Daß zur Zeit weltweit das aufregendste Kino aus Asien im allgemeinen
und Japan im speziellen kommt, war an dieser Stelle schon
des öfteren zu lesen. Aber noch nicht oft genug! Oder wie
ist es sonst zu erklären, daß mit SAKIKOS
GEHEIMER SCHATZ der lustigste Film der Berlinale
1997 erst jetzt, rund 5 Monate nach Bundesstart, den Weg in
ein Münchener Kino findet? Und dies auch nur für sieben Vorstellungen
im kleinen Werkstattkino.
Während sonst Samurai-Epen a la Kurosawa, Gangster-Streifen von
Kitano oder Manga den Weg von Japan auf unsere Leinwände finden,
ist diesmal fast eine Alltagsgeschichte zu bewundern. Fast! Denn
SAKIKOS GEHEIMER SCHATZ ist eine so bissige Satire über den
Materialismus der (nicht nur japanischen) Mittelschicht, wie man
sie spätestens seit der FAMILIE MIT UMGEKEHRTEM DÜSENANTRIEB nicht
mehr gesehen hat. Sakiko liebt Geld. Nichts als Geld. Schon als
Kind sitzt sie apathisch herum, wenn sie kein Geld zählen kann.
Folgerichtig wird sie Bankangestellte. Doch Geldzählen befriedigt
auf die Dauer nur, wenn es das eigene Geld ist. Deshalb versucht
Sakiko alles, um an die Beute eines Banküberfalls heranzukommen:
ein Geologiestudium, Extrembergsteigen, Wettkampfschwimmen....
Während Sakikos Anstrengungen immer absurder werden, schafft es
Regisseur Shinobu Yaguchi, das von Anfang an hohe Tempo der Komödie
kontinuierlich zu steigern. Unterstützt wird er dabei von Naomi
Nishida in der Hauptrolle, die es schafft, zu der absurdesten
Slapstick-Komik ein absolut teilnahmsloses Gesicht zu machen, die
aber vor Begeisterung Funken sprüht, sobald ein Yen-Zeichen ihr
Blickfeld kreuzt. Fazit: Hinrennen ins Werkstattkino!
Auch ich werde da sein. Ich will endlich den ganzen Film sehen.
Beim ersten Versuch ist mir dies nur zu 90% gelungen. Die restliche
Zeit lag ich vor Lachen auf dem Boden.
Claus Schotten
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