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Die Münchner
Internationales Festival der Filmhochschulen zum 2ten

  12.12.1996
 
 
 
 

Bevor sie hinüberwandern ins Schattenreich der Redaktionen, seelenlose Serien zu stümpern, erhebt sich für die Filmschüler die Frage, ob sie es vorher nochmal krachen lassen in ihren Übungsfilmen mit Sex oder Surrealismus, mit Symbolik oder Sarkasmus, oder ob sie sich mit gef„lligen Nettigkeiten schon mal bereit machen für die harte Zeit als Fernsehsklave.

Die Münchner nun zeigten sich größtenteils nicht gerade draufgängerisch mit ihren Werken beim Festival der Filmhochschulen, andererseits wurde man dafür etwas weniger mit penetranten Bedeutungsschwangerschaften belästigt, wie bei vielen anderen Beiträgen, die mittelgroße Ratlosigkeiten im Publikum hinterließen. So waren einige der Münchner Nettigkeiten immerhin bekömmlich, widersprachen sie dabei immerhin zwei allgemein herumbehaupteten Phrasen: 1. Der Deutschen sind humorlos 2. Bei uns gibt's ja keine guten Geschichten. Da gab's zum Beispiel "Buck" von Florian Gallenberger. Welten treffen da aufeinander, wenn eine deutsche Yuppie-Schickse den irischen Tramper Buck im Auto mitnimmt. Dabei entstehen Szenen, die auf einfache, direkte Weise den Unterschied zwischen zwei Mentalitäten vorführt ohne dabei ausschließlich auf Klischees herumzureiten.

Eine Damentoilette ist der Handlungsort von Husam Chhaddats "Die Hochzeit"; latent klamottig, aber nicht ohne Charme erzählt Chhaddat die Begleiterscheinungen einer deutsch-türkischen Vermählung, das Chaos, die Mißverständnisse, das Geblödel. Kurze Einblicke in eine Feier aus der Perspektive des Toilettenspiegels. Die Kurzfassung der vielgeschmähten Beziehungskomödie bietet der sehr parodistischen Film "Fanny" von Andreas Schmidt-Thomae. Al trifft nach längerer Zeit Fanny im Park wieder. Alte Liebe flammt auf, doch Al, der Depp, vergißt ihre Telefonnummer. Die simple Geschichte wird schließlich gekrönt von nicht einem, sondern gleich drei Happy-Endings. Famos ironisiert der Film einmal den Filmregen, der oft - auch beim restlichen Festival - so unglaubwürdig eingesetzt wird, der hier aber nur für den bekümmerten Al regnet, während im Hintergrund die Sonne scheint. Die schmarrngeplagten Festivalbesucher dankten's dem Regisseur mit einem Szenenapplaus. "Keine Mätzchen, Schätzchen" hat seinen Schauplatz im Auto-Kino, Aschheim; gezeigt wird "Zur Sache, Schätzchen" mit Werner Ehmke und Uschi Glas. Ein Alt-Hippie-Pärchen, das den Film wahrscheinlich schon beim ersten Start gesehen hat, fühlt sich bemüßigt dem jungen Pärchen im Nachbar-Auto Ratschläge zu erteilen, weil's ja anscheinend nicht so läuft. Verhöhnt wird dabei die klugscheißeriche Art der Ewig-Jungen. "In dem Alter ham mir uns net so vui gschissen!".

Von Walter Feistle stammt eine liebvoll erstellte Albernheit namens "Die lebende Bombe" mit vielen Stummfilm-Zutaten. Dem wissenschaftlichen Institut für Humaballistik ist es gelungen, eine lebende Bombe zu entwickeln. Rolf, die Bombe, bekommt jedoch vor seiner Sprengung in die vierte Dimension Panik und bringt das Experiment zum Scheitern. Vor den aufgebrachten Wissenschaftlern kann er gerade noch fliehen. Erwähnt seien auch "Haut und Haar" von Beryl Shennen, die ein geschmackvoll-kannibalisches Abendessen zeigt, und "...And she smiled" von Benjamin Herrman, die tragikomische Geschichte von einem Verkehrspolizisten, der sich in eine junge Sportwagenfahrerin verliebt.

Alle diese Filme, von denen die meisten in einem HFF-Special außer Konkurrenz zu sehen waren, stellen keine großen künstlerischen Wagnisse dar, doch mit Vergnügen würde man sie gerne als Apperitif in unseren Kinos finden. Die Forderung nach Vorfilmen sei hier nochmal schon rein notorisch wiederholt.

Ja, und dann gab's ja noch einen Film von Stefan Schneider, ebenfalls aus München, namens 'Der Steuermann', verschwiemelt und bedeutungsschwanger. Mei, und der hat dann halt 'nen Preis gekriegt.

Richard Oehmann

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