Nun ja. Was jetzt kommt, können Sie sich wohl wirklich denken.
Genau: Orson-Welles-Konferenz. Kommen'se rein, können'se
rausschaun. Oder so ähnlich. Nein, wirklich: Das ist eine große
Sache. Da muß man dabei sein, da geht es rauf, da geht es runter,
hullygully, nicht lang rumstehen, einfach einsteigen, ein
Riesenspaß für die ganze Familie, huiiiiiiiii!
Im Ernst: Wir sind dort, und das aus gutem Grunde, und wenn
Sie's zeitlich irgendwie einrichten können und Sie sich im
Kino auch nur ansatzweise für mehr interessieren als computergenerierte
Aliens, dann sollten Sie's auch sein.
Und dann den Montag auch gleich noch mit
dranhängen. Da gibt's nämlich Orsons MR. ARKADIN, plus Material um,
über und zu diesem vielleicht eigenartigsten aller Filme von
Welles, mit einer (zweifelsohne fachkundigen) Einführung von Hans
Schmid. Und weil wir dann grad dabei sind: Dienstag nehmen wir
Welles wunderschöne Isak Dinesen (aka Tanja Blixen) Verfilmung THE
IMMORTAL STORY auch noch mit. Ehrensache.
(Filmmuseum: Orson-Welles-Konferenz, Do.-So.;
MR. ARKADIN (OF), Mo. 19:00; THE IMMORTAL STORY (OF), Di.
21:15)
Kaum haben wir diesen Welles-Marathon hinter uns, geht's nahtlos
weiter mit der nächsten sehenswerten Retro: Am Mittwoch fängt
gleich die Bernhard Wicki-Reihe an mit DIE BRÜCKE, einem der
wichtigsten Filme für das deutsche Nachkriegskino. Mehr zu der
ganzen Retrospektive dann demnächst, wenn sie richtig am Laufen ist
- diesen Auftakt aber sollte man schon mal nicht verpassen.
(DIE BRÜCKE: Filmmuseum, Mi. 19:00)
Vielleicht sollte man sich diese Woche im Filmmuseum auch einfach
gleich dauerinstallieren lassen: Weil's eigentlich eh schon wurscht
ist, ob man noch irgendeinen Abend nicht komplett dort verbringt,
kann man auch einen Blick riskieren in TANO DA MORIRE. Ein
Film, von dem wir leider auch nicht mehr wissen, als daß es sich um
ein italienisches Musical aus dem Jahre 1997 handelt über einen
toten Mafia-Boss; mit Rap und Schlagern von Nino D'Angelo. Und das
klingt doch schon mal ziemlich interessant.
(TANO DA MORIRE (OmU): Filmmuseum, Di. 19:00, Mi. 21:15)
Das ließe sich dann auch zwanglos verbinden mit einem Besuch in
unserem heißgeliebten Werkstattkino. Da gibt's nämlich ein kleines
Reihchen mit einem der auf seine recht spezielle Art doch Großen
des italienischen Films: Tinto Brass. Es ist ja so eine Eigenart
des italienischen und spanischen Kinos, daß da gern eine seltsam
zwanglose Verbindung herrscht zwischen politisch radikalem Anspruch
und übelster Exploitation-Ware. Viele, die als linke Intellektuelle
ihre Karriere starten, landen über kurz oder lang bei Pornos und
Hardcore-Horror - oft auch, ohne daß da ein Widerspruch sein
muß. Daß Tinto Brass ambitioniert war, sieht man CALIGULA deutlich an.
Wie weit's gelungen ist, sei dahingestellt, und da sind ja
bekanntlich die meisten der eher blöden Sex-Szenen nachträglich vom
Produzenten eingefügt und das Endergebnis insgesamt recht
verwässert worden. Trotzdem ein Film, den man zumindest einmal
gesehen haben sollte. Ob das für die beiden anderen Filme der
Reihe (PAPRIKA und COSÌ FAN TUTTE) auch
gilt, vermögen wir nicht zu sagen. Immerhin stammt von Tinto Brass
der schöne Satz: "Ein Film ist mir dann gelungen, wenn ich beim
Drehen einen Dauerständer habe." Und da haben wir nichts zu
erwidern. Solche Leute braucht das Kino.
(Werkstattkino: CALIGULA, Fr.-So. 21:00; PAPRIKA - EIN
LEBEN FÜR DIE LIEBE, Mo.-Mi. 20:30; EINE UNMORALISCHE FRAU;
Mo.-Mi. 23:00)
Die Welt hingegen braucht Leute wie unseren Herrn Oehmann.
Kernphysiker bei Tag, Friseuse bei Nacht, findet der Onkel 23
geräteturnender Wunderkinder dennoch Zeit, nicht nur als Vorstand
des Vereins zur Arterhaltung der Flugsaurier tätig zu sein und
täglich brav seine Eisenbrause zu trinken, damit er nicht immer so
müde ist. Sondern auch Woche für Woche treu und stet unter den
Bergen von kulturellen Angeboten zielsicher jene herauszuwühlen,
die er frisch und spontan in unsere atemlos gespitzten Ohren
diktiert, auf daß wir sie Ihnen, verehrte Leserschaft, staunend ob
ihrer Weisheit übermitteln als Leitgestirn der Freizeitplanung.
Was er uns wohl diese Woche empfehlen wird? Nun, lasset uns
lauschen: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die Artechock-Redaktion
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