USA 2017 · 126 min. · FSK: ab 6 Regie: Neil Burger Drehbuch: Jon Hartmere Kamera: Stuart Dryburgh Darsteller: Bryan Cranston, Kevin Hart, Nicole Kidman, Aja Naomi King, Jahi Di'Allo Winston u.a. |
||
Genau wie im Original |
Mal wieder hat ein Hollywood-Regisseur versucht, mit der Neuverfilmung eines europäischen Erfolgsfilms zu punkten. Diesmal traf es die französische Erfolgskomödie Ziemlich beste Freunde.
Nach einem schlimmen Anfall von Atemnot, den der querschnittsgelähmte Philip erlitten hat, begeben sich er und sein Begleiter Dell erste einmal gemeinsam in den Park und rauchen Marihuana. Philip hat das zuvor noch nie gemacht, sie unterhalten sich über persönliche Dinge, lachen gemeinsam. Daraufhin suchen sie voller Heißhunger ein Hot-Dog-Restaurant auf, hier sorgt Dell dafür, dass sein Rollstuhl-Freund wie jeder andere behandelt wird. Sie bestellen unzählige Hot-Dogs für sich und andere Gäste und haben einen Riesenspaß. Während der ganzen Szene lachen die beiden, trotz Philips eigentlicher ernsten Art. Er genießt es, normal behandelt zu werden, Spaß zu haben und der Realität dank Dell etwas entfliehen zu können. Eine entstehende Freundschaft zweier grundverschiedener Männer, die einen zum Lachen bringt und das Herz erwärmt.
Mein Bester & Ich ist das amerikanische Remake der aus dem Jahre 2011 stammenden französischen Dramedy Ziemlich beste Freunde. In seinem Zentrum steht wie schon zuvor der querschnittsgelähmte, depressive Milliardär Philip (im Original Philippe) und sein neuer Pfleger, der schwarze Kleinkriminelle Dell (im Original Driss). Die Neuverfilmung spielt in New York City. Anfangs will sich Dell nur eine Bescheinigung für das Arbeitsamt holen, um nachzuweisen, dass er auf der Suche nach einem Job ist, Philip stellt ihn jedoch ein, da Dell ihn in der Begegnung nicht wie einen Pflegefall, sondern »ganz normal« behandelt. Ab diesem Zeitpunkt beginnt für beide ein neues Leben. Die Männer erleben gemeinsam Höhen und Tiefen und stehen sich gegenseitig bei Schwierigkeiten und Problemen bei, was sie immer mehr zusammenschweißt und schließlich zu »ziemlich besten« Freunden werden läßt. Außerdem lernen sie das Leben des jeweils anderen kennen und sich zu respektieren. Das Remake punktet durch »Breaking Bad«- Star Bryan Cranston in der Rolle des Philip Lacasse, Erfolgscomedian Kevin Hart als Dell Scott und Nicole Kidman als Philips helfende Hand Yvonne in den Hauptrollen mit einer regelrechten Starbesetzung.
Die Neuverfilmung der Dramedy ist dem Original jedoch in den Grundzügen nahezu identisch. Beide Filme beginnen mit einer Autofahrt, welche aber erst im späteren Verlauf der Handlung stattfindet. Nach diesem Ausschnitt beginnt der Film, chronologisch zu erzählen. Wie im Orginal steht die erste Begegnung der beiden Hauptfiguren am Anfang, dann wird die Geschichte der sich entwickelnden Freundschaft erzählt. Auch aufkommende Tiefpunkte und das Ende sind in beiden Verfilmungen gleich aufgebaut. Nur wenige Szenen wurden neu hinzugefügt.
Immer wieder werden im Laufe des Films vermeintliche Aufnahmen der Monopolstadt New York City, welche vom Drehort Philadelphia gedoubelt werden, gezeigt. Zum einen Bilder aus Vogelperspektive von den reichen und belebten Teilen Manhattans, welche meist mit Philip und dessen Wohnsituation assoziiert werden, zum anderen auch Aufnahmen der ärmeren und kriminelleren Gegenden New Yorks mit Ghetto-Hochhäusern wie beispielsweise Queens, Dells Heimat.
Begleitet wird der Film wie schon im Original hauptsächlich von klassischer Opernmusik, die Philipp hört. Obwohl diese Musik eigentlich gar nicht zu Dells Image passt, gefällt ihm ein Lied besonders, welches dann auch immer wieder gespielt wird. Neben der klassischen Musik sind jedoch auch moderne Pop- und Hip-Hop–Songs zu hören, die Dell ins Spiel bringt, wie beispielsweise bei Philips zunächst langweiliger Geburtstagsparty. Die konträre Musik unterstreicht ebenfalls die unterschiedlichen Lebensweisen der beiden Hauptdarsteller und illustriert, wie Dell Schwung in Philips Leben bringt.
Der Film behandelt, wie auch das Original, typische Klischees, welche auch von dem ständig präsenten Thema des Rassismus dominiert werden. Philip spielt die Rolle des weißen kunstbegeisterten Millionärs, wohingegen der schwarze Dell die Rolle des Kleinkriminellen aus einem New Yorker Vorort zugeteilt bekommt. Es gelingt der Dramedy, Heiterkeit zu verbreiten und dennoch den Ernst der »ALS«-Nervenkrankheit zu behandeln und ein gutes Mittelmaß von lustigen sowie ernsten Szenen, Höhen und Tiefen einzuhalten. Einnehmend ist, dass die Figuren im Laufe des Films gegenseitig voneinander lernen und jeder dem anderen hilft und dessen Sicht auf einige Dinge verändert.
Schade ist, dass es nicht mehr vom Original abweichende Szenen gibt, wie beispielsweise die Szene, als Philip seinem unsympathischen Nachbarn ein Bild, das Dell gemalt hat, für 50.000 Dollar verkauft. Mehr Abweichung von Ziemlich beste Freunde würde für Zuschauer, die schon das Original gesehen haben, mehr Spannung und Frische erzeugen. Trotz der geringen inhaltlichen und strukturellen Änderungen gegenüber dem Original, gelingt es Regisseur Neil Burger jedoch, den Zuschauer durch den amerikanischen Stil, seinen Humor und Charme mitzureißen. Natürlich trägt auch die Starbesetzung und das einmalige Zusammenspiel der Schauspieler zu dem Erfolg des Films bei.