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Artechocks Angebot der Woche

  08.12.1999
 
 
 
 

...falls Sie es letzte Woche noch nicht oder erst einmal getan haben sollten:
EINE WAHRE GESCHICHTE - THE STRAIGHT STORY gucken!

Weil abzusehen ist, dass diese Woche mal wieder das vom Studiobuchhalter durchkalkulierte Mainstream-Kino in Gestalt von THE WORLD IS NOT ENOUGH flächendeckend über die Lichtspielhäuser hinwegrollt und dabei alles Abseitigere in seinem Weg plätten wird, als Empfehlung ein echtes Alternativprogramm:
(Damit wir uns übrigens nicht falsch verstehen: Gar nichts gegen Mainstream-Kino und auch überhaupt nichts gegen James Bond. Aber sehr viel gegen a) das allzu glatt Kalkulierte und b) dessen Tendenz, sich als einzig wahre Form des Kinos zu gebärden und dabei alles Andersartige ins Abseits zu drängen. Und warum uns THE WORLD IS NOT ENOUGH im speziellen mißfällt, können Sie in unserer Kritik nachlesen.)

Das ganze Wochenende hindurch gibt's im Filmmuseum GANZ andere Formen des Films zu bestaunen. Geht's in den meisten Diskussionen zum Thema off & in the mainstream doch eher um die Frage, welche Geschichten man im Kino erzählen sollte, wird hier an noch Grundsätzlicherem gerührt. Wer sagt denn nämlich überhaupt, dass Film unbedingt dazu gedacht sein muss, Geschichten zu erzählen. Dass man mit dem Medium noch ganz andere Sachen machen kann, und zwar besonders, wenn man sich erstmal mit seinen (physischen) Grundvoraussetzungen beschäftigt, zeigen drei vollgepackte Programme, in denen abstrakte, dadaistische und surreale Kurzfilme zu sehen sind; Filme der "Fluxus"-Bewegung, Flicker-Filme, Filme, die "Zeit/Raum/Form" (so der Titel der kleinen Reihe) zum Thema haben.Am leichtesten verdaulich wird das unbedingt zu empfehlende Surrealismus-Programm am Sonntag sein, weil da wenigstens Reste von Erzählstrukturen vorliegen und die Sache auch oft mit einem Gutteil spielerischem Spaß-an-der-Freud angepackt werden. Je zwei Stunden Fluxus und Abstraktion/Flicker am Stück könnten sich als etwas anstrengend erweisen - diese Streifen sind eher nicht dazu gedacht, sie in solchen Mengen und so dicht am Stück zu schauen. Andererseits: Dann hat man das auch gleich alles mal gesehen und en bloc abgehakt und kann's als erledigt betrachten, nicht wahr???Nicht uninteressant übrigens auch das Programm um diesen Kern-Block herum: Vor allem die Chance, René Clairs PARIS QUI DORT sollte man auf jeden Fall wahrnehmen. (Die Science fiction-artige Story vom Wissenschaftler, der ganz Paris mit einem Zeit-Anhalte-Strahl lahmlegt dient als Folie für ein lustvolles Experimentieren mit den Möglichkeiten der Kamera.) Und wer den großartigen YELLOW SUBMARINE bei seiner jüngsten (in München mit einer kläglichen Handvoll Vorstellungen kaum wahrzunehmenden) Wiederaufführung verpasst hat, sollte dies nun nicht noch einmal tun. Ein Muss für Beatles-Fans sowieso, aber auch für alle Fans von Animationsfilmen (und da ein dringend nötiges Gegengewicht zum dominierenden, geschleckten Disney-Stil), absurden Komödien oder verdammt guten Trips.
(FILMMUSEUM: "Zeit 1: Zeit/Raum/Form"; Fr.-So. 18:00, 20:30; Fr./Sa. auch 23:00)

So, "gar nichts gegen Mainstream-Kino" hatten wir oben gesagt und beweisen's hier unten: Viel mainstreamiger als IT'S A WONDERFUL LIFE wird's nicht mehr - der Film ist eine amerikanische Institution. Was bei uns DINNER FOR ONE zu Silvester, ist IT'S A WONDERFUL LIFE in Amerika zu Weihnachten. Wie da ein Engel den zum Selbstmord entschlossenen James Stewart wieder zur hüpfenden Lebensbejahung bringt, das ist zutiefst optimistisch, affirmativ, sentimental, amerikanisch - und zum Heulen wunder-, wunderSCHÖN!
Auch wenn der Film hier zehn Tage zu früh läuft: Den mal wieder im Kino sehen zu können, das ist eine absolute Pflichtveranstaltung. Daran führt einfach kein Weg vorbei. No sirree, no way, nohow. Tut's einfach nicht, tut's nicht, tut es überhaupt nicht, TUT ES NICHT! Brauchen Sie gar nicht versuchen. Ist halt so. Und wehe, es wagt jemand, ohne eine Packung Taschentücher anzurücken oder von selbigen nicht ordentlich Gebrauch zu machen!
(IT'S A WONDERFUL LIFE (OF): Filmmuseum, Di./Mi. 21:15)

Man kann sich streiten um Mainstream und Neben dem Mainstream - oder man kann's machen wie der Herr Oehmann, der sein eigener Mainstream ist. Das ist auch einfach so, und da führt auch kein Weg dran vorbei. Genau wie an seinen ehernen Worten der Weisung:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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