Kino, das ist wenn schöne Frauen schöne Dinge tun, hat mal
ein schlauer Mensch gesagt. (Wenn Sie jetzt glauben, dass
wir nachschauen, ob's wirklich Truffaut war, wie uns im Hinterkopf
herumspukt, dann haben Sie sich leider getäuscht - dazu sind
wir leider zu faul.)
Wenn's
stimmt, dann gibt's dieses Wochenende im Filmmuseum Kino pur:
Louise Brooks wird da mit einer kleinen, feinen Reihe geehrt - und
Louise Brooks ist ohne Zweifel eine sehr schöne Frau. Selten kann
man heute ja noch so recht nachvollziehen, was das Publikum an
Stars der Stummfilmzeit so prickelnd fand; zu sehr haben sich die
kulturellen Idealbilder seither geändert. Bei Louise Brooks aber
versteht man's immer noch; ihre Erotik strahlt vielleicht heute
sogar noch stärker von der Leinwand als damals. Es soll hier
den zahllosen Hymnen der Filmgeschichtsschreibung auf diese Frau
nicht noch eine weitere hinzugefügt werden, die nur Bekanntes
wiederholen könnte. Begnügen wir uns mit einem kurzen, prägnanten,
die Sache auf den Punkt bringenden: Wow! Dafür, dass diese
schöne Frau auch schöne Dinge tut, haben der Regisseure mehrere
gesorgt - allen voran aber selbstverständlich Georg Wilhelm Pabst.
Die zwei klassischen Kolaborationen, DIE BÜCHSE DER PANDORA
und TAGEBUCH EINER
VERLORENEN, sind gewiss Highlights der Reihe. Deswegen sollte
man aber den Rest der Filme nicht zu gering achten: PRIX DE BEAUTÉ ist eines
der letzten Meisterwerke des Stummfilms, Howard Hawks (A GIRL IN EVERY PORT)
lohnt sich freilich immer, und wer W.C. Fields, den Chefzyniker
unter den amerikanischen Filmkomikern, nicht schätzt, ist selbst
schuld. Ein besonderer Hinweis aber für alle Fans der
Coen-Brüder sei noch gestattet: Sie erinnern sich an BARTON FINK?
Of course you do. Nun, hier wäre mit BEGGARS OF LIFE mal
wieder eine der seltenen Gelegenheiten, Wallace Beery in Aktion zu
sehen. Ja genau, DER "Write me a Wallace Beery Wrestling
Picture"-Wallace Beery, für den Barton Fink bei den Coens sein
erstes Hollywood-Drehbuch verfassen soll!
(Hommage à Louise Brooks: FILMMUSEUM, Do.-So.)
Schöne Frauen stehen bei ihm selten im Mittelpunkt, und die
wirklich schönen Dinge dürfen wenn dann doch eher die Männer
machen. Die dann aber richtig: John Carpenter erfährt ab dieser
Woche im Werkstattkino die längst überfällige, ihm sonst weithin
versagte Würdigung seines Werks dieser Dekade. Es herrscht so
der Konsens, dass Carpenter seinen Höhepunkt irgendwann in den
80ern überschritten hat - schon PRINCE OF DARKNESS wurde
unfairerweise immer als Station des Niedergangs gesehen. Klar, sein
Ohr hat sich vom Puls der Zeit etwas entfernt, den Nerv derselbigen
trifft er nicht mehr so recht. Stilistische Weiterentwicklung (oder
Anpassung an's Trendige) interessiert ihn offensichtlich nicht
allzu brennend. Dafür hat er inzwischen eine gewisse
Verschrobenheit hinzugewonnen, einen Hang zum Bizarren, zum
Verschnörkelten, die auf ihre Weise ebenso schätzenswert sind wie
die Geradlinigkeit seiner früheren Werke. Los geht's mit IN THE MOUTH OF MADNESS,
dem bei der Erstaufführung so ziemlich jede Resonanz versagt blieb.
Schade - denn auch wenn sich das Ganze vielleicht nicht so perfekt
zum runden Gesamtbild fügt, so sind doch die Bausteine von großem
Einfallsreichtum, nimmt der Film doch einiges vorweg, was das Kino
in den letzten Jahren erst so richtig zu interessieren
begann. (IN THE MOUTH OF MADNESS (OF)): Werkstattkino,
Mo.-Mi. 23:00)
Weiter können wir Ihnen leider nicht helfen, was schöne Frauen
(oder für den daran nicht interessierten Teil unserer LeserInnen:
Männer) anbetrifft. Da müssen Sie sich schon selbst drum kümmern.
Schöne Dinge aber - da können wir Ihnen noch welche anbieten.
Genauer gesagt: Unser Herr Oehmann hätte da noch welche in
petto. Ach was, Sie ahnen's schon? Ei wie denn das? Sind Sie
sicher? Na gut, dann aber hier doch noch mal zum Überprüfen
Ihrer Vermutung: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen,
Die Artechock-Redaktion
|