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IDIOTEN - Zur Verleihpolitik von Arthaus

  22.04.1999
 
 
 
 

Diese Woche sollte eigentlich der zweite "Dogma 95"-Film, Lars von Triers IDIOTERNE (IDIOTEN), anlaufen.
Daß Sie den nicht zu sehen bekommen, das haben Sie dem Verleiher Arthaus zu verdanken.
"Moment mal," werden Sie jetzt einwenden, "aber der kommt doch." Leider nein - was läuft ist ausschließlich eine deutsche Synchronfassung. Und das ist in diesem Fall wirklich etwas ganz was anderes.
Das ist jetzt keine pingelige Cineasten-Spinnerei von mir (und Dänisch kann ich genausowenig wie die meisten von Ihnen) - es geht um einen Film, bei dem die ausschließliche Verwendung von am Drehort aufgezeichnetem Originalton zu einem der wesentlichsten Bestandteile der Ästhetik gehört.
Es ist ja kein Zufall, daß gleich die zweite Regel im "Dogma" lautet: "Der Ton darf nie unabhängig vom Bild produziert werden oder umgekehrt." Der Ton ist nun mal ganz entscheidend daran beteiligt (oft unbewußt viel mehr als das Bild), welche Räume beim Betrachten im Kopf entstehen. Speziell bei IDIOTERNE hat diese Regel außerdem für Lars von Trier zu einer ganzen Reihe von offensichtlich von der Tonspur diktierten Schnittentscheidungen geführt und somit unmittelbar das beeinflußt, was an Bildern überhaupt zu sehen ist.
Nichts von alledem in der Synchronfassung, wo nachvertonte Geräusche und tote Studioatmosphäre alles zunichte machen, was da vom Regisseur beabsichtigt war. Konsequenterweise mußte auf Anordnung von Lars von Trier auch das Dogma-Diplom aus der Synchronfassung herausgeschnitten werden - IDIOTEN auf Deutsch ist KEIN Dogma-Film.

Nun hat sich doch ausgerechnet Arthaus die Kunst schon in den Namen geschrieben und will ein erwachseneres Publikum etwas abseits vom Mainstream bedienen - sprich: Menschen, die OmU-Fassungen von Haus aus eher aufgeschlossen gegenüberstehen. Finanziell sollten solche Fassungen also zumindest in den Großstädten wirklich kein Wagnis darstellen.
Aber ausgerechnet dieser Verleih ist mit originalsprachigen Fassungen knausrig wie kein zweiter. FESTEN (DAS FEST) - der erste Dogma-Film - war bisher in München noch überhaupt nicht unsynchronisiert zu sehen, und SCHWARZE KATZE, WEIßER KATER hat's gerade mal mit Monaten Verspätung zwei Wochen in's Maxim geschafft.
Wen diese Verleihpolitik nervt, der möge nun nicht einfach still in sich hineingrummeln, sondern sich aktiv bei Arthaus beschweren. Und zwar bitte höflich - aber bestimmt.
And tell them Artechock sent you.
Für eine bessere Kino-Welt!

Thomas Willmann

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