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Artechocks Angebot der Woche

  23.12.1999
 
 
 
 

Tja, nun sind aus den angekündigten wenigen Stunden, die bis zum Erscheinen dieser Tips vergehen sollten, doch ein paar deutlich mehr geworden. Aber auch wir bei Artechock feiern halt Weihnachten und geraten davor in den Vorbereitungs- und Geschenkebesorgungs-Stress, sind währenddessen mit Familienbesuchen, Essen, Trinken, Geschenkeauspacken, Essen, Trinken und Trinken und Essen beschäftigt, und müssen danach unsere wenige übriggebliebene Geisteskraft erstmal wieder versammeln und bündeln, bevor wir wieder Texte zu Bildschirm bringen können.
Aber den meisten von Ihnen, oh treue Leserinnen und Leser, wird's sowieso ähnlich ergangen sein, und wer Zeit für einen Kinobesuch fand, war mit dem empfohlenen THE STRAIGHT STORY dann ja auch erstmal bestens beraten.

Jetzt aber genug vom Vergangenen, es sei der Blick gerichtet auf's Kommende. Und das ist... na ja, Sie wissen schon, neues Jahrtausend und so. (Und BITTE: Keine Besserwisser-Mails, dass das neue Jahrtausend erst in einem Jahr beginnt und bla. Da ein Jahrtausend nicht sowas ist wie ein Tisch, was in der physischen Welt da ist, sondern sowas wie ein Staat, dessen Existenz auf reiner Vereinbarung gründet, finden wir: Der Mehrheitsentscheid gilt. Und nach dem beginnt das nächste Jahrtausend nächste Woche. (Und jetzt bitte auch keine Mails von Solipsisten, die zu Recht die Existenz des Tischs als nicht bewiesen ansehen.))
Nun, also, wo waren wir stehen geblieben... ach ja: Jahrtausend, kommendes. Und bis das da ist, doch noch mal den Blick zurück. Für eine cineastische Gesamtschau des alten ist's ja nun schon etwas zu spät, aber in den verbleibenden Tagen kann man dann immerhin noch so bequem wie schon lang nicht mehr nachholen und nochmalgucken, was dieses Jahr wichtig war.
Zum einen, weil zwei der herausragenden Filme der Klasse von 1999 sogar noch im regulären Programm sind: Eben THE STRAIGHT STORY, und FIGHT CLUB. Müssen wir wohl nicht mehr viel dazu sagen. Einige der anderen aber kann man nun noch in geballter Form im Filmmuseum sehen, wo die persönlichen Favoriten der SZ-Kritiker laufen. Da ist dann grob Überschätztes (TODO SOBRE MI MADRE, HAPPINESS) neben Großartigem (THE THIN RED LINE - der war aber schon) und noch zu Entdeckendem (LOS AMANTES DEL CÍRCULO POLAR, z.B.) geboten. Als Letzter in der Reihe: EYES WIDE SHUT - und wir könnten uns kaum einen schöneren Ausklang für dieses cineastische Jahrtausend denken als das letzte, große Meisterwerk des schmerzlich vermissten Visionärs Kubrick; dieses traumhafte Maskenspiel darüber, das Sehen hinter die Fassaden zu lernen.
(FILMMUSEUM: tgl. bis Do. 19:00, 21:15)
(Eine andere schöne Art allerdings, dieses Jahrtausend cineastisch auszuläuten bietet sich in Münchner Kinos mit Tarkowskys ANDREJ RUBLJOW im Maxim. Auch traumhaft, auch visionär, auch ein Meisterwerk, hier allerdings ein frühes und als Tarkowsky-Einstiegsdroge ideal geeignet, da auch für alle genießbar, denen seine späteren Filme zu quälend und verquast sind.)
(MAXIM: ANDREJ RUBLJOW (OmU), tgl. bis Do. 21:00)

Von Kubrick, da wären wir ja ganz zwanglos bei 2001, und somit wieder beim Blick nach vorn. Und den tun wir dann in Münchens Y2K-Bug-sichersten Kino, denn das nächste Kino-Jahrtausend beginnt für uns - Ehrensache - im Werkstattkino. Wo wir uns darüberhinwegtrösten können, dass uns das 21. Jahrhundert vorerst wohl die fliegenden Autos, sprechenden, metallglänzenden Roboter-Hausbediensteten, Mahlzeiten in Pillenform und silbrigen Einheits-Pyjama-Moden schuldig bleibt, die uns einst als Kinder für's Jahr 2000 immer versprochen wurden.
Im Januar ist im Werkstattkino nämlich Science fiction angesagt, und zwar nicht etwa THE MATRIX und Konsorten, sondern schön antiquierte, bei der auch das unkritische Auge sofort erkennt, dass man es bei dem Genre immer nur (wie's jemand mal so treffend formuliert hat) mit "the present in drag" zu tun hat. Los geht's - yeah, baby! - mit RAUMPATROUILLE ORION, was ja allein schon wegen der Musik von Peter Thomas Pflichttermin wäre, aber es auch sonst ist, weil's uns so toll in eine ferne, irreale, im Raum-Zeit-Kontinuum unrettbar verschollene Welt entführt - die BRD der späten 60er.
Und als Pendant dazu dann gleich danach: SIGNALE - EIN WELTRAUMABENTEUER aus der DäDääR, von der in zwanzig Jahren auch niemand mehr glauben wird, dass es die außerhalb von Fantasy-Romanen mal gegeben hat. (Es sei denn, es gibt sie bis dahin wieder - man weiß ja nie...)

Je nun, das war's. Für dieses Jahrtausend. Man möcht's nicht meinen, wie flott sowas geht. Nun sind Sie also mit Kinotips nicht nur bis unmittelbar an die Schwelle zum 21. Jahrhundert versorgt, sondern bereits auch darüberhinaus! Und wenn nach kommendem Freitag noch wider Erwarten der ein oder andere Computer funktionieren sollte, dann lesen Sie uns erst wieder in selbigem (dem 21. Jahrhundert, that is).
Wir wünschen Ihnen allen, dass Sie den Schritt dorthin gesund, wohlbehalten und fröhlich schreiten werden, und dass das neue Jahr(tausend) Ihnen nur das Schönste und Beste bringen möge.
Und wie könnten wir das alte schöner und besser verabschieden als mit den vertrauten Worten des Herrn Oehmann, in denen auch dann soviel Wahrheit und Weisheit liegt, wenn Samstag gar nicht Fußball gespielt wird? Mit dem Trost und Glück spendenden Rat:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei,
und alles Gute für das neue Jahr
wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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