11.06.2020

Die Zukunft des deutschen Films

flimmern&rauschen
Auch im Heimkino lässt es sich wunderbar flimmern und rauschen
(Foto: flimmern&rauschen)

Das 37. flimmern&rauschen Jugendfilmfestival findet von 17.- 23. Juni auf der Webseite des Festivals statt. In dieser Woche werden über 70 Kurzfilme mit einer Gesamtdauer von über 11 Stunden gezeigt, und das komplett kostenlos und rund um die Uhr. Gedreht wurden alle Beiträge von Kindern und Jugendlichen, sowie von jungen, professionellen Filmemachern aus München bis zu einem Alter von 27 Jahren.

Von Anna Edelmann

Gerade erst hat der Erfolg des DOK.fests bewiesen, dass die Einschrän­kungen wegen der Coro­na­krise nicht notge­drungen das Aus für ein Filmfest bedeuten müssen.
»Alles bleibt anders«, dachte sich auch das Team des 37. flimmern&rauschen und so zeigt das älteste Jugend­film­fes­tival Deutsch­lands sein Programm in einer neuen, dem Zeitgeist von 2020 entspre­chenden Spiel­stätte. Ursprüng­lich für Anfang April im Gasteig geplant, wird es nun voll­s­tändig online statt­finden und sein Programm direkt in die Wohn­zimmer des Publikums proji­zieren.

Musste der Festi­val­ab­lauf auch notge­drungen dem Zeit­ge­schehen anpasst werden, so ist die dies­jäh­rige Themen­aus­wahl bewusst nah dran am Puls der Zeit gewählt.
Wie wird unsere Zukunft aussehen und wie können wir sie mitge­stalten?
Die Filme der Reihe »Fridays for future« zeigen nicht nur, wie die gleich­na­mige, weltweite Bewegung auf die kata­stro­phalen Auswir­kungen des Klima­wan­dels aufmerksam macht und zum Handeln auffor­dert, sondern stellen auch Projekte vor, die gegen die negativen Einflüsse des Menschen auf die Natur ankämpfen. Doch es geht nicht nur um die großen oder die lauten Aktionen. In dem Expe­ri­men­tal­film Kata­strophe beschäf­tigen sich Leah Blättler und Theresa Eing­artner auf kurz­wei­lige und kluge Art mit der Frage, wie jeder einzelne von uns im Alltag seine Umwelt beein­flussen kann.
Am 21. Juni um 20 Uhr erklären Film­schaf­fende in dem Live Talk »Movies for future«, wie genau sie »…for future« für sich defi­nieren und in ihren Projekten umsetzen.

Dem Wunsch nach Zugehö­rig­keit, doch auch dem Streben nach Selbst­ver­wirk­li­chung sind die Film­blöcke »Fight for what you are« und »Glaube Hoffnung Horror« gewidmet.
Es lohnt sich zu kämpfen, für sich selbst und für eine bessere Zukunft. BOBBY BRAUN ist schwarz, Linda ist weiß. Die beiden finden zuein­ander, müssen aber bald fest­stellen, dass im Deutsch­land der 60er Jahre kein Platz für ihre Liebe ist.
Ein einziger Fehltritt, eine einzige Verlet­zung droht die Karriere der Prot­ago­nistin nach Jahren des harten Trainings vorzeitig zu beenden. Alles auf Anfang der Semi­nar­reihe Leben – Städ­ti­sche Anita-Augspurg Berufs­ober­schule München handelt von herben Rück­schlägen auf dem harten Weg zum Erfolg.

Die Welt durch fremde Augen zu sehen, das ermö­g­li­chen die Filme aus dem Block »Darf ich mal sehen? Unsere Sinne«. Wie nehmen Menschen mit Synäs­thesie ihre Umgebung war? Die Künst­lerin Lea Jade geht diesem Phänomen in dem Film Farben Hören – Porträt der Synäs­the­sistin Lea Jade auf den Grund. Und wer wissen möchte, wie eine Auto­wasch­an­lage zu Bachs »Kunst der Fuge« passt, dem sei das unge­wöhn­liche Film­ex­pe­ri­ment The Art of Fugue ans Herz gelegt.

