Die Zukunft des deutschen Films |
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Auch im Heimkino lässt es sich wunderbar flimmern und rauschen | ||
(Foto: flimmern&rauschen) |
Von Anna Edelmann
Gerade erst hat der Erfolg des DOK.fests bewiesen, dass die Einschränkungen wegen der Coronakrise nicht notgedrungen das Aus für ein Filmfest bedeuten müssen.
»Alles bleibt anders«, dachte sich auch das Team des 37. flimmern&rauschen und so zeigt das älteste Jugendfilmfestival Deutschlands sein Programm in einer neuen, dem Zeitgeist von 2020 entsprechenden Spielstätte. Ursprünglich für Anfang April im Gasteig geplant, wird es nun vollständig online stattfinden und sein
Programm direkt in die Wohnzimmer des Publikums projizieren.
Musste der Festivalablauf auch notgedrungen dem Zeitgeschehen anpasst werden, so ist die diesjährige Themenauswahl bewusst nah dran am Puls der Zeit gewählt.
Wie wird unsere Zukunft aussehen und wie können wir sie mitgestalten?
Die Filme der Reihe »Fridays for future« zeigen nicht nur, wie die gleichnamige, weltweite Bewegung auf die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam macht und zum Handeln auffordert, sondern stellen auch Projekte vor, die gegen
die negativen Einflüsse des Menschen auf die Natur ankämpfen. Doch es geht nicht nur um die großen oder die lauten Aktionen. In dem Experimentalfilm Katastrophe beschäftigen sich Leah Blättler und Theresa Eingartner auf kurzweilige und kluge Art mit der Frage, wie jeder einzelne von uns im Alltag seine Umwelt beeinflussen kann.
Am 21. Juni um 20 Uhr erklären Filmschaffende in dem Live Talk »Movies for future«, wie genau sie »…for future« für sich
definieren und in ihren Projekten umsetzen.
Dem Wunsch nach Zugehörigkeit, doch auch dem Streben nach Selbstverwirklichung sind die Filmblöcke »Fight for what you are« und »Glaube Hoffnung Horror« gewidmet.
Es lohnt sich zu kämpfen, für sich selbst und für eine bessere Zukunft. BOBBY BRAUN ist schwarz, Linda ist weiß. Die beiden finden zueinander, müssen aber bald feststellen, dass im Deutschland der 60er Jahre kein Platz für ihre Liebe ist.
Ein einziger Fehltritt, eine einzige Verletzung droht die Karriere der
Protagonistin nach Jahren des harten Trainings vorzeitig zu beenden. Alles auf Anfang der Seminarreihe Leben – Städtische Anita-Augspurg Berufsoberschule München handelt von herben Rückschlägen auf dem harten Weg zum Erfolg.
Die Welt durch fremde Augen zu sehen, das ermöglichen die Filme aus dem Block »Darf ich mal sehen? Unsere Sinne«. Wie nehmen Menschen mit Synästhesie ihre Umgebung war? Die Künstlerin Lea Jade geht diesem Phänomen in dem Film Farben Hören – Porträt der Synästhesistin Lea Jade auf den Grund. Und wer wissen möchte, wie eine Autowaschanlage zu Bachs »Kunst der Fuge« passt, dem sei das ungewöhnliche Filmexperiment The Art of Fugue ans Herz gelegt.
Einen frischen Blick auf unsere Stadt wirft die Reihe »089 NULL ACHT NEUN«.
Sommer, München, Eisbach. Als Münchner*in stellt sich bei diesen Stichworten sofort ein Gefühl tiefer Zufriedenheit ein. Doch Max sucht in A Bierle In da Sun nach einem noch größeren Glück. Er ist verliebt in Swenja, deren Liebe er für sich gewinnen will.
Die Dokumentation Das Theaterspielhaus von Evi Marie Koblin – Ein Haus für pädagogisches und kreatives Schaffe von Elias Fabricius rückt das seit 1996 bestehende TheaterSpielhaus ins Scheinwerferlicht. Theatermitglieder und Mitstreiter*innen erzählen von dem außergewöhnlichen Projekt, in dem Kinder und Jugendliche nicht nur an Produktionen mitarbeiten, sondern auch aktiv mitbestimmen dürfen.
Diese Ideale teilt Evi Marie Koblin mit flimmern&rauschen. Dem Jugendfilmfest ist es seit jeher ein wichtiges Anliegen, junge Münchner*innen zu motivieren, selbst hinter und vor der Kamera aktiv zu werden. Das wird auch unter dem Jahr durch die Präsentationsplattform Glitch&Noise ermöglicht und gefördert. Hier können junge Talente networken und ihre Arbeiten präsentieren.
Wie wichtig es in diesem Beruf ist, sich gegenseitig zu stützen und Kontakte zu anderen Kreativen
zu knüpfen, kommt am 18. Juni um 20 Uhr in dem Q&A »Filmemachen im Kollektiv« zur Sprache.
Das Festival wendet sich bewusst auch an die Kleinsten, um so früh wie möglich die Freude am bewegten Bild zu wecken. Sowohl das »Kinderprogramm« mit Filmen von Kindern bis zu einem Alter von zwölf Jahren, als auch das »Schulprogramm« mit von Schüler*innen produzierten Filmen oder Filmen mit dem Schwerpunkt Schule bietet einen Ausblick in die Zukunft der Filmstadt München. Große Abenteuer
gibt es hier zu erleben. Die glorreichen Vier der Klasse 3dg der Grundschule am Schererplatz tauchen in eine zauberhaft bunte Unterwasserwelt ein, die es nach einem Unglück zu retten gilt, während Lisa, Anna und Zeno in den Bergen Jagd auf den Kobold machen und auf eine geheimnisvolle, rot gewandete Gestalt treffen.
Unsere Welt stellen die Schüler*innen des Wahlfachs Film der Städtischen Fridtjof-Nansen-Realschule München (FNR)
auf den Kopf, wenn eine Invasion der Bücher den mit Tablets und Smartphones gespickten Schulalltag überrennt. Dieser erschreckende Trend zum gedruckten Wort unter Jugendlichen ist den Erwachsenen in dieser originellen Mockumentary nicht ganz geheuer und muss um jeden Preis unterbunden werden.
Bei diesem breitgefächerten Programm ist es gut, dass bereits zur Halbzeit des Festivals, am Freitag, den 19. Juni die feierliche Preisverleihung stattfindet, die ebenfalls live übertragen wird. So bleibt in den darauffolgenden Tagen noch genug Zeit, die preisgekrönten Filme in aller Ruhe anzusehen.
Schon am 5. Mai fand die Preisverleihung zur Sonderehrung in den Kategorien Kamera, VFX und Soundtrack statt. Die aufgezeichneten Interviews mit den Preisträgern sind
noch auf der Webseite des Festivals anzusehen.
flimmern&rauschen – das Jugendfilmfestival findet von 17.-23. Juni 2020 online auf www.flimmernundrauschen.de statt. Das Streamen der Filme ist kostenlos.
Die Preisverleihung findet am Freitag, den 19. Juni statt.
Weitere Informationen auf der Website des Festivals.