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28.06.2008
 
 
     

26. Filmfest München 2008
TAGE UND WOLKEN (GIORNI E NUVOLE)
Was bleibt, wenn man alles verliert

Informationen zum Film

 
Kein Urlaub: Michele und Alba finden sich auf der Straße wieder
 
 
 
 
 

Waren Brot und Tulpen noch fassbare Dinge, die Regisseur Silvio Soldini in PANE E TULIPANI aus dem Jahr 2000 zum Titel erhob, ist das Begriffspaar im Titel seines neuen Films nun um vieles schwerer greifbar, fast ein bisschen unerreichbar, wie es scheint: TAGE UND WOLKEN (GIORNI E NUVOLE) handelt nicht mehr von der romantischen ersten Begegnung, von dem zarten Beginn einer Liebesgeschichte. Vielmehr beschreibt der Regisseur hier die Probleme einer Beziehung in einer ihrer schwersten Zeiten.

Es ist die Geschichte von Elsa (Margherita Buy) und Michele (Antonio Albanese), einem  von Erfolg gesegneten Paar: Er arbeitet als Geschäftsführer einer Spedition, sie hat gerade erfolgreich ihren Doktortitel in Kunstgeschichte erworben. Außerdem hilft Elsa begeistert bei der Renovierung eines alten Deckengemäldes. Gemeinsam besitzen sie: Eine beachtliche Altbauwohnung. Eine Segelyacht im Hafen. Eine erwachsene Tochter, Alice (Alba Rohrwacher). Viele Freunde. La vita è bella! Doch dann bringt eine Nachricht Micheles all die gesellschaftlichen Fassaden zu Fall: Er ist bereits seit 2 Monaten arbeitslos, aus der Firma verdrängt von seinen Geschäftspartnern. Von nun an müssen die beiden sich auf einen völlig anderen Lebensstil einstellen. Die Wohnung und das Boot müssen verkauft und eine neue Arbeit gefunden werden. Doch obwohl Michele auf unzähligen Vorstellungsgesprächen vorspricht, will sich einfach nichts neues finden. Um nicht das Gesicht zu verlieren, versuchen Elsa und Michele zunächst, den Schein zu wahren und vertrauen sich weder ihrer Tochter noch ihren Freunden und Bekannten an. Klar, dass das nicht lange aufrecht erhalten werden kann.

Mit der neuen Situation gehen Elsa und Michele völlig unterschiedlich um. Während Elsa sich den Problemen stellt und gleich zwei Jobs übernimmt – tagsüber arbeitet sie in einem Call-Center und abends als Sekretärin –, machen Michele die ernüchternden Bewerbungsgespräche und das erdrückende Warten und Nichtstun so zu schaffen, dass er sich mehr und mehr in seine Unzufriedenheit und Hoffnungslosigkeit zurückzieht. 

Bei Geld hört ja bekanntermaßen die Freundschaft auf. Dieses Thema kommt auf, als Michele einen Freund um Geld bittet, das dieser ihm seit langem schuldet. Ohnehin bereits eine ziemlich peinliche Situation für Michele,  verschlimmert sie sich noch, als der andere behauptet, er habe ihm das Geld bereits zurückgegeben.   

Ein wenig zu idealistisch angesichts der Entfremdung zwischen Elsa und Michele wirkt der Schluss: Alle innerfamiliären Konflikte werden gelöst. Es folgt die Erkenntnis darüber, dass doch immer etwas bleibt, auch wenn man alles verliert. Unter dem wunderschönen, nun fertig renovierten Deckengemälde finden die beiden wieder zueinander.

Nora Zapf

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