09.07.2020

Do the Right Thing

Do the Right Thing
Italo-afro-amerikanische Hood
(Foto: Universal Pictures)

Eine Schau mit vier Filmen Spike Lees, der dieses Jahr designierter Jury-Präsident von Cannes war, ist jetzt im Münchner Leopold-Kino zu sehen

Von Dunja Bialas

Über dreißig Jahre ist es her, dass Spike Lee seinen bahn­bre­chenden Do the Right Thing (1989) auf den Film­fest­spielen von Cannes vorstellte. So etwas hatte Cannes noch nie gesehen, und der Film des New Black Cinema war ein heißer Anwärter auf die Goldene Palme – die dann aber Steven Soder­bergh mit seinem Debüt Sex, Lies, and Videotape gewann. Es war eine Gold­schürfer-Zeit des Kinos.

Spike Lee wäre dieses Jahr Jury-Präsident von Cannes geworden, hätte das Festival statt­ge­funden, der erste Schwarze in der 73-jährigen Geschichte des Festivals. Jetzt läuft im Netflix-Stream sein allseits gelobter Da 5 Bloods, dessen Premiere für Cannes vorge­sehen war. Kuchen­reu­ther nimmt dies zum Anlass, um vier der wich­tigsten Filme Spike Lees auf die große Leinwand zu bringen.

Im komö­di­an­ti­schen Do the Right Thing wird das Slacker-Leben der afro­ame­rik­an­si­chen Jugend­li­chen in Brooklyn unter­bro­chen, als es zu einem klaren Fall von Diskri­mi­nie­rung kommt: die Pizzaria of the Hood zeigt in ihrer »Hall of Fame«-Pinwand ausschließ­lich italo­ame­ri­ka­ni­sche Stars. Solange dort kein Schwarzer zu sehen sein wird, bleibe es beim Pizza-Boycott, sagen die Jungs aus der Nach­bar­schaft. Spike Lee spielt die Haupt­rolle, mit dabei sind außerdem Samuel L. Jackon, Ossy Davies oder John Turturro, Stamm­schau­spieler von Lee.

Mo' Better Blues kam ein Jahr später in die Kinos. »Wenn du geschlagen wirst, dann schlag zurück«, das berühmte Zitat des Menschen­rechts­ak­ti­visten Malcolm X steht am Ende der Geschichte vom Jazz­trom­peter Bleek Gilliam (Denzel Washington), der seinen Manager Giant (Spike Lee) rauswirft, um es dann mit dessen Schul­den­ein­trei­bern zu tun zu bekommen. Michael Althen nannte Mo' Better Blues den »bril­lan­testen Film des Jahres«, das lässt sich nun bei der Spike-Lee-Schau nach­prüfen.

1991 kam Jungle Fever mit Wesley Snipes, der auch schon in Mo' Better Blues zu sehen ist. Samuel L. Jackson, Halle Berry und viele Stamm­schau­spieler von Lee spielen mit. Auch in diesem Film geht es um das Verhältnis der italo­ame­ri­ka­ni­schen Community zu den Black Americans, erzählt als eine Art Romeo-&-Julia-Love-Story. Da aber bei Lee nie irgend­etwas harmlos oder ober­fläch­lich ist, werden auch hier die echten gesell­schaft­li­chen Risse mit Bedacht seziert.

Clockers (1995) schließ­lich hat Spike Lee nach dem gleich­na­migen Gangster-Roman von Bronx-Autor Richard Price gemacht, der auch Dreh­bücher für Martin Scorsese schrieb. Den Film hat Scorsese produ­ziert, eigent­lich war es ein Projekt von ihm, aber dann verlegte er sich lieber auf Casino. In Clockers geht es um die Geschichte von zwei halb­starken Brüdern, die um Anpassung oder Wider­stand ringen und sich in Drogen­deals verhed­dern, es ist ein Feldzug gegen das Böse in der Welt. Harvey Keitel darf diesmal einen Cop mit weißer Weste spielen.

Ergänzen lässt sich das alles durch Da 5 Bloods, Spike Lees Trip in die Hölle von Vietnam – das Lee nur vor dem Fernseher erlebt hat, er war zu jung, um einge­zogen zu werden. Lee konzen­triert sich analy­tisch-doku­men­ta­risch auf die Erleb­nisse schwarzer US-Soldaten, den allseitig offen ausge­tra­genen Rassismus und den zwie­späl­tigen und kompli­zierten Patrio­tismus der Afro­ame­ri­kaner. Der bis heute seine Gültig­keit behalten hat.