Lágrimas negras – Schwarze Tränen

Lágrimas negras

Zwischen Castro und Coca-Cola

Pop und Politik: Lágrimas negras zeigt das andere Cuba

Man mag über den cuba­ni­schen Staat denken wie man will, und wahr­schein­lich ist die Lage der Menschen auf der insularen Volks­re­pu­blik wirklich so schlecht, wie viele behaupten. In einem aber marschiert Cuba ganz vorne an der Spitze des Fort­schritts: In der Musik.

Lágrimas negras ist eine muntere, stilis­tisch eher altmo­disch gehal­tener Musik­do­ku­men­ta­tion. Die Nieder­län­derin Sonia Herman Dolz nimmt ihre Zuschauer mit auf eine Reise in die Hochzeit der Swing­musik zwischen den 40er und den 60er Jahren. Als »Fidel« noch ein unbe­kannter Revo­luzzer war und im Dschungel des Hoch­landes die Revolte gegen das mafiose Batista-Regime vorbe­rei­tete, waren die Musiker, die hier portrai­tiert werden, schon Volks­helden. Heute leben sie uralt und bewundert mit der höchsten Besol­dungs­stufe in ihrer Heimat.

Man sieht sie beim Musi­zieren, in chicen US-Karossen, und auf Tournee in London, als sie das Grab von »Carlos« Marx besuchen. Und man hört sie sprechen, ihr Leben erzählen und ihre Musik. Da wird viel deutlich von den Aufbruchs­ge­fühlen, mit denen auch der Swing einmal verbunden war, und die ihn nicht vom heutigen Pop unter­scheiden.

Vor allem kann man sehen, welch besondere, und kulturell durchaus innige Allianz US-Musik und latein­ame­ri­ka­ni­sches Lebens­ge­fühl in diesem Fall bis heute eingehen. Hier ist von der Anti­pa­thie (und klamm­heim­li­chen Bewun­de­rung) nichts zu spüren, die das Verhältnis der unglei­chen Nachbarn bis heute prägt.

Pop hat auch viel mit Politik zu tun, ganz bestimmt im Cuba unseres Jahr­hun­derts. Und darum erfährt man nebenbei einiges über cuba­ni­sche Geschichte seit den Vier­zi­gern. Damals waren diese Musiker Vorreiter des Zukünf­tigen. Viel­leicht sind sie das ja jetzt wieder. In den 90er Jahren wurde der Cuba-Sound plötzlich im ganzen Westen »in«. Das könnte ja bald auch mit dem Rest von Cuba passieren.