Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee

Deutschland 2020 · 94 min. · FSK: ab 6
Regie: Christian Theede
Drehbuch:
Kamera: Matthias Fleischer
Darsteller: Emilia Flint, Caspar Fischer-Ortmann, Leander Pütz, Charlotte Martz, Linda Madita u.a.
Wo der grüne Pfeffer wächst...
(Foto: Wild Bunch/Central)

Es grünt so grün

Auch der zweite Pfefferkörner-Film ist ein engagierter Umwelt-Thriller, der sich um die Weltrettung bemüht und mit Gender-Stereotypen bricht

Schon 2017 war es eine echte Über­ra­schung, als noch lange vor Greta Thunberg und der Fridays for Future-Bewegung bereits Jugend­liche sich für Klima und gegen Umwelt­sünden enga­gierten – wenn auch nur im Kino. Aber da Kino und Literatur ja immer wieder die Realität vorweg­nehmen bzw. die richtigen Anreize für unsere kollektiv erträumte Zukunft geben, über­raschte es im Nach­hinein dann viel­leicht doch nicht so, dass aus einem eher harmlosen Enid-Blyton-Verschnitt einer 13-Staffel-Serie mit Die Pfef­fer­körner und der Fluch des Schwarzen Königs plötzlich ein kino­taug­li­ches Lang­film­format entstand, das nicht nur Kinder ernstnahm, sondern sie auch umwelt­po­li­tisch handeln ließ und als jugend­liche James-Bonds sich den Wasser­saue­reien eines Konzerns, der deutlich an Nestlé erinnerte, entge­gen­stellen. Und mehr noch: Mädchen zeigte, die eman­zi­piert und selbst­be­wusst waren.

Der zweite Pfef­fer­körner-Film führt diese Tradition erfolg­reich fort, was nicht sonder­lich wundert, hat doch erneut Christian Theede Regie geführt und Dirk Ahner das Drehbuch geschrieben. Was vor vier Jahren das Wasser war, ist in Die Pfef­fer­körner und der Schatz der Tiefsee der ins Meer verklappte Müll eines großen Konzerns aus Hamburg. Auch hier liegen die Beispiele aus der Realität auf der Hand, wird doch weltweit Schind­luder mit der Müll­ent­sor­gung in unsere Meere getrieben.

Und auch dieses Mal lehnt sich die Drama­turgie fast schon nahtlos an die der letzten Bond- und anderer Action-Filme, beginnt es mit einer schnellen, die Erzählung anteasernden Action-Sequenz, um danach die eigent­li­chen Probleme, den Kernplot und Charak­ter­zeich­nungen nach­zu­legen und neue Örtlich­keiten anzu­fahren und schnell getaktet weiter­zu­ma­chen. Anders als bei Bond wird nicht die ganze Welt bereist, ist eigent­lich nur Nord­ir­land die weit entfernte Ausnahme, bleibt der Film sonst in nord­deut­schen Küsten­ge­wäs­sern, macht Werbung für Meckpom, Hamburg und Rügen, alles Ziele, die ja auch unter Reise­be­schrän­kungen gut zu erreichen sind, was natürlich sehr vernünftig ist.

Aller­dings schlägt der Film mit seiner Vernunft, seiner poli­ti­schen Correct­ness dann immer wieder etwas zu weit aus, ist der Umwelt­ak­ti­vismus-Aufruf am Ende dann doch etwas zu plakative Propa­ganda und ist dieses Mal auch das Drehbuch dann und wann etwas zu holprig geraten, wirken die Dialoge doch recht oft zu aufgesagt und die Schau­spie­lerInnen etwas über­for­dert, die schwere, umwelt­ak­ti­vis­ti­sche Theorie in die Praxis umzu­setzen.

Aber die intensive Spannung bügelt diese Stol­per­steine meist schnell wieder glatt, und es wird ja auch dieses Mal viel für die Entwick­lung der jugend­li­chen Charak­tere getan, geht es munter weiter mit der erfri­schenden Dekon­struk­tion alter Enid Blyton-Werte (und der Urmutter aller Mini-Bonds) aus Fünf Freunde und all den Geheimnis-Filmen (und natürlich Büchern), auf die die Pfef­fer­körner gerne anspielen. Um sich dann mit den domi­nanten Mädchen, die hier noch jedes Computer-Problem lösen, aber auch fein­mo­to­risch ihren »Mann« stehen, so radikal und selbst­iro­nisch auch wieder frei­zu­spielen.

Das geht selten wirklich unter die Haut, macht aber viel Spaß und dürfte im Fahr­wasser von ähnlich moti­vierten Filme wie Bigfoot Junior oder Latte Igel genügend poli­ti­sche Grund­lagen legen, um die nächsten Bundes­tags­wahlen dann viel­leicht doch die Grünen zur domi­nanten Partei und nicht nur zum Kanz­ler­ma­cher werden zu lassen.