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der schöne schein
ausstellung in der blutenburg

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der schöne
schein

Austellung in
der Blutenburg

Ein „Kalvarienberg“ ganz besonderer Art spiegelt sich plakativ im Blutenburger See: monumentale Kreuze z.B. für Querdenker, das unvermeidliche politische Erbe, die Sexualität, die Frau, und zu guter Letzt ein Apfelbäumchen zur Reserve hat Helme Heine dort gepflanzt. Dieses Werk ist ein wohl unbekannterer und unerwarteter Aspekt im Schaffen des Allroundkünstlers.
Die Ausstellung in Räumen der Internationalen Jugendbibliothekwendet sich dann aber doch überwiegend an das kindliche Gemüt jeden Alters. Der Kinderbuchillustrator (geb. 1941), der Betriebswirtschaft und Kunst studiert hat, kann diesbezüglich superlative Erfolge vorweisen: von über 40 Bücher wurden 8 Millionen Exemplare in 40 Ländern verkauft. Am Anfang stand das Buch „Elefanteneinmaleins“, doch mittlerweile prägen vor allem die guten Freunde, Hahn, Maus und Schwein die Heine’sche Phantasiewelt. Zahlreich ausgestellte Originalaquarelle geben einen Eindruck von den bunten Schöpfungen, die aber als Kalenderblätter auch mal in die Magengrube zielen: z. B. wenn ein Bär einen toten Menschen als Stola trägt. Zusätzlich liegen alle Kinderbücher wie Prinz Bär, Samstag im Paradies, die Abenteurer oder Sieben Wilde Schweine und viele andere mehrfach aus und bereiten den sich auf dem Teppichboden aalenden Kindern und vorlesenden Eltern sichtlich Vergnügen. Eine originale Heine-Maus-Bank „nur für gute Freunde“ und ein Bett zum Schäfchenzählen sind zwar extra für die Ausstellung entworfen worden, aber weniger interessant, da unberührbar (bitte nicht hinsetzen!). Im Raum verteilte Skulpturen und Objekte entlocken teilweise ein kurz aufflackerndes Schmunzeln, etwa wenn aus dem Straußenei „I“ mit aufgemalten Rissen eine porzellanene Menschenhand herauswinkt. Andere, wie ein Teil einer originalen Legebatterie, lassen den Betrachter eher ratlos stehen. Und dann sind da noch Skulpturen für Kinder wie „Igels Traum“ und „Meine Giraffen“. Gleich daneben stehen die eher kritischen Werke für Erwachsene wie das „Mißbrauchte Kind“, von dem es zwei verschiedene Versionen gibt: Die Konturen eines Mädchenkörpers aus Stacheldraht geformt hängen an der Wand herunter. Das andere Kind ist autowrackähnlich zu einem Block zusammengepreßt und auf einen Stab gespießt, schreiende Augen klagen an.
Sarkasmus in liebevoll aquarellierte Szenerien verpackt, das ist Heines Geheimrezept. Begleitet von einem „reim-dich-oder-ich-freß-dich“-Vers, wirkt seine Mixtur unschlagbar („Apfelsaft ist großer Mist, wenn er ausgetrunken ist“). Heines Qualität hängt, neben seinem zeichnerisch unverwechselbaren Stil, aber auch vor allem damit zusammen, daß selbst die Bilder für Kinder für Erwachsene amüsant sind. Das Schwein tanzt mit dem Metzger in inniger Umarmung Wange an Wange, das ist für Kinder lustig. Daß in des Metzgers Rocktasche ein scharfes Messer blitzt, das läßt den Erwachsenen schmunzeln. Die Skulpturen wenden sich aber nur an den einen oder an den anderen und wirken neben den Buchphantasien bemüht. Die Möbel schließlich sind gut und schön, taugen aber nichts, weil man sie nicht einmal anfassen darf - nichts für Kinder! Warum das Illustrationen-Skulpturen-Möbel-Konglomerat nun obendrein als „schöner Schein“ bezeichnet werden muß, bleibt gänzlich rätselhaft.

Bis 28.Oktober. Eintritt: DM 5,-, Kinder DM 2,-, Familienkarte DM 10,-. Keine Ermäßigung. Geöffnet Dienstag mit Sonntag 14-18 Uhr. Der Kalvarienberg im See kann jederzeit besichtigt werden. Zur Ausstellung ist ein Katalog (DM 49,-) erschienen. Am 3., 4. (jeweils 11 Uhr) und 5. Oktober (14 Uhr, der Künstler ist anwesend) findet ein Helme Heine Freunde Fest statt (DM 8,-, Kinder DM 4,-).

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