Die erste angenehme Neuerung des Filmfests zum 20jährigen
Jubiläum konnte man
schon im Vorfeld bewundern: Die Formel für das Plakat
wurde leicht geändert.
Zwar ist das Motiv immer noch ein berühmter Kuß
aus der Filmgeschichte, aber
die Farben und besonders der Schriftzug sind waren dieses
Jahr deutlich
dezenter und gefälliger.
Nächster Kritikpunkt der passionierten Festivalgänger
ist dann alljährlich der
Trailer - viiiiiel zu lang und grottenschlecht. Vor dem Filmfest
sieht man ihm
schon mit Schrecken entgegen und tröstet sich mit dem
Gedanken, daß es
schlimmer als im letzten Jahr nun wirklich nicht mehr kommen
kann - und dann
wurde man in der ersten Vorstellung eines schlechteren belehrt.
Dieses Jahr
die Sensation: Ein flotter, 25 Sekunden kurzer Animationsfilm,
der durchaus
mit den Trailern von Berlin oder Cannes konkurrieren kann.
Einige Details kann
man noch verbessern - die Musik war gegen Ende etwas laut
und die Animation
noch nicht so elegant wie bei den großen Vorbildern
Berlin und Cannes - dafür
war er schwungvoller und von der "Fühllänge"
her passender als der diesjährige
Berlinale-Trailer. Insbesondere hat der diesjährige Trailer
die allergogene
Wirkung seiner Vorgänger verloren. Bekam man in den Vorjahren
spätestens beim
dritten Sehen des Trailers Schreikrämpfe oder Mordgelüste
konnte man die diesjährige Ausgabe im Laufe des Festivals
30-40 mal sehen ohne
irgendwelche Nebenwirkungen zu verspüren. Weiter so!
Was für den Filmfest-Trailer jahrelang galt, galt in
geringerem Maße auch für
seinen kleinen Bruder auf dem Festival der Filmhochschulen.
Das Konzept war
ebenso verkorkst: Eine viel zu lange Geschichte von einem
jungen Menschen, der
sich seinen Platz im Kino erobert mit Schauspielern inszeniert.
Die Trailer
profitierte lediglich davon, daß die Filmfesttrailer
noch viel schlechter
waren. Das Konzept wurde hier nicht geändert, wohl aber
die Umsetzung. Dieses
Jahr gab es eine irrsinnig gute, detailreiche Mischung aus
Animations- und
Realfilm, an der man sich einfach nicht sattsehen konnte.
Zwar war der Film
für einen Festivaltrailer eigentlich viel zu lang, trotzdem
wollte man keine
Sekunde missen. Im Gegenteil, allein noch einmal den Trailer
zu sehen, war
Grund genug eine weitere Vorstellung zu besuchen.
Verschärfte Probleme gab es dieses Jahr an den Kassen
des Maxx. Zwischen den
Vorstellungen gab es dort schon immer Gedränge, aber
dieses Jahr haben die
Warteschlangen neue Dimensionen angenommen. Zeitweise war
es schneller, mit
Fahrrad oder S-Bahn vom Maxx zum Gasteig und wieder zurückzufahren,
um sich
dort die Karten zu besorgen. Ärgerlich, wenn man deswegen
den nächsten
Filmanfang verpaßt.
Wenig gebessert hat sich an der Projektionsqualität
im Maxx. Samstag war dort
wohl Stummfilmtag. Zwei von vier Filmen wurden ohne Ton gestartet.
Erst nach
einigen Minuten gelang es, die Tonanlage komplett einzuschalten.
Mit den
Bildformaten gab es das ganze Festival über Probleme.
Häufig wurde während der
Vorstellung die Bildabdeckung hektisch hin und her gefahren
und immer wieder
waren Cinemascope-Filme nur ausschnittsweise zu sehen, weil
die seitlichen
Bildränder bei der verwendeten Brennweite nicht mehr
auf die Leinwand paßten
und deshalb einfach abgeschnitten wurden. Hier sollten sich
die
Verantwortlichen für das nächste Jahr die Berlinale
zum Vorbild nehmen. Dort
wird im Delphi vor jeder Vorstellung (bei Zeitmangel während
des Einlasses)
ein Filmausschnitt zur Probe projeziert. So können Schärfe
und Bildformat
kontrolliert und nachjustiert werden. Das kostet etwas Mühe,
erspart aber
unangenehme Überraschungen während der Vorstellung
und steigert so den
Filmgenuß.
Claus Schotten
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