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hinaus in die natur
meisterzeichnungen der goethezeit im haus der kunst
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Nach der Ausstellung "Ernste Spiele" 1995 und der diesjährigen
Ausstellung von Werken des früh verstorbenen Nachwuchstalents
Carl Philipp Fohr präsentiert das Haus der Kunst nun erneut
Werke der Romantik. Eine Ausstellung deutscher Zeichnungen der
Romantik aus der Münchner Sammlung von Dr. Alfred Winterstein
(1895 - 1976) ist bis 9. November dort zu sehen. Die 1925 begonnene Sammlung ist berühmt für ihre Qualität ebenso wie für den Facettenreichtum, mit dem sie die hervorragenden Leistungen der deutschen Zeichenkunst der Goethezeit repräsentiert. Die Vorliebe des Sammlers galt dem Künstlerbildnis und Selbstporträt, vor allem aber der Landschaft. Intensiv bemühte sich Winterstein um den Erwerb bedeutender Blätter vor allem auch von Künstlern, die aufgrund eines frühen Todes nur ein schmales Oeuvre häufig nur aus Zeichnungen bestehend hinterlassen hatten, z. B. Carl Philipp Fohr, Franz Horny, Franz Pforr u. a. Darüberhinaus hegte er eine besondere Affinität für die Kunst der Münchner Schule. Einen Einblick und Überblick geben die 80 Blätter von Füssli bis Menzel. Seine umfassenden
Kenntnisse und Erfahrungen als Sammler stellte Winterstein auch
in den Dienst der Öffentlichkeit. So betätigte er sich
25 Jahre in der Staatlichen Ankaufskomission Bayerns, gehörte
zu den Gründern des Vereins zur Förderung der Alten
Pinakothek und wirkte im Kuratorium des Münchner Kunstvereins
und war bis zuletzt im Vorstand des Münchner Galerie-Vereins. "Ich
glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß in unserer
Zeit des wichtigen und Gedankenreichen mehr in Handzeichnungen
niedergelegt ist als in Bildern." Dieser Einschätzung der Zeichnung als wesentliche Zeitaussage und ihre Höherbewertung innerhalb der Kunstgattungen schließt sich der Ausstellungskurator und Verfasser des dazugehörigen Kataloges, Dr. Hinrich Sieveking, an und stellt sie als These an den Beginn seiner Ausführungen. Die Zeit von etwa 1750 bis 1850, das Jahrhundert, das grob als Goethezeit bezeichnet wird, unterlag vielfältigen Veränderungen. Es war eine Epoche des geistesgeschichtlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Umbruchs, die ihren Ausdruck auch in der Kunst und einer Vielfalt künstlerischer Richtungen fand. Auch die soziale Stellung des Künstlers unterlag in dieser Zeit einem Wandel, weg von höfischer Anbindung und akademischer Reglementierung, hin zu einer zunehmenden Freiheit und Selbständigkeit, jedoch auch häufig verbunden mit materieller Unsicherheit. Die Zeichnung wurde zunehmend zum eigenständigen Kunstwerk und verlor zunehmend ihre dienende Funktion. Während dieser Epoche setzte sich das unmittelbare Naturstudium langsam gegenüber dem akribischen Kopieren nach Vorlagen der Akademie durch. Die Künstler verließen die Akademien und Ateliers, um direkt in der freien Natur zu zeichnen. In den ausgestellten Blättern zeichnet sich diese Entwicklung deutlich ab. Noch sind die meisten Werke streng inszeniert mit einem bühnenhaften Aufbau in drei Plänen und darin noch immer dem Einfluß der niederländischen und französischen Landschaftsauffassung des 17. Jahrhunderts verhaftet. Ein herausragendes Blatt dieser Ausstellung ist diesbezüglich die "Merenda in den Farnesinischen Gärten zu Rom" (1823) von Johann Anton Ramboux, der auf malerische Art mit den drei Plänen spielt und damit eine ganz neue Dynamik in seiner Darstellung erzielt. Bleistift
und Skizzenblock führten die Künstler der Romantik
stets bei sich, so daß sie auch auf Reisen, wie die vielen
Beispiele aus Italien zeigen jederzeit ihre Eindrücke festhalten
konnten. Dies und das Zeichnen vor der Natur verleihen ihrer
Kunst einen neuen zuvor nicht dagewesenen Eindruck von Unmittelbarkeit.
Schwerpunkte der Ausstellung sind Landschaftsdarstellungen, vor
allem Italiens, das Künstlerbildnis und das Selbstporträt.
Der Katalog enthält alle ausgestellten Blätter und
vermittelt dadurch ebenso wie die Ausstellung einen Einblick
in die langsame Loslösung und Befreiung von tradierten Mustern
in der Kunst. | |
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