Einen frischen Blick auf unsere Stadt wirft die Reihe »089 NULL ACHT NEUN«.
Sommer, München, Eisbach. Als Münchner*in stellt sich bei diesen Stich­worten sofort ein Gefühl tiefer Zufrie­den­heit ein. Doch Max sucht in A Bierle In da Sun nach einem noch größeren Glück. Er ist verliebt in Swenja, deren Liebe er für sich gewinnen will.

Die Doku­men­ta­tion Das Thea­ter­spiel­haus von Evi Marie Koblin – Ein Haus für pädago­gi­sches und kreatives Schaffe von Elias Fabricius rückt das seit 1996 bestehende Thea­terS­piel­haus ins Schein­wer­fer­licht. Thea­ter­mit­glieder und Mitstreiter*innen erzählen von dem außer­ge­wöhn­li­chen Projekt, in dem Kinder und Jugend­liche nicht nur an Produk­tionen mitar­beiten, sondern auch aktiv mitbe­stimmen dürfen.

Diese Ideale teilt Evi Marie Koblin mit flimmern&rauschen. Dem Jugend­film­fest ist es seit jeher ein wichtiges Anliegen, junge Münchner*innen zu moti­vieren, selbst hinter und vor der Kamera aktiv zu werden. Das wird auch unter dem Jahr durch die Präsen­ta­ti­ons­platt­form Glitch&Noise ermö­g­licht und gefördert. Hier können junge Talente networken und ihre Arbeiten präsen­tieren.
Wie wichtig es in diesem Beruf ist, sich gegen­seitig zu stützen und Kontakte zu anderen Kreativen zu knüpfen, kommt am 18. Juni um 20 Uhr in dem Q&A »Filme­ma­chen im Kollektiv« zur Sprache.
Das Festival wendet sich bewusst auch an die Kleinsten, um so früh wie möglich die Freude am bewegten Bild zu wecken. Sowohl das »Kinder­pro­gramm« mit Filmen von Kindern bis zu einem Alter von zwölf Jahren, als auch das »Schul­pro­gramm« mit von Schüler*innen produ­zierten Filmen oder Filmen mit dem Schwer­punkt Schule bietet einen Ausblick in die Zukunft der Filmstadt München. Große Abenteuer gibt es hier zu erleben. Die glor­rei­chen Vier der Klasse 3dg der Grund­schule am Sche­rer­platz tauchen in eine zauber­haft bunte Unter­was­ser­welt ein, die es nach einem Unglück zu retten gilt, während Lisa, Anna und Zeno in den Bergen Jagd auf den Kobold machen und auf eine geheim­nis­volle, rot gewandete Gestalt treffen.
Unsere Welt stellen die Schüler*innen des Wahlfachs Film der Städ­ti­schen Fridtjof-Nansen-Real­schule München (FNR) auf den Kopf, wenn eine Invasion der Bücher den mit Tablets und Smart­phones gespickten Schul­alltag überrennt. Dieser erschre­ckende Trend zum gedruckten Wort unter Jugend­li­chen ist den Erwach­senen in dieser origi­nellen Mocku­men­tary nicht ganz geheuer und muss um jeden Preis unter­bunden werden.

Bei diesem breit­ge­fächerten Programm ist es gut, dass bereits zur Halbzeit des Festivals, am Freitag, den 19. Juni die feier­liche Preis­ver­lei­hung statt­findet, die ebenfalls live über­tragen wird. So bleibt in den darauf­fol­genden Tagen noch genug Zeit, die preis­ge­krönten Filme in aller Ruhe anzusehen.
Schon am 5. Mai fand die Preis­ver­lei­hung zur Sonder­eh­rung in den Kate­go­rien Kamera, VFX und Sound­track statt. Die aufge­zeich­neten Inter­views mit den Preis­trä­gern sind noch auf der Webseite des Festivals anzusehen.

flimmern&rauschen – das Jugend­film­fes­tival findet von 17.-23. Juni 2020 online auf www.flim­mer­nund­rau­schen.de statt. Das Streamen der Filme ist kostenlos.
Die Preis­ver­lei­hung findet am Freitag, den 19. Juni statt.
Weitere Infor­ma­tionen auf der Website des Festivals.