Broadway Therapy

She's Funny That Way

USA/D 2014 · 94 min. · FSK: ab 0
Regie: Peter Bogdanovich
Drehbuch: ,
Kamera: Yaron Orbach
Darsteller: Imogen Poots, Owen Wilson, Kathryn Hahn, Will Forte, Rhys Ifans u.a.

Wortwitz und Tohuwabohu

»We believe in the old saying that the facts should never get in the way of a good yarn.«– She’s funny that way

»I believe in happy-endings« – der erste Satz gibt den Takt vor: Nost­al­gisch, kitschig, märchen­haft, konser­vativ ist dieser Film – und selbst­re­flexiv.
Alice Schwarzer wird not amused sein, denn die Haupt­figur des Films ist eine gutge­launte Prosti­tu­ierte, die ihren Job gerne macht – schließ­lich finan­ziert sie damit ihren Schau­spiel­un­tericht. Der Rest des Publikums kann sich das hier ohne Gewis­sens­bisse gefallen lassen. Und weiter geht es mit den Männer­phan­ta­sien: Ein reicher Berufs­sohn verliebt sich in das Escort-Girl – dies ist der Ausgangs­punkt einer stel­len­weise atem­be­rau­benden Screwball-Komödie mit klas­si­schem Hollywood-Touch und im Geist von Ernst Lubitsch.

»She’s funny that way« – sie ist auf ihre eigene Art lustig. So heißt dieser Film im Original. Im Deutschen hat er einen anderen Titel bekommen: Broadway Therapy. Ob das jetzt besser ist, sei mal dahin­ge­stellt. Die Rahmen­hand­lung, mit der der Film beginnt und endet, ist ein Interview mit einer aufstre­benden Schau­spie­lerin.
Sie glaube an Märchen und Magie, und sie glaube an Happy Ends, sagt Isabella Patterson, genannt Izzy, der neue Star an Holly­woods Film­himmel, und erzählt, wie einst angeblich Lana Turner entdeckt wurde – »alles Lüge« unter­bricht sie die Inter­viewerin. Aber das irritiert Izzy nicht. Sie sei eine Muse.

Aller­dings: Auch eine Muse brauche eine Muse. Und so geht alles los. Die von der Britin Imogen Poots gespielte Izzy kommt aus einfachen Verhält­nissen. Sie will Schau­spie­lerin werden, doch weil das nichts wird, wurde sie eben Escort-Girl – damit kann man auch viel besseres Geld verdienen. Eines Tages nun ist ihr Kunde der erfolg­rei­chen Broadway-Regisseur Arnold (gespielt von Owen Wilson). »I’m sort of a feminist … that’s not the right word«, sagt Arnold und nach einem wunder­schönen Abend und einer für beide Seiten gelun­genen Nacht macht er ihr ein Angebot: 30.000 Dollar bekommt Isabella, wenn sie ihren Job aufgibt und ihren Traum verwirk­licht.

Und tatsäch­lich hat sie Erfolg: Dumm nur, dass sie ausge­rechnet eine Prosti­tu­ierte spielen soll, und das Arnold der Regisseur ist. Das Gefühls­chaos ist vorpro­gram­miert, denn auch der Autor des Stücks, Arnolds nichts­ah­nende Frau (die zwar ihren Gatten nicht mehr liebt, aber eifer­süchtig ist), ein Schau­spiel­kol­lege (der es seit jeher auf die betrogene Gattin abgesehen hat) und eine hoch­gradig neuro­ti­sche Thera­peutin (Frau des Autors) sind mit von der Partie. Irrungen und Wirrungen nehmen ihren Lauf; ein Liebes­ka­rus­sell gerät in Schwung und bleibt nicht mehr stehen, und die unter­schied­li­chen Leiden­schaften erzeugen Durch­ein­ander.

So ist dies ein Film geworden, der hemmungslos albern und überdreht ist, zugleich erwach­sener ist, als das meiste, worüber wir sonst im Kino lachen sollen. Zugleich ist dies eine Satire über Schau­spieler, Regis­seure und den Star­be­trieb.

Im Prinzip ist She’s Funny That Way wie der Film im Original aber eine offen nost­al­gi­sche Hommage an die »Screwball« genannten Wortwitz-Komödien aus Holly­woods Glanzzeit. Vieles hier erinnert auch an Woody-Allen-Filme – aber während der in den letzten Jahren doch ein bisschen einge­rostet wirkt, erscheint die Regie von Peter Bogda­no­vich hellwach, schnell und gelassen. Bogda­no­vich ist eine lebende Ikone: The Last Picture Show hieß 1971 sein melan­cho­li­scher Abgesang auf das Hollywood-Kino und seinen Ameri­ka­ni­schen Traum. Der Film wurde zur Geburts­stunde von »New Hollywood«, zum Schlüs­sel­film einer ganzen Gene­ra­tion. Es folgten Welt­erfolge mit Is was Doc? und Paper Moon. Doch Mitte der 70er kam Bogda­no­vich von seiner Spur ab, legte einen Flop nach dem anderen hin, und irgend­wann konnte er keine Filme mehr machen – er wurde Film­his­to­riker, schrieb Bücher über Hollywood und führte legendäre Inter­views mit (verges­senen) Regis­seuren und Leinwand-Idolen.
Jetzt, nach 13 Jahren gelang es ihm wieder einmal einen Spielfilm zu machen. Mit Hilfe der New Yorker In-Regis­seure Noah Baumbach und Wes Anderson, die als Produ­zenten fungieren.

Wie bei Lubitsch werden Türen aufge­rissen und zuge­schlagen, Ohrfeigen verpasst und es klingelt das Telefon fort­wäh­rend, und dann reden auch schon mal – Schnitt, Schnitt, Gegen­schnitt – drei Gesprächs­partner ausufernd durch­ein­ander.
Ein Gefühls­ka­rus­sell, in dessen Zentrum unan­ge­fochten Imogen Poots als Izzy steht, ist entstanden – voller Charme und gegen allerlei Klischees.

Ange­rei­chert wird dieses großar­tige Tohu­wa­bohu durch Neben­auf­tritte von Hollywood-Größen wie Quentin Tarantino. Und durch ein Drehbuch voll feder­leichter Eleganz und Esprit. Subtil sind auch Woody Allen-Filme nicht – insofern sollte man das aller­dings nicht erwarten.