"Oh je," werden Sie vielleicht jetzt denken, "jetzt kommen die
wieder mit ihren Filmtips (oder, wenn Sie in neuer Rechtschreibung
denken: Filmtipps), und ich weiß schon genau - die werden mir
wieder die Paul Verhoeven-Retro im Filmmuseum empfehlen.
Jede Woche das selbe!" Ha, weit gefehlt! Denn diese Woche
wollen wir uns nicht wiederholen. Diese Woche gibt's nur brandneue
Empfehlungen. Denn wenn Sie auf die alten bisher nicht gehört haben
und noch nicht selbst auf den Geschmack gekommen sind, dann hat's
wohl jetzt auch keinen Sinn mehr, Sie in diese Reihe reinzwingen zu
wollen.
Deshalb: Auf geht's, nein, nicht beim Schichtl, sondern in die
LUPE 2. Dort läuft nämlich nach deren Aussage letztmals A NIGHT AT THE OPERA!
Wir wollen jetzt kein neues Öl auf das Feuer der alten
Marxisten-Kontroverse DUCK SOUP vs. A NIGHT AT THE OPERA gießen.
(Nur zur Güte anmerken, daß man ja auch unterschiedliche Sachen für
ihre jeweiligen Qualitäten schätzen kann, ohne daß sie sich deshalb
gegenseitig ausschließen.) Sondern einfach nur sagen: Einer der
schönsten Filme der Marx-Brothers, und jener, der folgenden Satz
enthält, der einer unserer Lieblingssentenzen, ach was, geradezu
eines unserer wichtigsten Leitmotti ist: "There is no Sanity
Clause." (A NIGHT AT THE OPERA (OmU): LUPE 2, Mo.-Mi.
22:15)
Was uns wunderbar überleitet zu zwei bis drei Verrückten des
deutschen Kinos, deren Werke mal wieder zur Betrachtung angeboten
werden. Im Werkstattkino geben sich Filme von Jörg Buttgereit
die Ehre; los geht's mit NEKROMANTIK, dann folgt DER TODESKING (und
demnächst geht's weiter mit NEKROMANTIK 2). Man muß diese Filme
nicht unbedingt mögen - und es gibt in der Tat gute Gründe, es
nicht zu tun. Aber man muß anerkennen, daß da einer am Werk ist,
der von Obsessionen getrieben ist, der sich einen feuchten Kehricht
schert um den satten Konsens, den schulterklopfenden circle-jerk
und die gnadenlos mediokre Nettigkeit, die leider unser
bundesdeutsches Kino heute zu großen Teilen prägen.
(Werkstattkino: NEKROMANTIK, Fr.-Mo. 23:00; DER TODESKING,
Di.-Mi. 23:00) Was ebenso gilt für Werner Herzog und
seinen unverzichtbaren Star-Widerpart Klaus Kinski. Im Filmmuseum
gibt's jetzt, nach dem Filmfest, erneut vor dem regulären Kinostart
MEIN LIEBSTER FEIND,
Herzogs Doku über die Haßliebe der beiden. Gewiß auch eine amüsante
Freakshow - was das sein dürfte, was nach den Publikumsreaktionen
auf dem Filmfest die meisten daran interessiert. Vielmehr aber ein
zutiefst krankes, wahrhaft gruseliges Psychogramm zweier
beschädigter Seelen. Daß aber aus solch einer Konstellation,
die eigentlich dringend therapiebedürftig gewesen wäre, Kunst
hervorging, wie sie in ihrer Obsessivität zumindest hierzulande
keiner mehr zu Stande bringt (auch Herzog nicht), kann man gleich
im Anschluß anhand von AGUIRRE, DER ZORN GOTTES und NOSFERATU - PHANTOM DER
NACHT erleben. (Filmmuseum: MEIN LIEBSTER FEIND, Fr./Sa.
20:30; AGUIRRE, DER ZORN GOTTES, Fr. 23:00; NOSFERATU - PHANTOM
DER NACHT, Sa. 23:00)
Na ja, und wenn wir gerade beim Filmmuseum sind... Okay,
okay, wir hatten versprochen, es nicht zu tun, aber es muß halt
doch noch zumindest diese eine Mal sein: Die Paul Verhoeven-Retro
geht in die entscheidende Endphase, und da gibt's SOLDAAT VAN ORANJE zu
sehen und - merket auf! -
TURKS FRUIT (TÜRKISCHE FRÜCHTE). Letzterer wurde in den
Niederlanden zum besten einheimischen Film aller Zeiten gewählt
(ersterer folgte auf Platz 2), hat Rutger Hauer schlagartig zum
Star gemacht und ist überhaupt ein ganz wahnsinniges Teil. Machen
wir's kurz: Gehen Sie rein! (Filmmuseum: SOLDAAT VAN ORANJE
(OmeU), Mo. 19:00; TURKS FRUIT (TÜRKISCHE FRÜCHTE) (OmeU), Di./Mi.
21:15)
Zum Trost für die sich jede Woche wiederholende
Verhoefen-Empfehlung gibt's jetzt zum Schluß dann was, was Sie noch
nicht kennen. Wir lassen unseren lieben Herrn Oehmann zu Worte
kommen, der auch einen Tip parat hat, und zwar einen gewohnt
originellen: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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