08.10.2020

Überraschung inklusive

Adam
Maryam Touzanis Adam
(Foto: Grandfilm)

Die 10. Afrikanischen Filmtage trotzen in ihrem Jubiläumsjahr den Umständen und finden trotz Pandemie sowohl online als auch vor Ort im Münchner Gasteig statt

Von Axel Timo Purr

Das Programm ist zwar nicht so umfang­reich wie im letzten Jahr, aber dass die 10. Afri­ka­ni­schen Filmtage trotz Pandemie sowohl online als auch wie jedes Jahr vor Ort im Gasteig statt­finden, ist ein Statement, das wahre Cineasten freuen dürfte und im Grunde dazu passt, was Afrika ausmacht: nämlich über­ra­schen.

Und die Über­ra­schung fängt ja nicht nur bei der Pandemie selbst an – bislang rätseln die Gesund­heits­ver­ant­wort­li­chen verschie­dener Gremien weiterhin, warum der afri­ka­ni­sche Kontinent trotz kata­stro­phal aufge­stellter Gesund­heits­sys­teme und düsterer Prognosen verhält­nis­mäßig schwach von Covid-19 heim­ge­sucht wurde –, sondern ist auch seit Jahren im Film­be­reich immer wieder spürbar. Ange­fangen von kreativen Kino­ma­chern wie den Sunshine Cinemas über inno­va­tive Serien wie Queen Sono, No-Budget-Produk­tionen wie Cook Off oder die ango­la­nisch-südafri­ka­ni­sche Block­buster-Produk­tion Santana.

Die über­ra­schende Komple­xität der bestellten Felder deutet schon an, dass ein, wenn auch kleines, aber fein kura­tiertes Film­fes­tival eine gute Idee ist, um der Über­ra­schung ein wenig Herr zu werden.

Die 10. Afri­ka­ni­schen Filmtage versuchen dies unter dem Motto »connected« – unter dem sie eine kleine Auswahl aktueller Filme aus afri­ka­ni­schen Ländern ausge­wählt haben, die sich vor allem zwischen­mensch­li­chen Verbin­dungen widmen.

Sei es die wachsende Beziehung zwischen einer allein­er­zie­henden Witwe und einer schwan­geren Unbe­kannten in Casablanca (Adam, 10. Oktober, 18:00 Uhr und 11. Oktober, 16:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online), die unzer­trenn­liche Liebe zweier Teenager in Addis Abeba (Fig Tree, 10. Oktober, 14:00 Uhr und 11. Oktober, 18:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online), der freund­schaft­liche Zusam­men­halt junger Akti­vis­tinnen in Khartum (Khartoum Offside, 10. Oktober, 20:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online), das zerrüt­tete Verhältnis von zwei Brüdern in einer sene­ga­le­si­schen Klein­stadt (Nafi’s Father, 9. Oktober, 18:30 Uhr und 11. Oktober, 11:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online) oder das Zusam­men­leben junger Hutus und Tutsis in einem katho­li­schen Mädchen­pen­sionat in den Bergen Ruandas (Notre-Dame du Nil, 10. Oktober, 16:00 Uhr und 11. Oktober, 20:00 Uhr im Carl-Amery-Saal sowie online). Die kura­tierte Film­aus­wahl ermö­g­licht tiefe Einblicke in »afri­ka­ni­sche« Bezie­hungs­welten, die sich aller­dings – unab­hängig von Ort und Zeit – als verbin­dendes Merkmal mensch­li­chen Zusam­men­le­bens weltweit wieder­finden.

Neben dem Film­pro­gramm bieten die 10. Afri­ka­ni­schen Filmtage zum ersten Mal seit 2011 wieder den Besuch einer Ausstel­lung an, die im Foyer der Glashalle im Gasteig, nur unweit der Film­prä­sen­ta­tionen, loka­li­siert ist. Wie schon 2011, handelt es sich um Stein­skulp­turen zeit­genös­si­scher Künstler aus Zimbabwe aus der Sammlung ConARTz. Unter dem Titel »confi­gured« werden Werke präsen­tiert, die die verschie­denen Gestal­tungs­prin­zi­pien des Ur-Mediums der Krea­ti­vität – des Steins – als Verbin­dung künst­le­ri­schen Schaffens sichtbar machen. Zwischen Abstrak­tion und Figu­ra­tion, Leich­tig­keit und Schwere, Volumen und Fili­gra­nität wird hier die Figur zur Mani­fes­ta­tion der Beziehung von Mensch, Natur und Kultur deutlich.

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Weitere Infor­ma­tionen zum Programm und dem Veran­stal­tungsort unter http://www.aft-munich.com/2020/.