.a.

Gentleman-Gangster

Jake Scotts Film belebt mit Erfolg ein altes Genre

Schwärzer als jede Nacht beginnt alles. Ein Raub, ein Mord, surreale Bilder, und gleich am nächsten Abend wird eine frisch­be­er­digte Leiche auf dem Friedhof wieder ausge­bud­delt, weil der Tote in den letzten Lebens­se­kunden noch rasch einen Edelstein verschluckt hat – man glaubt sich in einen Horror­film versetzt.

Doch das war nur der Auftakt zu der Begegnung des herun­ter­ge­kom­menen Gentleman MacLeane und des prole­ta­ri­schen Plunkett und damit zu einem der hinreißendsten, witzigsten und intel­li­gen­testen Aben­teu­er­filme der letzten Zeit. Nach den ameri­ka­ni­schen The Mask of Zorro und Der 13. Krieger belebt jetzt ein dritter – diesmal briti­scher – Film ein Genre aus Holly­woods klas­si­scher Ära; in diesem Fall mit noch mehr Verve und über­zeu­gender, als in den beiden anderen Fällen. Die Ursache dafür liegt mögli­cher­weise in der Verpflich­tung von Regisseur Jake Scott. Nach viel Werbung und Musik­vi­deos zeigt der Sohn bzw. Neffe der Regie­stars Ridley und Tony Scott, dass Begabung viel­leicht doch in den Genen liegt. Mit Johnny Lee Miller, Robert Carlyle (beide bekannt aus dem furiosen Train­spot­ting) und Liv Tyler hatte Scott exzel­lente Darsteller.

Entschei­dend für die Stärke des Films ist aber, was der Regisseur aus dem etwas ange­staubten Mantel- und Degen-Genre macht. Sein 18. Jahr­hun­dert ist keines­falls glänzend. Die Wände sind feucht, die Perücken ranzig, im Essen krabbeln Maden, und der Alltag ist gesell­schaft­li­cher wie physi­scher Über­le­bens­kampf. Kein Händel oder Mozart erklingt, sondern manchmal Tech­no­musik – was besonders in einer Tanzszene derart perfekt funk­tio­niert, dass man dies selbst sehen muss, um es zu glauben. So betrachtet wirkt Plunkett & Macleane als ein Antistück zu all jenen Filmen, die à la Sinn und Sinn­lich­keit in schnu­cke­ligen Kostümen, grünen Wiesen und vor allem der Verklä­rung vergan­genen Gesell­schafts­formen schwelgen. Hier geht es modern zu: Flink und ironisch, mit Dialog­witz und viel Interesse für die Figuren erzählt Scott, wie aus den beiden unglei­chen Männern zunächst Freunde und dann Gentleman-Räuber werden.

Eine enthu­si­as­ti­sche, mitreißende Feier nonkon­for­mis­ti­schen, wilden Lebens. Und gerecht ist alles auch: Am Ende bleibt selbst der fiese Mord zu Beginn nicht ungesühnt.