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Filmfest München 2002 11.07.2002
 
 
 
 

Alle Jahre wieder - Kritik am Rande des Filmfests

   
 
 
 
 

Die erste angenehme Neuerung des Filmfests zum 20jährigen Jubiläum konnte man schon im Vorfeld bewundern: Die Formel für das Plakat wurde leicht geändert. Zwar ist das Motiv immer noch ein berühmter Kuß aus der Filmgeschichte, aber die Farben und besonders der Schriftzug sind waren dieses Jahr deutlich dezenter und gefälliger.

Nächster Kritikpunkt der passionierten Festivalgänger ist dann alljährlich der Trailer - viiiiiel zu lang und grottenschlecht. Vor dem Filmfest sieht man ihm schon mit Schrecken entgegen und tröstet sich mit dem Gedanken, daß es schlimmer als im letzten Jahr nun wirklich nicht mehr kommen kann - und dann wurde man in der ersten Vorstellung eines schlechteren belehrt. Dieses Jahr die Sensation: Ein flotter, 25 Sekunden kurzer Animationsfilm, der durchaus mit den Trailern von Berlin oder Cannes konkurrieren kann. Einige Details kann man noch verbessern - die Musik war gegen Ende etwas laut und die Animation noch nicht so elegant wie bei den großen Vorbildern Berlin und Cannes - dafür war er schwungvoller und von der "Fühllänge" her passender als der diesjährige Berlinale-Trailer. Insbesondere hat der diesjährige Trailer die allergogene Wirkung seiner Vorgänger verloren. Bekam man in den Vorjahren spätestens beim dritten Sehen des Trailers Schreikrämpfe oder Mordgelüste konnte man die diesjährige Ausgabe im Laufe des Festivals 30-40 mal sehen ohne irgendwelche Nebenwirkungen zu verspüren. Weiter so!

Was für den Filmfest-Trailer jahrelang galt, galt in geringerem Maße auch für seinen kleinen Bruder auf dem Festival der Filmhochschulen. Das Konzept war ebenso verkorkst: Eine viel zu lange Geschichte von einem jungen Menschen, der sich seinen Platz im Kino erobert mit Schauspielern inszeniert. Die Trailer profitierte lediglich davon, daß die Filmfesttrailer noch viel schlechter waren. Das Konzept wurde hier nicht geändert, wohl aber die Umsetzung. Dieses Jahr gab es eine irrsinnig gute, detailreiche Mischung aus Animations- und Realfilm, an der man sich einfach nicht sattsehen konnte. Zwar war der Film für einen Festivaltrailer eigentlich viel zu lang, trotzdem wollte man keine Sekunde missen. Im Gegenteil, allein noch einmal den Trailer zu sehen, war Grund genug eine weitere Vorstellung zu besuchen.

Verschärfte Probleme gab es dieses Jahr an den Kassen des Maxx. Zwischen den Vorstellungen gab es dort schon immer Gedränge, aber dieses Jahr haben die Warteschlangen neue Dimensionen angenommen. Zeitweise war es schneller, mit Fahrrad oder S-Bahn vom Maxx zum Gasteig und wieder zurückzufahren, um sich dort die Karten zu besorgen. Ärgerlich, wenn man deswegen den nächsten Filmanfang verpaßt.

Wenig gebessert hat sich an der Projektionsqualität im Maxx. Samstag war dort wohl Stummfilmtag. Zwei von vier Filmen wurden ohne Ton gestartet. Erst nach einigen Minuten gelang es, die Tonanlage komplett einzuschalten. Mit den Bildformaten gab es das ganze Festival über Probleme. Häufig wurde während der Vorstellung die Bildabdeckung hektisch hin und her gefahren und immer wieder waren Cinemascope-Filme nur ausschnittsweise zu sehen, weil die seitlichen Bildränder bei der verwendeten Brennweite nicht mehr auf die Leinwand paßten und deshalb einfach abgeschnitten wurden. Hier sollten sich die Verantwortlichen für das nächste Jahr die Berlinale zum Vorbild nehmen. Dort wird im Delphi vor jeder Vorstellung (bei Zeitmangel während des Einlasses) ein Filmausschnitt zur Probe projeziert. So können Schärfe und Bildformat kontrolliert und nachjustiert werden. Das kostet etwas Mühe, erspart aber unangenehme Überraschungen während der Vorstellung und steigert so den Filmgenuß.

Claus Schotten

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